NBA

Regelfragen, Unentschieden und Hall-of-Famer: Die legendärsten Duelle um den Titel des Rookie of the Year

Von Levi Netal
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Das Duell Victor Wembanyama vs. Chet Holmgren dominiert die Schlagzeilen zum diesjährigen Rennen um den Titel des Rookie of the Year. Wir nutzen die Gelegenheit, um auf die besten Duelle der letzten 30 Jahre um die begehrte Auszeichnung zurückzublicken.

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Die NBA erlebt in dieser Saison ausgezeichnete Leistungen von ihren Rookie-Talenten. Das französische Phänomen Victor Wembanyama legt historische Zahlen (20,7 Punkte, 10,4 Rebounds, 3,4 Blocks) auf und wird sogar die eine oder andere Stimme für den DPOY bekommen. Chet Holmgren ist in seiner ersten Saison in der Liga ein maßgeblicher Faktor für den Erfolg eines Thunder-Teams, das im Rennen für den 1. Platz im Westen ist.

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Außerhalb von ihren starken Individualleistungen duellierten sich die Rookies in direkten Aufeinandertreffen auf spektakuläre Art und Weise, auch wenn das nicht immer im Endergebnis erkennbar war.

Laut den Wettanbietern ist Wemby der klare Favorit auf den Titel und man müsste mittlerweile 3500 Euro investieren, um 100 Euro Profit zu machen. Nichtsdestoweniger soll dieses historische Duell der Ausnahmeathleten genutzt werden, um die zehn besten ROY-Duelle der letzten 30 Jahre noch einmal unter die Lupe zu nehmen.

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10. Michael Carter-Williams vs. Victor Oladipo (2013/14)

  • Punkte für Carter-Williams: 569 (104 Erststimmen)
  • Punkte für Oladipo: 364 (16 Erststimmen)
NamePickPunkteReboundsAssistsStealsBlocksTeam-Bilanz
Michael Carter-Williams1116,76,36,21,90,619-63 (76ers)
Victor Oladipo213,84,14,11,60,523-59 (Magic)

Die Klasse von 2013 wurde stets als schwacher Jahrgang angesehen, letztlich waren mit Giannis Antetokounmpo (15. Pick) und Rudy Gobert (27) zwei echte Volltreffer dabei, die beiden Euros brauchten jedoch noch Zeit, um sich zu entwickeln.

Stattdessen gewann Carter-Williams recht knapp gegen Oladipo, für den damaligen Sixers-Guard sprachen die rohen Stats (16 PPG, zwei Triple-Doubles). Sein Team gewann jedoch gerade einmal 19 Spiele. Oladipo wurde der bessere Spieler und hatte eine Saison auf All-NBA-Niveau, bevor er durch Verletzungen komplett ausgebremst wurde. Mit Anfang 30 haben beide keinen Job mehr in der Liga, MCW bekam nach seinem Rookie-Deal sogar nur noch Verträge zum Minimum.

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9. Damian Lillard vs. Anthony Davis (2012/13)

  • Punkte für Lillard: 605 (121 Erststimmen)
  • Punkte für Davis: 306 (0 Erststimmen)
NamePickPunkteReboundsAssistsStealsBlocksTeam-Bilanz
Damian Lillard619,03,16,50,90,233-49 (Portland Trail Blazers)
Anthony Davis113,88,21,01,21,827-55 (New Orleans Hornets)

Auch wenn beide Teams nicht kompetitiv in den jeweiligen Rookie-Saisons waren, lieferten sich Davis und Lillard ein denkwürdiges Duell. Der an 1. Stelle gedraftete Davis überzeugte vor allem mit seiner defensiven Präsenz, während Lillard bereits sein Scoring-Talent auf mehreren Ebenen des Feldes durchscheinen ließ.

Lillards unangefochtener Erfolg kam für viele als Überraschung, da Davis vor Saisonbeginn als großer Favorit in das Rennen gegangen war. In der Folge wurden viele Debatten publik, die Lillards Leistung als leere Statistiken darstellen wollten und Davis' Verletzungsanfälligkeit relativierten.

Mittlerweile spielen diese Debatten keine Rollen mehr und beide Spieler haben die letzten zehn Jahre der NBA nachhaltig beeinflusst und sind auch in diesem Jahr im engeren Kreis für einen langen Playoff-Lauf.

