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Preseason Woche 3: Ein Königreich für einen Kaderplatz

Von Marko Markovic
Tre'Quan Smith
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Nach der zweiten Preseason-Woche, bei der die Starter mehr Spielzeit bekommen, widmet sich die finale Woche 3 zumindest bei den meisten Teams wieder klar der unteren Hälfte des Rosters. Wer kämpft um seinen Platz im Kader? Wer hat am meisten zu beweisen?

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Ein Drittel aller derzeit noch aktiven NFL Spieler wird bis zum 30. August, dem letzten Roster Cutdown, entlassen. Dementsprechend ist für viele NFL-Karrieren das kommende dritte Preseason Spiel eines der wichtigsten überhaupt. Und auch einige bekanntere Namen müssen sich beweisen.

SPOX gibt euch den Überblick über einige Kandidaten, für die in Woche 3 der Preseason einiges auf dem Spiel stehen könnte.

TRE'QUAN SMITH - WR, New Orleans Saints

Der ehemalige Drittrunden-Pick hat zwar nach einer durchwachsenen Karriere als guter Blocker aber belangloser Receiver einen neuen Zweijahresvertrag unterschrieben - seither kamen allerdings Chris Olave und Jarvis Landry zum Team.

Sein neuer Platz auf dem Depth Chart ist zusammen mit der Rückkehr von Michael Thomas also definitiv weiter unten als noch im März bei Vertragsunterzeichnung. Plus, die Garantien sind so knapp über dem Veteran-Minimum, dass sie eher den Status eines Notfallplans, als eines Fixplatzes suggerieren.

Der Notfall scheint auszubleiben.

Smith kann mit einer starken Performance in Woche 3 den Drop aus Woche 1 versuchen ungeschehen zu machen, und sich als WR #4 etablieren, nachdem er Jahrelang die gebotenen Möglichkeiten als #3 nicht ausnutzen konnte. Es könnte aber auch sein letztes Spiel im Saints-Jersey sein.

TEVEN JENKINS - OG, Chicago Bears

Die recht wilde Achterbahn seiner Karriere war bis jetzt schon turbulent: Noch letztes Jahr wurde er von damals-GM Ryan Pace in der zweiten Runde gedraftet, um Justin Fields' Blind Side auf Jahre hin zu beschützen.

Verletzungsbedingt verlor er weite Teile seiner Rookie-Saison, und mit dem GM-Wechsel zu Ryan Poles fiel Jenkins' Ansehen rapide: Zuerst wurde er zum Right Tackle demontiert, schließlich kursierten intensive Tradegerüchte. In Woche 2 dann der Positionswechsel auf Right Guard. Die, so wirkt es von außen betrachtet, vielleicht letzte Chance, um noch eine Rolle zu spielen.

Denn seine Guard-Performance gegen die Seahawks ließ aufhorchen. Kein zugelassener Pressures und rundum solides Pass Blocking könnten der Bears-Line eine Stabilität geben, die sie sonst sträflich vermisst. Jenkins könnte sich mit einer weiteren Performance dieser Art - oder gar einer Steigerung - auf einem Startplatz festbeißen. Oder mit einem Rückschritt die zarten, positiven Eindrücke wieder zunichte machen.

Zwischen Starter, Trade-Kandidat und einfach nur Free Agent: Für kaum jemanden sind nach Woche 3 mehr Optionen auf dem Tisch wie für Jenkins.

Teven Jenkins - OG, Bears
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Teven Jenkins - OG, Bears

BOBBY EVANS - T/G, Los Angeles Rams

Evans war als Third-Round Pick immer schon ein langfristiges Projekt, aber in seiner vierten Offseason und rückblickend auf 23 Career-Einsätze die allesamt eher mager waren, war das hier der Make-or-Break-Sommer für ihn.

Gegen die Texans in Woche 2 spielte er 100% der Snaps, alle als RT, und zeigte leider weiterhin dieselben Probleme, die ihn seit dem Draft in der NFL plagen: Speed macht ihm nach wie vor zu schaffen, und vier erlaubte Pressures plus einer Strafe dürften ihn trotz dem Top-100-Pick-Background langsam aber sicher in die Roster Bubble verdammen.

In Woche 3 geht es für ihn potenziell um seine Zukunft als Ram.

Bobby Evans
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Bobby Evans

CAMERON MCGRONE - LB, New England Patriots

2021 war McGrone viel mit Tape beschäftigt. Ein Kreuzbandriss gab ihm de facto die ganze Saison Zeit um das Playbook zu lernen und sich mental vorzubereiten.

Dann haben die Patriots in der Offseason ihren LB-Room sogar ausgedünnt. Die Zeichen standen darauf, dass der Fünftrundenpick mit massig Speed heuer eine ernsthafte Chance darauf hatte, der Top-Backup im ILB-Room zu werden.

Aber Berichte aus dem Training Camp und die beiden gezeigten Leistungen in den Preseason-Spielen gingen leider in eine gänzlich andere Richtung: Zusätzlich zur schon wackeligen Run Defense kann McGrone seinen Speed auch nicht in Coverage nutzen. Bei den fünf von sechs erlaubten Catches in seine Coverage sah er oft verloren aus.

