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NFL: Indianapolis Colts: Ist der alte Matt Ryan gerade rechtzeitig zurück?

Von Marko Markovic
Matt Ryan hatte in Woche 6 sein bestes Spiel als Colt
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Matt Ryan hat mit dem beeindruckenden Comeback-Sieg am Sonntag gegen die Jaguars sein bisher bestes Spiel als Colt gehabt und ist zweiter in der NFL in Passing Yards. Trotz dieses Lichtblicks ist die Saison bisher enttäuschend - was aber nicht nur an Ryan liegt. Was ist der Grund für die offensive Misere der Indianapolis Colts (3-2-1)? Und sehen wir jetzt mehr vom altbekannten Matt Ryan? Mit einem richtungsweisenden Spiel gegen Tennessee vor der Brust könnte der Routinier gerade rechtzeitig das Ruder herumgerissen haben.

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Die Indianapolis Colts waren eine der Enttäuschungen der ersten fünf Wochen der Saison. Die Defense spielte dabei noch weitestgehend gut, doch die Offense war zermürbend, zäh und ineffektiv: Die wenigsten Punkte der Liga und eine völlig desolate Offensive Line waren nicht das, was sich die Entscheidungsträger im Frühjahr und Sommer erhofft hatten. Allen voran Teambesitzer Jim Irsay, der noch im August klar den Super Bowl als Saisonziel ausgab und die mangelnde Konstanz auf der Quarterback-Position 2021 als Grund für die damaligen Probleme nannte.

Das Front Office hatte im März mit Matt Ryan das genaue Gegenteil zu dessen Vorgänger Carson Wentz geholt: Ein erprobter Veteran, der dank seiner Physis nie eine enorme Upside hatte und auch keine wilden Experimente als Passer vollzog, sondern eher dank seines Spielverständnisses und sehr guter Präzision den Ball methodisch bewegt und wenig Fehler macht.

Gepaart mit einem guten Playcaller, ein MVP - so geschehen 2016. Gepaart mit einem Scherbenhaufen, ein so genannter Floor-Raiser, jemand, der verhindert, dass das Team je komplett in den Abgrund fällt - so geschehen in mehr Atlanta-Falcons-Saisonen als es Ryan lieb war.

Ryan wählte die Colts im März aus, weil sie auf dem Papier wie das Gegenteil von einem Scherbenhaufen aussahen: Eine Defense, die um einiges besser ist als das meiste, was er je in Atlanta sehen durfte, eine Offensive Line rund um Offensive Guard Quenton Nelson und Center Ryan Kelly, die ihn schützen kann, ein Laufspiel rund um Running Back Jonathan Taylor, das es Defenses schwerer machen wird, sich nur auf den Pass-Rush zu konzentrieren.

Kurzum: Es schien für beide Seiten wie die ideale Partnerschaft.

Eine komplizierte Annäherung: Matt Ryan und Frank Reich
© getty
Eine komplizierte Annäherung: Matt Ryan und Frank Reich

Matt Ryan: Der instabile Veteran?

Gekommen ist es ganz anders: Ryan befand sich von Anfang an unter konstantem Druck. Die Offensive Line erlaubte mehrfach freie Pass-Rusher Richtung Quarterback, und Ryan machte - unter Druck, aber auch ohne - Fehler, die haarsträubend waren. Von 37 Quarterbacks mit 65 oder mehr Dropbacks belegte er vor Woche 7 Platz 31 in PFF Passing Grade, Platz 35 in puncto Big Time Throw Rate und Platz 12 was in Turnover Worthy Play Rate angeht.

Die Protection-Probleme führen auch zu vielen Würfen, die an der Line of Scrimmage gestoppt werden. Oder zu Würfen, während Ryan einen Hit einsteckt. Ryan selbst führt die Liga in Turnovers an, und etliche Fumbles und Interceptions sind nicht allein durch die unerwartet anfällige Line erklärbar.

Alles, was sich General Manager Chris Ballard und Head Coach Frank Reich von dem Move erwartet haben, schien schief zu laufen. Anstatt einen stabilen Veteran in eine gute Pass Protection hinzuzufügen, um die wilde Achterbahn des QBs davor vergessen zu machen, wurde der stabile QB erratisch. Anstatt der Line zu helfen, indem der QB hinter ihrem Rücken weniger mobil und schwer nachvollziehbar herumtanzt, verlernte die Line wie es schien das Blocken selbst.

Irgendwas war bei dem Transfer schief gegangen, und nach fünf Wochen waren Gewöhnungsfragen auch langsam auszuschließen.

Protection-Probleme in Indianapolis

Die Colts erlauben die viertmeisten Pressures der Liga, und Ryan sah damit über die ersten Wochen der Saison sichtlich überfordert aus. Das alles äußert sich als Kurzschluss der gesamten Offense: Es gibt kein tiefes Passspiel ohne die Protection. Ryan hat die mit Abstand niedrigste Rate an tiefen Würfen der Liga: 3,6 Prozent gehen tiefer als 20 Yards, Kirk Cousins ist vorletzter mit 6,1 Prozent.

Das fehlende tiefe Passspiel zieht Verteidiger immer näher zur Line of Scrimmage - und macht dort Fenster enger. In der Intermediate-Zone (11-20 Yards in der Luft), wo Ryan in jüngeren Jahren brilliert hat, ist plötzlich alles zu. Noch letztes Jahr hatte Ryan in der Mitte des Feldes - also zentral und Intermediate - ein Passer Rating von 99.5. 2022 ist das runter auf 69.8.

Manches davon ist der beschriebene defensive Effekt des fehlenden tiefen Spiels. Aber manches davon ist schlicht und ergreifend Ryans abbauender Arm und seine Weigerung, sich das einzugestehen.

Würfe wie dieser gegen die Broncos sind nicht der OL anzukreiden. Hier hat Ryan einfach nicht mehr den Zip, den Ball in das Fenster zu bringen und überschätzt sich und seine 37 Jahre.

Auf der Suche nach Layups

Auch andere Aspekte der Colts Offense deuten darauf hin, dass Protection allein nicht alles ist.

Ryan wackelt auch ohne Druck, er wirft in solchen Situationen den Ball mit der drittniedrigsten Average Depth of Target. Auch mit Play Action, die einem QB massiv sowohl bezüglich Pressure als auch bezüglich den Fenstern hilft, ist Ryan bestenfalls inkonstant und verteilt den Ball vergleichsweise kurz. Die Situationen, wo er also in Ruhe operieren könnte, sind unnötig vorsichtig, während er in gefährlichen Situationen unnötiges Risiko eingeht.

Besonders bitter ist dies natürlich, da es genau diese Thematik war, die die Colts zum Trade von Carson Wentz bewegt haben.

Chris Ballard hat im Exit-Interview noch zu ihm gesagt, dass er zu selten "Layups" verwandelte auf seinem Weg zum heroischen Big Play. Jetzt haben die Colts mit Ryan kein Big Plays, hier und da sehr konservative Layups, die aber eher Screens zum RB sind, und dazwischen aber jede Menge Fehler in der mittleren Region, wo sie gern mehr Konstanz gehabt hätten.

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