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8. Amar'e Stoudemire vs. Yao Ming (2002/03)

  • Punkte für Stoudemire: 458 (59 Erststimmen)
  • Punkte für Ming: 405 (45 Erststimmen)
NamePickPunkteReboundsAssistsStealsBlocksTeam-Bilanz
Amar'e Stoudemire913,58,810,81,144-38 (Phoenix Suns)
Yao Ming113,58,21,70,41,843-39 (Houston Rockets)

Der Draft Jahrgang 2002 ist in vielerlei Hinsicht denkwürdig. Yao Ming eroberte als erster Pick die Liga im Sturm und wurde schnell zum kulturellen Idol, nicht nur wegen seiner unfassbaren Körpergröße von 2,29 Meter. In seiner ersten Saison führte er die Rockets bereits zu einer positiven Bilanz. Ming wurde in seiner kurzen Karriere mit fünf All-NBA-Nominierungen ausgezeichnet, bevor er seine Karriere nach sieben Saisons aufgrund körperlicher Probleme beendete.

Amar'e Stoudemire wurde direkt aus der Highschool gedraftet und galt seiner Zeit als riskanter Pick der Phoenix Suns an neunter Stelle. Stoudemire legte bereits in seiner Rookie-Saison, ähnlich wie Ming, beinahe ein Double-Double im Schnitt auf. So begann eine denkwürdige Karriere des Highflyers, die unter anderem fünf Nominierungen im All-NBA-Team beinhaltete.

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7. Tyreke Evans vs. Stephen Curry (2009/10)

  • Punkte für Evans: 491 (67 Erststimmen)
  • Punkte für Curry: 391 (43 Erststimmen)
NamePickPunkteReboundsAssistsStealsBlocksTeam-Bilanz
Tyreke Evans420,15,35,81,50,425-57 (Sacramento Kings)
Stephen Curry717,54,55,91,90,226-56 (Golden State Warriors)

Der talentierte Jahrgang 2009 ist bis heute mit Spielern wie Jrue Holiday, James Harden und DeMar DeRozan in der NBA vertreten. Das ROY-Duell spielte sich mit Curry und Evans aber zwischen zwei Guards ab, die keine Top-3 Picks waren.

Evans hatte in einem engen Duell schlussendlich die Nase vorn, was vor allem auf seine Verlässlichkeit gepaart mit starkem Scoring zurückzuführen war. Trotz Evans' beeindruckender Leistung war Curry schon damals ein beliebter Pick, der mit seinem revolutionären Spiel einen Eindruck hinterließ.

Während zu Currys Entwicklung nicht viele Worte verloren werden müssen, schaffte Evans nie den Sprung zu einem etablierten Guard in der Liga und beendete seine Karriere nach 11 Saisons als langjähriger Backup.

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6. Malcolm Brogdon vs. Joel Embiid (2016/17)

  • Punkte Brogdon: 414 (64 Erststimmen)
  • Punkte Embiid: 177 (23 Erststimmen)
NamePickPunkteReboundsAssistsStealsBlocksTeam-Bilanz
Malcolm Brogdon3610,24,22,81,10,242-40 (Mlwaukee Bucks)
Joel Embiid1 (2014)20,27,82,10,92,528-54 (76ers)

Das Duell zwischen Brogdon und Embiid ging aus mehreren Gründen in die Geschichtsbücher ein. Joel Embiid, der bereits 2014 an dritter Stelle gedraftet wurde, spielte nach zwei verpassten Saisons zum ersten Mal in der NBA. Mit überragenden Zahlen zu Beginn stand er sogar kurzzeitig in der Debatte für eine potenzielle All-Star Nominierung, bis ihm sein linkes Knie einen Strich durch die Rechnung machte. Der Kameruner absolvierte nur 31 Partien in der 16/17 Saison.

Brogdon auf der anderen Seite war die Cinderella-Geschichte der 16/17 Saison. Der an 36. Stelle gedraftete Guard ist mit seinem ROY-Erfolg erst der dritte Zweitrundenpick der Geschichte, dem diese Auszeichnung verliehen wurde (davor war es zuletzt Willis Reed 1964/65). Während Brogdons Statistiken nicht überragten, überzeugte der damalige Buck mit seinem erwachsenen Spiel. Seine spektakulären Dunks über LeBron James und Kyrie Irving spielten sicher auch eine Rolle.