Wenn dann Pats-LB-Legende Jared Mayo in einem Tweet über dich sagt, dass du nicht automatischen covern kannst, nur weil du rennen kannst, und der The Athletic Beat Writer der Pats, Chad Graff, dich in der aktuellen 53-Mann-Roster-Projection nicht drin hat, dann heißt das, dass es in Woche 3 um alles oder nichts geht

MCTELVIN AGIM - DL, Denver Broncos

Fragen gab es rund um McTelvin Agim schon seit Beginn seiner NFL-Laufbahn: Kaum jemand sah den kurzen Nose-Tackle, dem die Explosivität für diese Sonderrolle in NFL-Defenses fehlte, als Top 100 Prospect vor dem 2020 Draft. Jonathan Elway war das egal, er pickte Agim auf 95.

McTelvin Agim Draftstock
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McTelvin Agim Draftstock

Elways Vorschusslorbeeren haben sich seither nicht bezahlt gemacht. In zwei Jahren hat Agim sporadisch - schlecht - gespielt und fand sich konstant hinter Street Free Agents auf dem Depth Chart.

Diese Preseason unter dem neuen Head Coach Nathaniel Hackett fiel er durch Camp Fights auf und spielte die zweitmeisten Interior Snaps in jener DL, die von Buffallo in Preseason Woche 2 von Touchdown zu Touchdown gebulldozert wurde.

Egal, wie die Meinung Pre-Draft war - Woche 3 ist für ihn ein Do-or-Die-Spiel.

McTelvin Agim
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McTelvin Agim

JOSHUA KAINDOH - Edge, Kansas City Chiefs

Joshua Kaindoh, der Viertrundenpick von 2021, sah im Februar noch ein großes 2022 auf ihn zukommen: Die Chiefs ließen Alex Okafor und Melvin Ingram III ziehen, was Kaindoh nach seiner Rookie Season auf Platz #3 des Edge-Rooms hievte.

Dann kam George Karlaftis, der seither sehr gut aussieht in Camp und Preseason. Dann Carlos Dunlap als Veteran, der deutlich mehr Konstanz als Kaindoh aufweist. Kaindohs Selbstvertrauen schien seither angeknackst und es äußerte sich auf dem Platz: Gegen die Bears in Preseason Woche 1 spielte er die meisten Pass-Rush-Snaps gegen die vermutlich schlechteste Pass Blocking Unit der Liga und produzierte genau Null-Komma-Nichts.

In Woche 2 lief es dann etwas besser: Zwei Hurries und zwei Batted Passes gegen die Commanders - bei erneut den meisten Snaps - waren ein Hinweis darauf, dass er sich nicht so leicht aus dem Kader drängen lässt.

In Woche 3 wird es noch mehr brauchen, um dieses Ende zu verhindern. DC Steve Spagnuolo gab ihm bisher die nötigen Snaps. Jetzt liegt es an Kaindoh, sie auszunutzen.

Joshua Kaindoh
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Joshua Kaindoh

DILLON RADUNZ - RT, Tennessee Titans

Radunz, der letztes Jahr in der zweiten Runde gedrafted wurde und primär als Backup diente, hatte diesen Sommer seine Augen auf den Starting-Right-Tackle-Spot gerichtet. David Quessenberrys Abgang war seine Chance. Im Draft holten die Titans erst in der dritten Runde Tackle Depth in Nicholas Petit-Frere. Allein schon vom Draft-Pedigree dürfte die Hackordnung hier recht klar sein.

Doch nicht so schnell, sagte da der Rookie. Während Radunz immer wieder Schwierigkeiten im Camp hatte, beeindruckte Petit-Frere die Titans Coaches - vor allem und immer wieder im Pass Blocking.

Radunz wurde seither auf Guard ausprobiert, Petit-Frere sogar auf Left Tackle, "nur um was auszuprobieren", wie Coach Mike Vrabel sagte. Aber die Zeichen waren klar, das wurde zu einem extrem kompetitiven Camp Battle um den Startplatz auf der rechten Seite der Line.

In diesem Fall geht es nicht um einen Kader-, sondern um einen Startplatz: In der Preseason hat Radunz seither deutlich schwächer ausgesehen, und er erlaubte mehr Pressures auf weniger True Pass Sets. Nominell dürfte er die Nase noch vorn haben im Duell, aber Woche 3 kann hier einiges noch ändern in Tennessees Offensive-Line-Hackordnung.

Dillon Radunz
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Dillon Radunz

TYRE PHILLIPS - G/T, Baltimore Ravens

Phillips war ein Drittrundenpick, der in diesem Jahr den Starting-Left-Guard-Spot der Ravens ins Visier nahm. Coach John Harbaugh findet großen Gefallen an Phillips' Größe und Athletik, aber seine Konsistenz lässt noch oft zu wünschen übrig.

Dies führte dazu, dass in einem offenen Camp Battle Ben Powers, ein Viertrundenpick von 2019, leicht die Nase vorn hatte. In der Preseason durfte Phillips immer wieder ran, startete Spiele auf LG - und generierte hauptsächlich Penalties (wie gegen Arizona in Woche 2) und Pressures (wie in Woche 1 gegen die Titans).

Powers spielte als Zeitler-Ersatz auf RG und auch auf C. Es wäre eine ziemlich faszinierende Geschichte, wenn Harbaugh Power auf LG starten lässt, ohne dass er einen Snap auf der Position in Preseason spielen lässt.

Aber Harbaugh ist alles zuzutrauen. Insofern ist Woche 3 entscheidend für Phillips, genau wie die Frage, ob er sich den Starting Spot noch holen kann.

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