NBA

Keine Angst vor den großen Momenten

Von Philipp Dornhegge
Vince Carter zog in der ewigen Scorerliste der NBA an Gary Payton vorbei
© Getty

Mit einem 104:100-Sieg bei den New Orleans Hornets (19-37) haben sich die Dallas Mavericks (25-29) vor dem Kracher gegen die L.A. Lakers am Sonntag (ab 19 Uhr im LIVE-STREAM bei SPOX) Selbstvertrauen geholt. Dirk Nowitzki war Topscorer der Partie.

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Der Deutsche kam auf 25 Punkte und überzeugte vor allem mit einer starken Quote aus dem Feld (10/17), Mann des Abends war aber Vince Carter mit dem entscheidenden Dreier. Carter strich insgesamt 22 Zähler und 9 Rebounds ein.

Mit 17 Blocks verbuchten die Mavericks als Team einen Franchise-Rekord, allein 7 Blocks gingen auf das Konto von Bernard James. Vier weitere Dallas-Profis punkteten zweistellig.

Bei den Hornets überzeugten Eric Gordon (23), Jason Smith (22) und Ryan Anderson (20 Punkte, 12 Rebounds).

Auch Rookie Anthony Davis spielte sehr gut (10 Punkte, 11 Rebounds), ehe er sich im dritten Viertel am Knie verletzte und nicht weitermachen konnte.

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Die Reaktionen:

Vince Carter (Mavericks) zu dem Siegwurf: "Ich habe zu Dirk geschaut, um zu sehen, was er vorhat. Aber er hat mir zugenickt und mir quasi den letzten Schuss überlassen. Ich hatte nie Angst, diesen Wurf zu nehmen. Die Konsequenzen haben mir nie Angst gemacht. Irgendwie kann ich mich in solchen Situationen davon total befreien."

Dirk Nowitzki (Mavericks): "Nachdem Vince im Angriff zuvor zum Korb gezogen war, hat Smith ihm beim letzten Wurf zu viel Platz gelassen - und Vince hat einfach abgedrückt. Sein Dreier fiel in den letzten Wochen wie automatisch. Er hat das Selbstvertrauen, das war ein super Wurf."

Monty Williams (Trainer Hornets): "Jede Niederlage tut weh, aber wenn man sich eine Pleite selbst zuzuschreiben hat, ist es umso schlimmer. Dallas hat schwere Würfe getroffen, aber wir sehen in der Defense sehr oft richtig schlecht aus."

Anthony Davis (Hornets): "Mein Knie ist okay. Ich hätte spielen können, wenn es nötig gewesen wäre."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Weil die Hornets letzte Nacht kein Spiel hatten, muss Gordon sein Knie nicht schonen und kann spielen, er startet im Hornets-Backcourt an der Seite von Vasquez. Dazu Aminu, Rookie Davis und Lopez.

Die Mavs beginnen mit Collison, Mayo, Marion, Nowitzki und Bernard James. Neuzugang Morrow, der für Dahntay Jones per Trade gekommen war, kommt heute noch nicht zum Einsatz.

3.: Davis mit großer Mühe, den Ball im Korb unterzubringen. Drei kurze Würfe in Folge gehen daneben. Im nächsten Angriff geht er deshalb auf Nummer sicher: Nach einem Offensivrebound steigt er hoch und stopft. 6:2 Mavs.

7.: Nowitzki hat bisher Probleme, New Orleans' athletische Forwards in der Defense zu halten, dafür ist er offensiv gut drauf: 3 von 4 Würfen fanden bislang ihr Ziel, mit dem letzten Jumper schraubt er sein Punktekonto auf 7, und den Vorsprung der Mavs auf 20:11.

10: Gordon ist hier derjenige, der dagegen hält. Der Shooting Guard zieht wiederholt aggressiv zum Korb und profitiert vom nonexistenten Shotblocking der Mavs, ein Dreier ist auch dabei. Mit einem weiteren Layup verkürzt Gordon auf 20:27, Auszeit Mavs.

