NFL

NFL: Rookie Marcel Dabo von den Indianapolis Colts: "Pro Day ist kein richtiger Football"

Marcel Dabo wurde in der ELF für Stuttgart Surge zum Defensive Rookie of the Year gewählt.
© getty

Der deutsche Rookie Marcel Dabo wurde im Rahmen des International Pathway Programs den Indianapolis Colts zugewiesen. Eine glückliche Fügung, wie der Defensive Back selbst zugab.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Im Rahmen einer Medienrunde, an der auch SPOX zugegen war, verriet Dabo, auf welcher Position ihn die Colts sehen, was seine Erwartungen für seine erste Saison sind und was ihn selbst als Spieler ausmacht. Zudem räumt er mit einem Irrglauben über das IPP auf und sagt, worauf er sich in Indianapolis besonders freut.

Marcel Dabo über ...

... sich selbst als Spielertyp: "Die Colts bekommen einen Spieler, der ein sehr guter Athlet ist. Ich denke, ich kann auf dem Feld alles machen. Ich muss eben nur auf der richtigen Position eingesetzt werden. Und ich denke, dass die Colts Coaches haben, die dabei helfen können, meine athletischen Fähigkeiten richtig zur Geltung zu bringen auf dem Feld. Und darauf freue ich mich."

... den ersten Kontakt mit den Colts: "Dass ich zu den Colts gehe, habe ich erst am Wochenende vor der Verkündung erfahren. Aber ich hatte beim Pro Day in Arizona schon Kontakt mit dem Scouting Director der Colts."

... seinen Pre-Draft-Visit mit den Colts: "Das war großartig. Ich habe General Manager Chris Ballard, Head Coach Frank Reich und die DB Coaches Ron Milus und Mike Mitchell getroffen. Wir haben uns mein Tape angeschaut und darüber gesprochen, wie ich in diese Defense passen würde. Das war ein wirklich guter Tag. Und es war mein einziger Visit mit einem NFL-Team. Ich bin bereits am 9. April nach Deutschland zurückgekehrt, sodass ich nur sehr begrenzt Zeit hatte, andere NFL-Teams zu treffen."

Marcel Dabo: "Pro Day ist kein richtiger Football"

... seinen Pro Day: "Ich sage immer, dass der Pro Day kein richtiger Football ist. Es ist mehr ein Test, für den man entsprechend trainieren kann. Deshalb war ich vor dem Pro Day nicht wirklich aufgeregt."

... die Teamzuweisung beim International Pathway Program: "Man kann das nicht kontrollieren. Man weiß im Vorfeld, welche Division in einem Jahr an der Reihe ist beim International Pathway Program, aber mehr eben auch nicht."

... seine Erwartungen vor dem Draft: "Vor dem Draft habe ich nicht wirklich viel erwartet, ich hatte einfach das Ziel, es in die NFL zu schaffen. Das habe ich für den Moment geschafft. Aber wenn man direkt aus Deutschland kommt, kann man nicht wirklich erwarten, in den frühen Runden gezogen zu werden."

... das Training in den USA im Vorfeld des Drafts: "Grundsätzlich muss man sagen, dass sich das Training in den USA extrem von dem in Deutschland unterscheidet. Ich stehe noch vorm Rookie Camp, kann also noch nicht sagen, wie das Training in der NFL abläuft. Aber das Training vor dem Draft in Arizona ist schon deutlich professioneller als in Deutschland."

... die Colts-Franchise: "Ich habe viel über Defensive Coordinator Gus Bradley gehört. Der war ja der Original-Play-Caller der Legion of Boom (bei den Seahawks, Anm. d. Red.). Und ich habe schon mit den Defensive Backs Coaches gesprochen, vor allem eben mit Mike Mitchell, mit dem ich darüber gesprochen habe, wie genau ich in diese Defense reinpassen würde. Beispielsweise habe ich in Deutschland meist Cornerback gespielt, aber in die Colts-Defense passe ich mehr als Safety oder Nickelback. Und von der Betrachtung des Tapes und basierend auf den Unterhaltungen habe ich mir schon früh gedacht, dass ich gut zu den Colts passen könnte."

... seine bisherige Wahrnehmung der Colts: "Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich die Colts im Besonderen verfolgt habe, aber ich habe mir bestimmte Spieler genauer angeschaut. Kenny Moore ist ein gutes Beispiel."

... die Perspektive, mit sehr erfolgreichen Nebenleuten zusammenspielen: "Es ist großartig. Wenn ich mir ihren DB Room anschaue, bin ich verblüfft. Da sind dann Leute wie Stephon Gilmore oder Kenny Moore - das sind alles großartige Spieler, einer war Defensive Player of the Year (Gilmore, Anm. d. Red.). Ich freue mich vor allem darauf, von ihnen zu lernen, denn ich kann noch sehr viel lernen. Ich will einfach alles aufsaugen, damit ich bereit bin, wenn ich die Chance bekomme, zu spielen."

