Martina Navratilova weiß, was es bedeutet, als Favoritin in ein Match zu gehen. Die legendäre Linkshänderin war mit wenigen Ausnahmen in beinahe all ihren Partien mit dieser Ausgangsstellung konfrontiert, lediglich gegen Chris Evert oder später Steffi Graf wussten die Vorzeichen ab und zu umzudrehen. Maria Sharapova in ihrer besten Phase musste ebenfalls selten mit der Außenseiterrolle umgehen - mit dem schönen Nebeneffekt, dass sich ihre Kontrahentinnen schon von vornherein nicht viel zutrauten.
Genau dieser Umstand aber habe sich geändert, erklärt nun Martina Navratilova auf der Homepage der WTA: Maria Sharapova würde nicht mehr die Aura der spielerisch Unantastbaren ausstrahlen. Und auch deshalb früheren Erfolgen im Moment noch nachlaufen.
"Früher haben Spielerinnen, die gegen sie gelost wurden, gesagt: 'Verdammt, ich muss gegen Maria spielen´", schreibt Navratilova. "Jetzt ist es genau umgekehrt. Die Spielerinnen denken sich: "Oh! Gut, ich komme gegen Maria dran.´"
Maria Sharapova: Gefangen im Teufelskreis
Maria Sharapova ist nach ihrer 15-monatigen Dopingsperre im Frühjahr letzten Jahres beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart zurückgekehrt, wurde danach aber immer wieder von Verletzungen zurück geworfen. Ihren einzigen Turniersieg nach dem Comeback feierte die Russin in Tianjin. 2018 hat Sharapova in Shenzhen das Halbfinale erreicht, scheiterte bei den Australian Open in Runde drei glatt gegen Angelique Kerber und verlor zuletzt gleich zum Auftakt in Doha gegen Monica Niculescu.
"Die Einstellung macht im Tennissport so viel aus", so Martina Navratilova weiter. "Der Rest des Feldes möchte diesen Skalp und spielt über dem normalen Level. Früher einmal haben die Spielerinnen gedacht, vielleicht kann ich gegen Sharapova einen Satz gewinnen. Jetzt denken sie, dass der Sieg im Match drin ist. Und das erschwert es Sharapova natürlich, in den frühen Phasen eines Turniers ihr Selbstvertrauen zurück zu bekommen. Das kann zu einem Teufelskreis werden."