Fredy Bickel reflektiert über Ex-Klub SK Rapid: "Für den Verein ist dieses Verhalten pures Gift"

Ex-Rapid-Geschäftsführer Fredy Bickel
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Sprechen Sie vom Einfluss des Block Wests?

Bickel: Ich will nicht in Wunden stechen und keine Abrechnung machen, dafür liegt mir Rapid zu sehr zum Herzen. Der Block West ist nicht nur schlimm! Im Gegenteil. Aber auch dort hat man sie zu weit nach vorne gelassen und zu weit einbezogen, weil man sich erhofft hat, in dieser Szene dann einen besseren Stand zu haben. Ich habe mich mit der Fanszene auch auseinandergesetzt und Gespräche geführt. Aber immer mit einer gewissen Distanz. Ich glaube, wir hatten ein relativ gutes Verhältnis, auch wenn wir nicht immer gleicher Meinung waren. So wie bei Goran Djuricin. Da habe ich ihnen gesagt, dass so wie sie ihn behandeln, es völlig daneben ist. Bei sportlichen Themen und in solchen Gesprächen hätte ich mir jeweils schon etwas mehr interne Unterstützung gewünscht. Nur war da dem einen oder anderen wichtiger, sich die gute Beziehung zu den Fans nicht zu verderben.

Präsident Martin Bruckner sagt: "Die größte Fraktion bei Rapid ist gegen alles und für nichts."

Bickel: Ja, das kann ich nachvollziehen, sehe ich gleich. Aber unsere Perspektiven sind nicht die gleichen. Bei ihm liegen diese eher bei den Finanzen, meine zielen eher Richtung Sport. Bedeutet, dass es unterschiedliche Antworten auf die Frage "wie viel Risiko gehen wir, wie viel nicht" geben würde. Aber wie man mit Problemen umgeht, wo man Grenzen zieht und sich selber treu bleibt, da sehen wir Dinge sicher ähnlich.

Bickel: "Da wurden Kompetenzen und Grenzen überschritten"

Was würden Sie dem Klub raten?

Bickel: Ich bin der Meinung, dass nun die Chance gepackt und endlich einmal alles gründlich hinterfragt werden muss. Wenn Rapid so weitermacht, haben wir sonst in zehn Jahren wieder das gleiche Gespräch. Man muss alles überdenken. Wie gehe ich mit den Fans um, welchen Einfluss gewährt man ihnen? Wird alles für die Mannschaft, den Erfolg gemacht? Geht es bei Rapid in erster Linie überhaupt um den Sport? Was ist wichtiger, der Verein oder die eigene Persönlichkeit?

Können Sie näher darauf eingehen?

Bickel: Ich nehme wieder das gleiche Beispiel: Goran Djuricin. Er ist vielleicht nicht der beste Trainer der Welt und ich gebe auch zu, dass er gewisse Defizite im Bezug auf das Verhalten auf dem Platz und mit der öffentlichen Kommunikation hatte. Aber es geht ums Prinzip und zeigt, was im Verein passiert. Die Spieler haben mich gebeten, den Trainer nicht fallen zu lassen. Weil es eben gepasst hat, er seine Stärken hat und immer alles für sein Team gegeben hat. Sie haben an ihn geglaubt, ich habe an ihn geglaubt. Aber er wurde von den Fans nicht akzeptiert. Und nur, um es sich mit ihnen nicht zu verscherzen, hat sich die Führungs-Crew zurückgezogen, hinter vorgehaltener Hand gesprochen und ist nicht mehr vor ihm gestanden. Da wurden Kompetenzen und Grenzen überschritten und so war die Ligakrise nicht mehr zu stoppen und eine Entlassung unausweichlich. Dies, obwohl er seinen Auftrag absolut erfüllt hat.

Wie sah dieser Auftrag intern aus?

Bickel: Wir hatten einen schmalen Kader und wollten und konnten kein Geld investieren. Alle wussten auch, dass es so schwierig wird, den Spagat zwischen den beiden Wettbewerben zu finden. Gemeinsam mit dem Präsidium wurde entschieden: Wir priorisieren die Europa League, darauf liegt der Fokus. Wir wollten dort Punkte holen, damit wir unseren hohen internationalen Koeffizienten behalten können und brauchten auch das Geld aus dem europäischen Wettbewerb. Die ganze Abteilung Sport hat mitgespielt. Punktgleich mit Villarreal sind wir in die K.o.-Phase gekommen (in einer Gruppe mit Villarreal, Spartak Moskau und Glasgow Rangers, Anm.). Unter der Performance im Europacup haben die Auftritte in der Liga gelitten. Wir haben da keine gute Figur gemacht. Aber der Trainer hat umgesetzt, was wir von ihm verlangt haben. Und dann lässt man ihn fallen, obwohl er das vorgegebene Ziel umgesetzt hat? Nein. Aber da war eben die Vereinspolitik wichtiger als der Sport. Das ist gefährlich. Wie mit der vereinseigenen Politik in Zukunft umgegangen wird, muss echt überdacht werden. Es muss ein neuer Weg beschritten werden, auch wenn es vielleicht dazu noch vier, fünf, sechs weitere personelle Opfer braucht.

Bickel: "Lasst euer eigenes Ego zuhause"

Sie meinen mit personellen Opfern nicht zwingend Geschäftsführer Sport und Trainer, oder?

Bickel: Es gibt viele Einflüsse im Verein, die nicht nur aus dem Sport kommen und wirklich schwierig sind. Da werden Dinge nur so gemacht, weil sie immer schon so getan wurden. Ein plakatives Beispiel: Als ich gekommen bin, hatte jeder Spieler unterschiedliche Prämien. Wie will man so eine Mannschaft bilden? Die Spieler sprechen ja untereinander. Da habe ich gesagt: Ich will ein einheitliches Reglement. Für die Spieler, die Trainer. Aber auch alle anderen Mitarbeiter im Verein sollen von den Leistungen auf dem Platz profitieren. Zwei Jahre habe ich gebraucht, bis es umgesetzt werden konnte. Da gab es so viele Heckenschützen. Dabei ging es mir nur darum, ein Team zu schaffen. Und das kannst du nicht, wenn du jeden anders behandelst. Und solche Diskussionen führte man jede Woche.

Es klingt so, als würden Sie dem Verein emotional noch sehr nahe stehen.

Bickel: Ich stehe dazu: Ich liebe diesen Klub und ich sehe, dass man wirklich etwas erreichen könnte. Und es regt mich heute noch furchtbar auf, dass es oft nur kleine Dinge sind, die man ändern müsste - jeder Einzelne sollte sich nicht so wichtig nehmen und nie vergessen, dass es seinen Nebenan - ob Platzwart, Telefonist oder IT-Mitarbeiter - genau so braucht. Alle im Verein leben vom Resultat am Wochenende, also schließt euch zusammen und macht alles für jene Spieler, die auf dem Platz stehen und das beeinflussen können. Und alles andere steht hinten an. Lasst euer eigenes Ego zuhause und nehmt euch selbst nicht zu wichtig. Es wären alle Voraussetzungen da, um Erfolge zu feiern.

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