Eine Gruppe ehrgeiziger junger gutgekleideter Menschen im Alter von etwa 24 Jahren blickt auf einen ebenso gutgekleideten Mit-Dreißiger, der energisch brüllend ein Meeting leitet.
"So, Freunde der gediegenen Abendunterhaltung. Wisst ihr was ich am Wochenende gemacht hab? Hab in die Glotze geguckt. Dschungelcamp. Super lustig. Super lustig! Da kommen mir die Tränen. Habt ihr die Larissa gesehen! "
Er lacht schallend. Jedoch hat man nicht wirklich das Gefühl, dass dieses Lachen besonders lustig gemeint ist.
" ... Da kommt mir das blanke Kotzen, Freunde! Das ist super lustig, dieses Dschungelcamp. Aber ist das Dschungelcamp von uns? Ist diese super lustige Scheiße von uns? Ne. Ne. Offenbar schaffen wir es nicht auf sowas Lustiges zu kommen.
Offenbar! Ist hier keiner in der Lage irgendwas Lustiges zu produzieren! Offenbar bin ich hier umgeben von einer Bande hochbezahlter unlustiger Vollaffen!
Na los! Na los! Ihr Affen! Hat hier irgendjemand irgendeine Geschichte zu erzählen
Also, Leute! Stifte raus, Brainstorming!"
"Naja", meldet sich jemand in der letzten Reihe, "vielleicht könnten wir was über Fussball in der Kreisklasse bringen. So ein bisschen Fussballromantik. 'Wo Fussball noch gegrätscht wird, statt verschoben' - sowas in die Richtung. So wie hier:
Das ist doch noch richtiger Fussball. Nicht so glatt, so perfekt, so makellos wie die Profis."
"Wo ist die Geschichte? Ich sehe die Geschichte nicht! Sowas interessiert keine Sau! Fussballromantik - da kommt mir das blanke Kotzen, wenn ich das nur höre. Sowas interessiert keinen! Die Leute wollen Tragik, Witz, Schicksale - und nicht so eine Scheisse. NEXT!"
" ... oder vielleicht eine Art Ode an das Fansein Nach dem Motto: 'Warum machen wir das eigentlich?' "
"... Meine Güte! Halten Sie die Fresse! NEEEEXT!"
"Ich hätte da vielleicht noch was.", versucht sich ein Anderer, "wie wäre es mit einer kleinen Doku über Cedric Mabwati."
"Cedric MabWATT? Nie gehört! Was soll denn das fürn Vogel sein?"
"Cedric Mabwati ist ein kongolenesi ... ein kongloesenischer ... , jedenfalls kommt er aus dem Kongo und spielt bei Real Betis Sevilla in Spanien. Vor der Saison ist er für eine Ablösesumme von einem Euro zwanzig dorthin gewechselt. Dank einer Klausel. Ein Euro zwanzig Cent. Ist das nichts?"
"Ne. Das ist wirklich nichts! Einen Euro Zwanzig würde ich wahrscheinlich noch für meine vollgefurzte Unterhose kriegen.
Aber die Geschichte kann was werden. Da ist was da! Wir nehmen einfach einen Titel wie: 'Einen Fussballer zum Mitnehmen, bitte!' und dann sollte das zu verkaufen sein. Gut gemacht, Herr ..."
"... Behrens. ..."
" ... ja, ach, ist mir eigentlich scheiß egal wie Sie heißen. NEXT!"
" Wie wäre es denn mit unterhaltsamen Doku zum Thema 'Financial Fair Play'. In das FFP werden ja von Fussballfans europaweit große Hoffnungen gesteckt und da könnte man doch ..."
" ... ja. Ja. Das ist was! Haha! Wir übertragen dieses Fair Play Dingens - oder wie auch immer das heißt - auf andere Lebensbereiche. Haha! Stellt euch das mal vor! Zum Beispiel ... haha ... alle haben die gleiche Krankenversicherung ... haha! ..."
"Jetzt dreht er völlig durch", murmelt einer.
" ... oder ... oder ... alle haben die gleichen Chancen auf Bildung ... haha! ..."
" ... äh ... nein ... das meinte ich eigentlich ni..."
" ... oder ... oder ... haha! Stellt euch das mal vor! Frauen verdienen genauso viel wie Männer! Hahahahaha! Ich kann nicht mehr. Hammer Idee. Super! ..."
" ... ähm ... danke ...", sagt er verlegen.
" ... Haha! Puhh. ... Wo waren wir? ... Ach ja! NEXT! ..."
" Könnten wir nicht was über Kastrationen bei Hunden schreiben?"
"Hää!? Was soll das denn mit Fussball oder mit Sport im weitesten Sinne zu tun haben?"
"Naja", sagt der Angesprochene und schmunzelt verschmitzt, "als Überschrift schlage ich 'Unnötiger Ballverlust' vor."
"Höhö. Lustig. Was haben wir gelacht! Können wir jetzt bitte wieder arbeiten? NEXT!"
"Wir könnten auch eine öffentlichkeitswirksame Aktion ... Wa... Warum lachen Sie denn?"
