Verwirrung um Deutschland-GP

SID
Die Formel 1-Rennen am Nürburgring könnten bald der Vergangenheit angehören
© getty

Dem traditionsreichen Nürburgring droht offenbar der Verlust des Formel-1-Rennens in diesem Jahr. Der mächtige Promoter Bernie Ecclestone (83) hat in englischen Medien angekündigt, dass der Grand Prix am 19. Juli in Hockenheim anstatt wie bisher geplant auf der legendären Strecke in der Eifel ausgetragen werden soll.

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Die Signale der beiden deutschen Rennstrecken allerdings lauten: wir wissen von nichts. Pietro Nuvoloni, Sprecher der Nürburgring-Betreiber-Gesellschaft capricorn, sagte dem "SID" lapidar: "Wir nehmen die Aussagen von Herrn Ecclestone zur Kenntnis, kommentieren diese aber nicht."

"Wir würden uns freuen, wenn es auch in diesem Jahr ein Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring geben würde. Aber ein Formel-1-Rennen muss auch für den Betreiber finanzierbar sein", so Nuvoloni weiter. Zuletzt steckte der Nürburgring in heftigen finanziellen Schwierigkeiten.

Viele Rennstrecken können sich die von Ecclestone eingeforderten Antrittsgagen der Formel 1 nicht mehr leisten oder diese refinanzieren. Seit 2008 hatten sich Hockenheim und der Nürburgring mit der Austragung des Rennens in Deutschland abgewechselt.

Wirrwarr für Fans

Laut Bernie Ecclestone gebe es bereits einen Vertrag mit dem Hockenheimring über die Austragung. Dieser Darstellung widersprach allerdings der Marketingleiter des Hockenheimrings. "Wir haben einen Vertrag mit Herrn Ecclestone für die Rennen 2016 und 2018, aber aktuell für dieses Jahr nichts vorliegen", sagte Jorn Teske dem Kölner "Express": "Wenn es ein konkretes Angebot gibt, schauen wir uns das an."

Aber auch der Hockenheimring hat Probleme. Bei der Ausführung im vergangenen Jahr blieben die Zuschauerzahlen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Lediglich 52.000 Fans kamen am Rennsonntag an die Strecke, 2013 am Nürburgring waren sogar nur 44.000 Zuschauer beim Rennen. Das Wirrwarr um den diesjährigen Austragungsort sorgt für ein weiteres großes Problem. Bei wem soll ein Formel-1-Fan Karten bestellen, wenn er nicht weiß, wo das Rennen stattfindet?

Zuschauerschwund beklagt

Das Interesse an der Formel 1 in Deutschland befindet sich ohnehin im freien Fall. Umso schwieriger ist angesichts solcher Zahlen die Refinanzierung. Dieses Problem ist aber kein deutsches, auch andere Traditionsstrecken wie Silverstone beklagen einen Zuschauerschwund. So plant man in England aktuell, die Eintrittspreise zu reduzieren.

Im Fahrerlager sind die taktischen Spielchen von Ecclestone, die Betreiber der Strecken gegeneinander auszuspielen, seit langer Zeit berühmt und berüchtigt. Nuvoloni wollte die jüngsten Meldungen deshalb auch nicht überbewerten: "Selbstverständlich bieten wir Herrn Ecclestone die Grand-Prix-Strecke weiter an, wie wir sie auch anderen Veranstaltern anbieten." Ein Vertrag für dieses Jahr besitzt aber auch der Nürburgring nicht.

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