15.: Schönes Pick'n'Roll zwischen Roberts und Davis auf dem rechten Flügel. Der Backup Point Guard mit solidem Bodenpass auf seinen Kollegen, der mit viel Anlauf durch die Zone fliegt und dunkt. Nowitzki hatte in der Rotation geschlafen und kam zu spät. Im nächsten Angriff wird es Roberts beim Layup viel zu leicht gemacht. Nur noch 40:37 Mavs, Auszeit.

19.: Erste Führung der Hornets. Collisons miesen Pass nimmt Gordon auf, der Fastbreak-Versuch scheint allerdings zu verpuffen. Doch mit der zweiten Welle steht Aminu plötzlich völlig frei unter dem Korb. Der Pass kommt, Aminu stopft zum 43:42.

28.: Lange nicht gesehen! Nowitzki zieht gegen Davis beherzt zum Korb, rumkurvt dabei auch die Help Defense und legt die Kugel butterweich in den Ring. Dallas wieder vorn, 61:60.

34.: Mayo auf Marion, das funktioniert! Zwei Mal in Folge findet der Shooter seinen Kollegen mit einem Lobpass in der Zone, gegen einen kleineren Gegenspieler hat Marion keine Mühe und dunkt. Aber das Spiel ist weiter eng, 72:71 Mavs.

36.: Schlecht verteidigt: Die Hornets haben mit 1,2 Sekunden auf der Uhr einen Einwurf, ein letzter Wurf ist möglich. Anderson wird an der Dreierlinie freigespielt, Marion geht unter dem Block her, obwohl doch klar ist, dass Anderson den Distanzwurf suchen wird. Der Dreier ist weit, aber für den völlig freistehenden Scharfschützen kein Problem. 83:79 Mavs.

41.: Nowitzki wird langsam warm. Mit einem Jumper macht er seine Punkte 19 und 20, anschließend nimmt er sofort den Dreier. Der Schuss geht daneben, aber nur weil er dabei von Anderson gefoult wird. Nowitzki geht drei Mal an die Linie, alle drei Versuche sitzen. 94:89 Mavs.

48.: Oha. Da hatten die Mavs in der Defense alles richtig gemacht, New Orleans fand keine rechte Option. Zu guter Letzt muss Anderson einen Verzweiflungsdreier nehmen - und der ist drin! 100:96 Hornets, die Vorentscheidung? Nein! Mike James und Carter knallen ihrerseits in kurzer Folge zwei Dreier rein, die Mavs gewinnen!

New Orleans Hornets vs. Dallas Mavericks: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Vince Carter. Der Routinier überholte während des Spiels Gary Payton und liegt nun auf Platz 28 der ewigen Scorerliste der NBA-Geschichte. Gegen die Hornets konnte Dallas jeden seiner 22 Punkte gebrauchen. Ohne Frage war kein Treffer wichtiger als der entscheidende Dreier kurz vor Schluss, zudem spielte er den wichtigsten Assist der Partie, als er Mike James fand. Eine starke Quote (7/13), 9 Rebounds und 2 Steals rundeten Carters Klasseleistung ab. Ebenfalls großartig: Bernard James, der sich in der zweiten Hälfte richtig ins Spiel fuchste und mit 7 Blocks entscheidenden Anteil am Franchise-Rekord der Mavericks (17 Blocks) hatte.

Der Flop des Spiels: Robin Lopez. Der Center hat ohne Frage einen großen Schritt nach vorn gemacht, seit er aus Phoenix nach New Orleans gewechselt ist. Gegen Dallas war davon aber nichts zu sehen. Lopez verteidigte anfangs solide, war aber offensiv überhaupt nicht ins Spiel eingebunden und spielte lediglich 12 Minuten. Dabei gelangen dem Bruder von All-Star Brook Lopez 4 Punkte, keine Rebounds oder Blocks bei 1 Turnover. Sein Backup Jason Smith dagegen überzeugte auf ganzer Linie.