"Ach, ich muss immer noch über 'Unnötiger Ballverlust' lachen. Haha! Genial! Aber, lassen Sie sich nicht stören."
"... ähm ... ja, wir könnten eine Aktion starten. Das ist nämlich gerade der neuste Trend - Guerilla Marketing. Darauf schauen die Leute und ..."
"Haben Sie das Gefühl, dass Sie mir erzählen müssten, was der neuste Trend ist?"
" ... Nein! Nein! Ich dachte nur ..."
" ... Überlassen Sie das Denken den Pferden - die haben größere Köpfe. Sehen Sie zu, dass Sie Land gewinnen!"
" ... Also, auf jeden Fall, würde ich vorschlagen, dass wir Klatschpappen nach Katar tragen. Also wir würden eben zur Allianz Arena gehen, da einige Klatschpappen mitgehen lassen - die liegen da ja sowieso rum wie Sand am Meer - und dann setzen wir uns in den Flieger und bringen etwas Stimmung nach Katar."
- "Ihnen ist aber sehr wohl bewusst, dass die Redewendung Eulen nach Athen tragen, die Sie hier zu karikieren versuchen, für eine überflüssige Tätigkeit steht, oder?, sagt ein bärtiger alter Mann mit tiefer Stimme in der letzten Reihe.
Alle Teilnehmer der Besprechung drehen sich langsam zu ihm um.
" Äh, ja ... äh, klar.", sagt der angesprochene Jungspund.
- "Der griechische Dichter Aristoteles gebrauchte diese Worte in seiner Komödie 'Die Vögel' ...", punktet der Alte mit seinem Trivial Pursuit-Wissen.
" ... egal, wie dicht wir sind ...", murmelt einer, "... Aristoteles war Dichter."
- " ... um 400 vor Christus ...", fährt der Bärtige fort.
"Marc, lass gut sein! Keiner hier interessiert sich hier für Nachhilfe in griechischer Dichtkunst."
Marc rümpft die Nase, doch bricht seinen Vortrag dennoch ab.
"Aber die Idee finde ich gar nicht so schlecht. Wieso versuchen Sie das nicht und stellen es auf Youtube?"
"... D... Danke, Boss. D... Danke.", sagt der Jüngling sichtlich überrascht.
"... Den Flug nach München und Katar können Sie natürlich selbst bezahlen. Wenn das Video viral wird und ich mich für den Erfolg feiern lasse, können wir eventuell über eine Rückerstattung ihrer Auslagen nachdenken. Bis dahin gilt Regel Nr. 3: Ich zahle nichts. Sonst nochwas? NEXT!"
"Wie wäre es noch mit einem kleinen Experiment: wir gehen auf das Vereinsgelände einer Profi-Mannschaft und lassen uns unter einem Vorwand vor der Mannschaft sprechen. Wir können ja sagen, wir wollen einen Film drehen. Wollen wir natürlich auch, aber einen anderen als wir vorgeben.
Jedenfalls, stehen wir dann vor der Mannschaft und sagen: Gut, Leute. War schön, hat Spaß gemacht, aber es ist vorbei. Ab heute müsst ihr anfangen richtig zu arbeiten."
In Besprechnungssaal Sydney bricht lautes Gelächter aus.
"Haha! Ja, die ganzen Millionäre.", sagt einer.
"Die können doch gar nichts anderes. Haha!", meint ein anderer dazu.
Nur einer bleibt in der Ecke sitzen und kann überhaupt nicht lachen.
Nachdem sich die Stimmung im Saal von allgemeinem Frohsinn wieder in eine nur noch leicht überhebliche Stimmung zurückverwandelt hat, sagt Marc aus der letzten Reihe: "Und was ist, wenn das jemand zu uns sagen würde?"
Der Raum ist nun von peinlicher Stille ergriffen.
Auch dem Chef ist kurz etwas mulmig zumute, was ihn aber nicht abhält, die Stille durch ein lautes NEXT! zu zerreißen.
Lange will sich keiner melden. Schließlich erbarmt sich doch noch einer der Jünglinge.
"Ich hätte da vielleicht nochwas. Wir wäre es mit einer Dokumentation über das Engagement von Red Bull im Profifussball. Oder im Sport im Allgemeinen. Vielleicht könnte man dann mit einer kritischen Stellungnahme zur Thematik von Investoren schließen ..."
"Nä. Das kickt mich jetzt nicht. Das verkauft sich nicht. Wo ist das die Geschichte? Ich sehe die Geschichte nicht.", sagt der Chef.
"... nennen würde ich das Ganze dann: Red Bull - nur in Dosen gut."
"Grandios. Grandios ... wie heißen Sie nochmal? ... Ach, ist mir auch total egal. Grandiose Idee. Grandios. Ihren Namen merk ich mir! 'Nur in Dosen gut!' Sowas will ich!"
- "Eine schreckliche Idee. Schrecklich. So platt. So einfallslos. So uninspiriert. Nein, Das ist kein Journalismus. Ganz schrecklich.", wirft jemand ein.
