NBA

"Ich sterbe da draußen, wenn es sein muss": Die Erkenntnisse zur Pleite der Dallas Mavericks in Spiel 2 gegen die Boston Celtics

Von Ruben Martin
mavs-celtics-1600
© getty

Die Dallas Mavericks haben beim 98:105 gegen die Boston Celtics den Sieg verschenkt. Die Celtics schalten eine Stärke der Mavs komplett aus und selbst für Luka Doncic sind manche Herausforderungen zu groß. Die Erkenntnisse zu Spiel 2 der NBA Finals.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Hier geht es zu den Noten für alle Spieler und hier zur Analyse zu Spiel 2.

NBA, Dallas Mavericks, Boston Celtics, Luka Doncic, Jayson Tatum, Spiel 2, Finals
© getty

Dallas Mavericks: Spiel 2 wäre ein Pflichtsieg gewesen

Die Boston Celtics trafen in Spiel 2 nur 10/39 Triples, als Erfolg der Defense können die Mavericks sich das kaum auf die Fahnen schreiben. Allein im ersten Viertel (1/9 3P) vergab Boston 7 offene Dreier, viel mehr Zugriff bekamen die Mavs später auch nicht. Stattdessen konnten die Celtics konstant den stark angeschlagenen Luka Doncic oder Kyrie Irving angreifen und hatten so jedes Mal einen einfachen Weg, um Dallas in die Rotation zu zwingen.

Mit dem Druck auf den gegnerischen Ring bekam Boston offensiv was es wollte, auch wenn die vielen freien Dreier kaum fielen. Das wird sich in dieser Form wohl erstmal nicht wiederholen. Doch was machten die Mavs daraus? Sie unterboten die Dreierquote der Celtics sogar noch, ohne Doncic (4/9) hätte der Herausforderer aus dem Westen nur 2/17 getroffen.

Das war jedoch nicht die einzige Schwäche, die den Mavs zum Verhängnis wurde. Sie verhalfen den Celtics bei ihrem Fehlstart zu einfachen Punkten mit 10/10 Freiwürfen, während sie selbst nur 2 ihrer ersten 7 Freebies verwandelten. So hätte Dallas nach dem ersten Viertel, in dem Doncic einen gut verteidigten Wurf nach dem anderen traf, hoch führen müssen. Stattdessen war ihre Führung schon früh im zweiten Viertel verpufft.

Dann verletzte sich auch noch Kristaps Porzingis im vierten Viertel und agierte nur noch merkbar eingeschränkt, eine weitere Chance für die Mavs. Zu diesem Zeitpunkt konnte Doncic die Last jedoch nicht mehr alleine schultern, von seinen Mannschaftskollegen kam jedoch erschreckend wenig.

Celtics vs. Mavericks, Spiel 2: Die Stats-Leader in der Übersicht

KategorieCelticsMavericks
PunkteJrue Holiday (26)Luka Doncic (32)
ReboundsJrue Holiday (11)Luka Doncic (11)
AssistsJayson Tatum (12)Luka Doncic (11)
StealsBrown/White (je 3)Luka Doncic (4)
BlocksWhite/Porzingis (je 2)Jones/Washington/Gafford (je 1)
celtics-1600
© getty

Boston Celtics nehmen Mavs-Stärke komplett weg

Die Celtics stehen nach so einem Sieg natürlich mit extrem breiter Brust da. Sie hätten die Partie mit einer besseren Wurfausbeute wie in Spiel 1 oder sogar noch deutlicher gestalten können. Defensiv machten sie es Doncic mit Jrue Holiday, Derrick White oder einem exzellent verteidigendem Jaylen Brown stets kompliziert, auch für Irving steht immer ein überragender Verteidiger bereit.

Noch besser geht ihr Plan in der Offense auf. Holiday, Brown und Jayson Tatum sind im Zug zum Korb kaum am Perimeter zu stoppen, und am Korb war die Hilfe der Mavs bisher kaum ein Faktor. In Spiel 2 trafen die Celtics 20 von 27 Würfen in direkter Ringnähe, in Spiel 1 waren es sogar 15/15. Dabei glänzte Dallas erst gegen die Wolves mit seinem Ringbeschützer-Duo aus Daniel Gafford und Dereck Lively II.

Damals stand jedoch auch stets ein Rudy Gobert oder Kyle Anderson auf dem Parkett, die man an der Dreierlinie ignorieren kann. Die Celtics haben keinen solchen Spieler in ihrer Rotation, solange Porzingis auch in Spiel 3 wieder fit genug sein kann. Der Lette verkündete nach seinem Rückschlag bereits, dass er spielen wird: "Ich werde okay sein, ich sterbe da draußen, wenn es sein muss."

In Spiel 2 strahlten die Celtics nicht einmal große Gefahr von Downtown aus, dennoch ist ihr Spacing so etabliert, dass Gafford oder Lively auch immer wieder damit beschäftigt sind, über einen Off-Ball-Screen zu laufen, anstatt schon bereit zur Hilfe unter dem Korb zu stehen. Die Mavs konnten nur 17 Würfe im Zweierbereich contesten, auf der Gegenseite gelang dies White alleine bei 12 Abschlüssen.

doncic-1600
© getty

Dallas Mavericks: Selbst Luka Doncic braucht Unterstützung

Es sollte erstmal festgehalten werden, wie beeindruckend die Leistung von Doncic erneut war. Wer den Lauf der Mavs verfolgt, ist es mittlerweile schon gewohnt, dass der Slowene vor dem Spiel aussieht, als müsste er für ein paar Wochen auf der Bank geschont werden. In seinen Pausen macht Doncic dann fast immer den Weg in die Kabine, um sich behandeln zu lassen. Falls er mal länger als nur für eine kurze Pause aussetzen kann, ohne dass die Mavs komplett wegbrechen.