Analyse: Nach einer durchwachsenen ersten Saisonhälfte wollen die Dallas Mavericks nach dem All-Star Weekend einen Run auf die Playoffs starten. Siege gegen Orlando und nun gegen die Hornets sind ein viel versprechender Start.

In New Orleans zeigten die Texaner schon im ersten Viertel, was sie einerseits stark und gefährlich macht, aber auch, wo die Probleme liegen. In der Offensive gefiel das variable Spiel, jeder Spieler berührte den Ball, viele Punkte wurden nach Assists erzielt. Die Hornets fanden keine Mittel, um das Shooting von Dirk Nowitzki, O.J. Mayo und Vince Carter zu verteidigen.

In der Verteidigung dagegen taten sich eklatante Lücken auf. Zu Beginn wurde am Perimeter nur zaghaft verteidigt, und wann immer ein Hornet penetrierte und seinen Gegenspieler schlug, war der Weg zum Korb meist frei. Bernard James und Elton Brand waren in der ersten Hälfte nicht aufmerksam genug, um in der eigenen Zone eine Furcht einflößende Präsenz zu sein. Auch Nowitzki war in der Hinsicht aufgrund seiner mangelnden Athletik kein Faktor.

Um zu sehen, wie es in punkto Verteidigung in der Zone laufen kann, musste man gar nicht weit schauen: Die Hornets machten mit Robin Lopez und Anthony Davis exzellent die Zone dicht, ließen kaum Punkte am eigenen Korb zu und waren auch bei den Rebounds überlegen. Als die heiß gestarteten Mavs im zweiten Viertel abkühlten, übernahmen die Hornets deshalb mehr und mehr die Kontrolle über das Spiel.

Dieses Bild änderte sich im dritten Viertel schlagartig: Dallas hatte jetzt eine viel bessere Raumaufteilung gefunden, zudem wurde vermehrt das Spiel nach Ballgewinnen schnell gemacht. 18 Punkte in der Zone allein im dritten Viertel zeigen, wie sich das Spiel der Mavs änderte.

Das war sicher auch der Tatsache geschuldet, dass sich der fragile Rookie Davis mal wieder verletzte. Nach einer Begegnung mit Nowitzki unter dem eigenen Korb hatte der Big Man Probleme am rechten Knie. Der Penetration der Mavs war nun Tür und Tor geöffnet, offensiv brachte den Gastgeber eine ausgedehnte Pause von Topscorer Eric Gordon aus dem Rhythmus.

Mit einem 11:4-Lauf in den letzten zweieinhalb Minuten des dritten Abschnitts schienen die Mavs für klare Verhältnisse zu sorgen, doch Andersons Dreier mit der Schlusssirene hauchte New Orleans neues Leben ein. Und so entwickelte sich einmal mehr ein Spiel, bei dem Dallas bis zum Schluss zittern musste.

Insbesondere Backup-Big-Man Jason Smith jagte den Gästen mit seinen Jumpern einen Schrecken nach dem nächsten ein, der größte Schocker kam aber erneut von Anderson: Sein Dreier 55 Sekunden vor Schluss sorgte vermeintlich für die Vorentscheidung.

Doch dann machte sich der bärenstarke Vince Carter ans Werk. Mit seinem Zug zum Korb spielte er zunächst Mike James frei, der den Dreier traf. Nach einem schwachen Angriff der Hornets war es dann Carter selbst, der sich mit einem Jab Step gegen Smith Raum verschaffte und von außen zuschlug.

Dallas ist also gewappnet für das so wichtige Duell am Sonntag mit den L.A. Lakers (ab 19 Uhr im LIVE-STREAM bei SPOX). New Orleans wird sich über eine verpasste Chance ärgern, die eigentlichen Ziele des jungen und talentierten Teams liegen allerdings in der Zukunft.

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