"Oh, Marc. Was ist denn nun schon wieder?", fragt der Chef.
- "Nein. Nein. Das ist völlig anspruchslos. Wir sind Journalisten. Wir haben einen Bildungsauftrag. Warum nicht etwas mit Literatur? Jeder mag doch Bücher ...", sagt Marc weiter.
"... ja, wenns mal wieder kalt ist in der Bude ...", murmelt jemand.
- " ... jeder mag doch Bücher. Warum also stellen wir nicht Klassiker der Weltliteratur vor? Zum Beispiel Goethes Faust oder den Werther ..."
" ... war wohl Torwart der alte Geheimrat. Haha ...", murmelt ein anderer.
- " ... oder Kafkas 'der Prozess' ..."
" ... starring Ulrich Hoeneß ... Haha!", sagt ein anderer.
- " ... Anna Karenina ..."
"Heißt so nicht die Freundin vom Götze?", fragt jemand.
"Nö, die heißt Ann-Kathrin. Ganz geil eigentlich. Google mal!", antwortet einer.
- " ... Berlin Alexanderplatz ...", fährt Marc fort.
" ... Hö? Was soll denn da sein? München Marienplatz. Ich sag nur Triple ..."
Marcs pathetischer Vortrag wird nun durch immer lauter werdendes Gelächter unterbrochen.
Schließlich versteht man ihn gar nicht mehr.
- " ... Banausen!", ruft er noch aus, dann packt er hastig seine Sachen ein und steht auf.
"Oh, Marc, nun setz dich wieder hin!", sagt der Chef, sich noch eine letzte Träne aus dem Augenwinkel wischend.
-" Nein! Der Rubicon des Irrsinns ist überschritten. Alea iacta est.
Ich möchte niemanden kränken, niemanden beleidigen oder verletzen. Nein, das möchte ich nicht. Aber ich möchte auch ganz offen sagen, ich werde diese Sitzung jetzt verlassen. Ich gehöre nicht in eine Reihe der heute - vielleicht sehr zurecht - gehuldigten Redakteure.
Und noch eins: Mangelnde Bildung ist eine Sache Dummheit eine andere!", sagt er noch im Vorbeigehen und verllässt den Raum.
"Öhm, gut ... okay. Wäre das auch mal geklärt. Alter Idealist! Hat sonst noch jemand was? Wahrscheinlich nicht! Gut! Ich denke, dann haben wir es auch für heute.
Jetzt noch den Klopp der Woche und dann sehen wir uns nächste Woche wieder."
Auf einer Leinwand hinter dem Chef flackert ein Viedeo auf:
Unter Gelächter über den Klopp der Woche verlässt der Chef den Saal.
Nachdem er aus der Tür getreten ist, dreht er sich nochmal um und spricht leise zu sich selbst:
"Und so sehen wir betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen."
Außerdem: Danke an alle für eure lieben Kommentare. <3 <3
Klar ist aber: Putz #1
Eifersüchtige Leberwurst
da voegi´s blog mir aber noch besser gefällt, bleibt hier von mir 1 punkt
voegi 2 punkte
dawitzle 1 punkt
"nathan scores" kann nicht anders, und schau mir schon das zehnte mal dieses geniale video an...
edit: bzw voegi 1 punkt und dawizzle 0... wie auch immer dat jetzt ist mit der punktevergabe.
1 punkt an voegi
nicht weil Steven es leider nicht geachafft, sondern weil es ne coole Idee und gut geschrieben ist
Aber wie steht es schon im Wahlgesetz? Der Wählerwille muss erkennbar sein. Wenn ihr mit 2 zu 1 bewertet wissen wir auch, wem ihr euren Siegerpunkt gebt.
Für meinen Teil:
Dawizzle hat sich wirklich sehr viel mühe gegeben, einen schönen Beitrag abgegeben. Aber der Blog von Voegi hat mir doch noch ein wenig besser gefallen. Von daher geht mein Punkt an Voegi
ehrlich gesagt bin ich froh, dass in dieser Runde die beiden Protagonisten eh weiter sind.
Ich bewerte hier mit der 0 , bei Voegi mit 1 Punkt. Das liegt aber einzig und allein daran, dass Voegis Blog irgendwie besser "geflutscht" ist..
Wie gesagt, beide weiter.. und das geht vollkommen in Ordnung.
Entsprechend gebe ich den einen Punkt an Voegi .
Mir hat der Blog wie gesagt sehr, sehr gut gefallen! Von allen die ich bisher gelesen hab, also dieses Jahr, war er für mich mit dir beste!
Grund vor allem: Er strotzt vor Originalität und Sachen, die ich bisher noch nie gesehen habe, bei vielen anderen musste ich gähnen, da er mir so durchschnittlich Einheitsbrei vorkam! 2 Punkte
Voegi hat mir auch sehr gut gefallen, bleibt hinter diesem Prachtstück jedoch knapp zurück! 1 Punkt
Steven_Gerrard war hingegen richtig scheiße, 0 Punkte
Ich hoffe dein scheiß Putz bröckelt ab und es bleibt nichts von dir über. #wortspiel