Dann trifft er Wurf um Wurf über ein Trio aus Edelverteidiger. Irgendwann kommt jedoch auch seine Magie an ihre Grenzen, so standen am Ende von Spiel 2 auch 8 Turnover auf seinem Konto. Das Offensivrating der Mavs sank von 115.8 mit Doncic auf dem Parkett im ersten Viertel auf 109,5 im zweiten Abschnitt bis auf 100 im dritten Viertel und nur noch 90,9 im Schlussabschnitt.

Doncic wies eine Usage Rate von 36 Prozent in Spiel 2 auf, in Spiel 1 waren es sogar 39 Prozent. Von den letzten 27 Champions hatten nur die Chicago Bulls mit Michael Jordan einen Spieler mit mehr als 33 Prozent während der Regular Season. Bei Anthony Edwards wurde es sehr deutlich, auch bei Doncic muss man jedoch wohl festhalten: Er ist (noch) kein Michael Jordan, und selbst die Bulls von damals hätten große Probleme gegen diese Celtics. Aber das ist eine Diskussion für 3 Uhr nachts in der Kneipe oder den Podcast eures Vertrauens im Sommerloch.

Klar ist, selbst Doncic braucht Unterstützung. Nicht einmal viel, wie er gegen die Wolves oft zeigte. Dort tauchte Irving teilweise auch drei Viertel fast komplett ab, nur um 12 Minuten lang die Verantwortung zu übernehmen. Und für den entscheidenden Moment war dann auch Doncic wieder zur Stelle, wie mit seinem Gamewinner in Spiel 2 der Westfinals, nachdem er das komplette vierte Viertel keinen Wurf getroffen hatte.

dereck-lively-1600
© getty

Dallas Mavericks: Die Hilfe von Dereck Lively II fehlt

Nicht zu unterschätzen ist auch, wie wertvoll Lively gegen die Wolves mit dem Ball in der Hand war. Als Finisher glänzte er ohnehin, aber auch im 4-gegen-3 traf er immer wieder gute Entscheidungen, nachdem Doncic den Ball gegen das Doppeln los werden musste. Das lag Lively deutlich besser als die Situationen, in denen er sich nun gegen die Celtics wiederfindet. Vollständig erklärt das jedoch auch nicht, warum dem Rookie seine fehlende Erfahrung gegen Boston so viel stärker anzumerken ist als die gesamte Saison zuvor. Die Finals sind eben doch noch eine andere Nummer.

Bleibt die Frage, wer noch mit dem Ball in der Hand helfen kann, wenn Irving und Lively dies nicht schaffen. Von P.J. Washington oder Derrick Jones Jr. ist in dieser Hinsicht nicht viel zu erwarten, sie können fast alles gut, außer Würfe für sich oder ihre Mannschaftskollegen zu kreieren. Dante Exum erhielt mehr Minuten in Spiel 2 als im ersten Duell, er kann potenziell im Fastbreak für einfache Abschlüsse sorgen. Die Celtics unterbanden jedes Tempo der Mavs jedoch im Kern, Dallas erzielte nur 7 Punkte im Fastbreak (15 für Boston).

Jaden Hardy kam in Spiel 2 kaum zum Einsatz, er lieferte immer wieder gute Phasen und Energie in der Postseason. Er wird in Dallas vermutlich wieder seine Chance erhalten. Dann gibt es ja auch noch Tim Hardaway Jr., der sich komplett aus der Rotation gespielt hat. Falls Mavs-Coach Jason Kidd mit dem Rücken zur Wand steht und verzweifelt, könnte jedoch auch THJ noch seine potenziell letzte Chance der Saison bekommen, wie ein Hail Mary im Football. Der Flügelscorer hat immer noch die Fähigkeit, Feuer zu fangen.

Bevor das passiert, wird jedoch vermutlich Irving noch einmal Widerstand zeigen. Er hat schließlich die Fähigkeit, in Bestform auch immer wieder gegen eine Defense auf höchstem Niveau zu punkten mit seinen unvergleichbaren Dribblingkünsten und wilden Abschlüssen gegen und um Kontakt herum.

Die Mavs können sich jedoch kaum beschweren, wenn Doncic dann nach seinen ganzen Willensleistungen nicht mehr 30 Punkte und ein Triple-Double auflegen kann. Er ist übrigens erst der vierte Spieler nach LeBron James (2 Mal), Charles Barkley und Jerry West, der diese Statistiken in den Finals auflegte und verlor. Ein Club voller Legenden, auf den er sicher gerne verzichtet hätte.

NBA Finals - Celtics vs. Mavericks: Die Serie in der Übersicht

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
17. Juni (Fr)2.30 UhrBoston CelticsDallas Mavericks107:89
210. Juni (Mo)2 UhrBoston CelticsDallas Mavericks105:98
313. Juni (Do)2.30 UhrDallas MavericksBoston Celtics
415. Juni (Sa)2.30 UhrDallas MavericksBoston Celtics
5*18. Juni (Di)2.30 UhrBoston CelticsDallas Mavericks
6*21. Juni (Fr)2.30 UhrDallas MavericksBoston Celtics
7*24. Juni (Mo)2 UhrBoston CelticsDallas Mavericks
Artikel und Videos zum Thema