Marcel Dabo: "Will mich nicht zu sehr aufs International Pathway Program verlassen"

... seine Erwartungen für seine erste NFL-Saison: "Ich will am liebsten sofort spielen und das habe ich den Coaches auch gesagt: Ich will mich nicht zu sehr aufs IPP verlassen und Einfluss am Sonntag haben. Und ich denke, dass ich dazu in der Lage bin, insbesondere in den Special Teams. Ich sehe mich nicht als internationalen Spieler an - natürlich bin ich einer -, aber ich will es so früh wie möglich in den Kader schaffen."

... seine Chancen, schon in der kommenden Saison zu spielen: "Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich sage immer: 'Kontrolliere, was du kontrollieren kannst'. Ich werde jetzt einen Schritt nach dem anderen machen. Ich werde versuchen, im Rookie Minicamp alles zu geben und dann hoffentlich in einer Position sein, in der sie sagen: 'Ok, der kann uns am Sonntag helfen.' Und nochmal zum IPP: Es ist ein Irrglaube, dass man da drei Jahre garantiert dabei ist. Das stimmt nicht. Man kann jeden Tag entlassen werden. Es ist nicht so, dass man dabei ist und ein bisschen trainiert. Man muss sich da schon jeden Tag beweisen und dem Team zeigen, dass man ihm helfen kann."

... den Alltag im IPP-Trainingsprogramm: "Wir haben in Chandler, ein Stadtteil von Phoenix/Arizona, bei LeCharles Bentley trainiert. Das ist eigentlich ein O-Line-Performance Center. Da haben wir um 7 Uhr morgens Gewichte gestemmt von Montag bis Freitag. Dann gab es Frühstück, etwas persönliche Zeit, Film Study, nachmittags eine Field-Einheit."

... Unterschiede im IPP-Training und dem Training in Deutschland: "Im Gym ist da gar nicht mal ein so extremer Unterschied zu erkennen. Der größte Unterschied liegt eher im positionsspezifischen Training. Ich hatte einen ziemlich guten Defensive Coach und sowas hast du in Deutschland eher nicht, weil es einfach schwer ist, Leute mit solch einer Expertise hierzulande zu bekommen."

... den Übergang von Deutschland in die NFL: "Der größte Unterschied ist, sich professionell zu verhalten - 'to act professional'. Football in Amerika im Vergleich zu Deutschland ist ganz anders. Man trainiert hier dreimal die Woche und das war's. Und mit drei Trainings in der Woche wird man nicht viel erreichen. Zudem denke ich, dass das Filmstudium eines der schwierigsten Dinge in der NFL sein wird."

... seine Anfänge im Football: "Ich nahm an einem Schüleraustausch in Wisconsin teil und habe da ein Spiel der Wisconsin Badgers gegen Rutgers besucht. Das war im Grunde mein erster Kontakt mit Football. Und dann habe ich noch an der High School einmal mittrainiert, wusste aber damals noch nichts über Football."

... seinen vergeblichen Versuch, ein College-Stipendium zu ergattern: "Nachdem ich 2018 fertig war mit der Schule, habe ich an ein paar Camps in den USA teilgenommen. Es ist allerdings sehr schwer, aus Deutschland kommend dort Eindruck zu hinterlassen, denn das waren meist Satelliten-Camps mit 200 bis 300 Leuten. Die Zeit ist begrenzt und es sind einfach so viele Jungs ..."

Marcel Dabo wurde in der ELF für Stuttgart Surge zum Defensive Rookie of the Year gewählt.
© getty
Marcel Dabo wurde in der ELF für Stuttgart Surge zum Defensive Rookie of the Year gewählt.

Marcel Dabo: Das ist meine Alternative zum Football

... eine berufliche Alternative zum Football: "Ich habe bis jetzt hier in der Nähe von Stuttgart auf Lehramt Englisch und Sport studiert. Das werde ich jetzt natürlich pausieren und mich erstmal komplett auf Football fokussieren. Und im Prinzip sage ich immer, dass ich keinen Plan B, sondern zwei Plan As habe. Aber jetzt werde ich erstmal meiner Footballkarriere nachgehen und da All-In gehen und darüber, was danach kommt, mache ich mir jetzt noch keine Gedanken."

... einen Weg, noch mehr Deutsche und Europäer in die NFL zu bekommen: "Ein Weg ist es, Football auch in Europa professioneller aufzustellen. Dann wäre der Sprung aus Europa in die NFL nicht mehr so groß, wie er es jetzt ist. In den nächsten Jahren kann die ELF zum Beispiel eine Chance sein für Athleten, sich für die NFL zu empfehlen."

... Freizeitaktivitäten außerhalb des Sports: "Ich gehe gern essen. Ich liebe schwäbisches Essen, aber ich bin für alles offen. Ich habe gehört, dass es in Indianapolis ein deutsches Restaurant gibt und das muss ich auf jeden Fall ausfindig machen und mal bewerten."

Artikel und Videos zum Thema