In alter Pracht und Herrlichkeit: Die Dominanz des Novak Djokovic ist zurück

Von Jörg Allmeroth
Novak Djokovic in London
© getty

Novak Djokovic spielt auch bei den Nitto ATP-Finals erneut groß auf. Vor dem Duell gegen Alexander Zverev ist klar: Der "Djoker" ist zurück bei alter Dominanz.

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Es war Ende letzter Woche, als Marijan Vajda in der Lobby des Londoner Spielerhotels "Marriott" saß und für die letzten Monate ein vielstrapaziertes, aber trotzdem wahres Wort fand. "Unglaublich" sei das alles, sagte der alte und neue Trainer von Novak Djokovic. Und dann sagte er noch, dass er morgens manchmal aufwache und sich vorkomme "wie in einem Märchen": "Was wir erlebt haben, ist ein Wunder. Ein großes Wunder."

Vajda, der unscheinbare Slowake, ist eine zentrale Figur in dieser Sensationsgeschichte. Und Sensation ist keine zu kleine Umschreibung für die Auferstehung aus Ruinen, die Vajdas Arbeitgeber Djokovic in dieser Tennis-Spielzeit hingelegt hat. Noch vor sieben Monaten, nach einer Auftaktniederlage gegen den Franzosen Benoit Paire beim Masters-Turnier in Miami, wirkte Djokovic am Ende seiner Hoffnungen.

Es fehlte nicht viel, er gab es später zu, und er hätte sich in der langen Krise aus der geliebten, nun irgendwie verhaßten Tenniswelt zurückgezogen.

Djokovic in London wieder voll da

Aber jetzt, zum rauschenden Abschlussturnier im Herrentennis, bei den ATP Finals in London, ist er plötzlich wieder der "Capitano" der Tenniswelt. Die alte, neue Nummer eins, der am Mittwoch Alexander Zverev im zweiten Vorrundenmatch gegenüberstehen wird. Der Allesgewinner, der Mann, an dem kein Weg vorbeiführt, wenn es um die verlockendsten Prämien im Tennis geht.

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Es ist, als hätte die Zeit einfach einen Sprung gemacht, als wäre die dunkle Episode in Djokovics Karriere einfach mir nichts, dir nichts ausradiert. Jene Phase, in der Djokovic auch Getreue, jahrelange Gefährten wie Vajda, kalt aussortiert hatte, in einer "Schocktherapie", wie er damals sagte.

Doch genau jene Verbündeten aus dem ursprünglich erfolgreichen, wie zusammengeschweißten Team Nole haben den inzwischen 31-jährigen Belgrader wieder auf den rechten Pfad zurückgeführt.

Djokovic befreite sich vom Einfluss dubioser Propheten wie dem spanischen Guru Pepe Imaz und fand zu jenen Qualitäten zurück, die ihn schon bei seinen vorangegangenen Aufstiegen stark gemacht hatten: Unwiderstehliche Fitness, verzehrender Ehrgeiz - und kühle Nervenkraft bei den alles entscheidenden Matches. "Diese Tennisfamilie, die um ihn herum arbeitet, ist ganz bedeutend für ihn", sagt Vajda, der Trainer.

Kleines Tief, dann großer Erfolg

Die letzte knifflige Hürde bei dieser Comeback-Story mussten Djokovic und seine Crew nach den French Open überwinden. Djokovic verlor eine denkwürdige Fünf-Satz-Schlacht gegen den Italiener Marco Cecchinato im Viertelfinale, und anschließend war er erst mal abgrundtief frustriert.

"Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, wie es jetzt weitergeht", sagte er nach der Partie. Aber fünf Wochen später war er auf einmal der König von Wimbledon, mit einer Selbstverständlichkeit, die das Heer der Tennis-Experten und wohl auch die meisten Kollegen verblüffte. "Auch manche Fehlschläge konnten mich damals nicht mehr wirklich vom Ziel abbringen. Ich wusste: Es geht vorwärts", sagt Djokovic heute, "das Selbstvertrauen war einfach wieder zurück."

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Seit dem Titelcoup von Wimbledon ist auch der Djokovic zurück, der vor seiner Krise Angst und Schrecken in der Szene verbreitet hatte - in der Attitüde des Unantastbaren. Djokovic gewann zuletzt fast alles, was wichtig und begehrenswert ist im Tennis. Beim ATP-Wettbewerb im Sommer in Kanada schwang er sich zum Meister aller Masters auf, als erster Spieler überhaupt hatte er nun bei allen Topwettbewerben unterhalb des Grand Slam-Levels gesiegt.

Später nahm er die Krone bei den US Open mit, zuletzt gewann er das Masters in Paris im hart umkämpften Finale gegen Roger Federer. "Es wirkt im Moment, als sei er nicht zu stoppen", sagt Zverev, der nächste Gegner, "aber niemand ist unschlagbar."

NextGen verpasst die Chance

Wobei Djokovics Dominanz auch einen anderen Aspekt hat. Denn die nächste Tennisgeneration, also auch Zverev, hätte eigentlich davon profitieren können, dass sich bei Federer allmählich doch Schwierigkeiten im Spätherbst der Karriere breitmachen. Dass andere Stars wie Rafael Nadal, Andy Murray und Stan Wawrinka mit Verletzungsproblemen ringen und teils für Monate gar nicht am Spielbetrieb teilnahmen.

Aber nun sitzt Djokovic wieder auf dem Gipfel, in ganzer Pracht und Herrlichkeit. Und es sieht nicht danach aus, als ob er so schnell noch einmal die Lust und Laune an seinem Beruf verlieren könnte: "Ich bin sicher", sagt der Djoker, "dass ich noch sehr viele sehr gute Jahre vor mir habe."

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