Wölfe trennen sich von Trainer Hecking

SID
Dieter Hecking wurde beim VfL Wolfsburg offenbar beurlaubt
© getty

Nach 165 Spielen und mehr als dreieinhalb Jahren hat die Ära von Dieter Hecking beim VfL Wolfsburg ein plötzliches Ende gefunden. Der ambitionierte Bundesligist trennte sich nach dem misslungenen Saisonstart am Montag von seinem Trainer und will mit neuem Führungspersonal endlich den Millionen-Kader um die Nationalspieler Julian Draxler und Mario Gomez auf Kurs bringen.

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"Menschlich tut mir dieser Schritt sehr leid", sagte Sportchef Klaus Allofs, den die monatelange Durststrecke nun zum Handeln bewog: "Wir haben in den intensiven fast vier Jahren eng und erfolgreich zusammengearbeitet, mit dem Gewinn des DFB-Pokals und der Vize-Meisterschaft 2015 als Höhepunkt einer bis dahin kontinuierlich nach oben führenden Entwicklung." Nach den zuletzt enttäuschenden Leistungen sei man aber zu der Entscheidung gekommen, durch einen Wechsel auf der Cheftrainerposition dem Team neue Impulse zu geben. Auch Assistenztrainer Dirk Bremser wird den VfL deshalb verlassen.

Hecking reagierte sachlich auf die Entscheidung: "Natürlich bin ich enttäuscht, aber es gehört als Trainer in diesem Geschäft dazu, dass man mit einer Trennung rechnen muss, wenn die Erfolge ausbleiben. Das war bei uns zuletzt leider der Fall." Er hätte gerne mit der Mannschaft weitergearbeitet und sie wieder in die Erfolgsspur zurückgeführt, respektiere aber die Entscheidung des Klubs.

Damit hat nach Werder Bremen und dem Hamburger SV auch der dritte Nord-Klub in der deutschen Eliteklasse schon früh in der Saison seinen Trainer gewechselt. Interimsweise übernimmt der bisherige U23-Coach Valerien Ismael die Leitung der Profimannschaft. Als langfristige Nachfolge-Lösungen gelten Gerüchten zufolge der Portugiese Andre Villas-Boas und der Niedersachse Andre Breitenreiter.

Bilanz 2016 ist ernüchternd

Die Möglichkeit, Hecking im kommenden Bundesligaspiel am Samstag bei Darmstadt 98 eine weitere Bewährungschance zu geben, wurde offenbar aufgrund des Vetos der Klubbosse nicht mehr in Erwägung gezogen. Nach Angaben des kicker fiel die Entscheidung gegen Hecking letztlich bei einem Treffen der Geschäftsführung um Allofs mit dem Präsidium und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Francisco Javier Garcia Sanz am Montag. Danach war klar: Hecking muss gehen.

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Sportlich hatte Hecking allerdings zuletzt auch wenig Argumente gesammelt, seine Bilanz im Jahr 2016 ist ernüchternd. Ganze 25 Punkte in 24 Spielen konnte der Chefcoach für sich verzeichnen - die Bilanz eines Absteigers. Und das mit diesem Edel-Kader. "Als Cheftrainer hast du immer die Verantwortung - für alles, was passiert", hatte Hecking nach der 0:1-Pleite gegen RB Leipzig am Sonntag gesagt: "Wenn du keine Spiele gewinnst, hast du auch keine Argumente."

Nach dem Absturz auf Platz 14 rückte Allofs von seinem jahrelangen Leitwolf ab. Im Januar 2013 hatte Allofs seinen Wunschkandidaten aus einem laufenden Vertrag beim 1. FC Nürnberg herausgekauft. Rund 750.000 Euro bezahlte der Manager damals an den Club. Nun hatte der 52-Jährige mit dem VfL zurück in den Europapokal stürmen sollen - doch stattdessen herrscht in der Autostadt Tristesse. Von den Tribünen hallten nach der Partie gegen Leipzig erstmals "Hecking raus"-Rufe, die Fans sangen: "Wir haben die Schnauze voll!"

Die Geduld mit dem Trainer, der 2015 als strahlender Sieger des DFB-Pokals gefeiert wurde, war nun am Ende.

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