Die Tendenzen des Drafts zeigen sich überraschenderweise auch jetzt für die ehemaligen ROY-Konkurrenten. Während Embiid mittlerweile ein MVP ist, plagen ihn Verletzungen nach wie vor und standen dem ultimativem Erfolg bisher im Weg. Brogdon auf der anderen Seite ist nach wie vor ein solider Point-Guard, der jedoch seit seinem Weggang von den Bucks einige Teamwechsel durchmachen musste.

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5. Scottie Barnes vs. Evan Mobley (2021/22)

  • Punkte Barnes: 378 (48 Erststimmen)
  • Punkte Mobley: 363 (43 Erststimmen)
NamePickPunkteReboundsAssistsStealsBlocksTeam-Bilanz
Scottie Barnes415,37,53,51,10,748-34 (Toronto Raptors)
Evan Mobley3158,32,50,81,744-38 (Cleveland Cavaliers)

Sowohl Barnes als auch Mobley spielten bereits in ihrer ersten Saison in kompetitiven Teams. Während sich die rohen Statistiken relativ ähnlich lesen, überzeugten die beiden jungen Stars auf unterschiedliche Art und Weise.

Barnes spielte unter anderem mit All-Stars wie Pascal Siakam oder Fred VanVleet und setzte vor allem in der Offensive mit seiner physischen Spielweise und guter Spielübersicht Akzente. Mobley wurde auf Seiten der Cavs oft in dem berüchtigten "Jumbo-Lineup" mit Allen und Markkanen eingesetzt und entwickelte sich schnell zum defensiven Anker des Teams.

Mit einem denkbar knappen Ausgang des Duells könnte Mobley tatsächlich der verletzungsbedingte Einbruch seines Teams am Ende zum Verhängnis geworden sein. Die Cavs verloren acht ihrer letzten zwölf Spiele und verpassten die Playoffs.

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4. Ben Simmons vs. Donovan Mitchell (2017/18)

  • Punkte Simmons: 481 (90 Erststimmen)
  • Punkte Mitchell: 323 (11 Erststimmen)
NamePickPunkteReboundsAssistsStealsBlocksTeam-Bilanz
Ben Simmons1 (2016)15,88,28,11,70,952-30 (Philadelphia 76ers)
Donovan Mitchell1320,53,73,71,50,348-34 (Utah Jazz)

Ben Simmons und Donovan Mitchell sorgten mit ihrem Rennen um den ROY-Award nicht nur auf dem Feld für beste Unterhaltung.

Simmons verpasste sein erstes Jahr in der NBA aufgrund einer Verletzung, sodass der Nummer 1-Pick aus 2016 verspätet seine Rookie-Saison spielte. Der Australier überragte in seiner ersten Saison mit 12 Triple-Doubles und seinem Spielstil schienen trotz 2,08 m Körpergröße keine Grenzen gesetzt zu sein. Simmons schien das ähnlich zu sehen, denn er inszenierte sich nach der Saison als alleiniger Anwärter auf den ROY-Award.

Damit übersah er aber in Donovan Mitchell einen ebenfalls schnell aufsteigenden Youngster, der mit spektakulären Dunks und explosiver Offensive auf sich aufmerksam machte. Mitchell konterte Simmons selbstbewusste Haltung, indem er dem Australier mit einem Pullover auf seinen unklaren Rookie-Status hinwies, da Simmons ja bereits ein Jahr zuvor gedraftet worden war.

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3. Elton Brand vs. Steve Francis (1999/00)

  • Punkte Brand: 58 (58 Erststimmen)
  • Punkte Francis: 58 (58 Erststimmen)
NamePickPunkteReboundsAssistsStealsBlocksTeam-Bilanz
Elton Brand120,110,01,90,91,617-65 (Chicago Bulls)
Steve Francis2185,36,61,50,334-38 (Houston Rockets)

Der erste und zweite Pick des 1999 Drafts teilten sich nach jeweils spektakulären Rookie-Saisons zum dritten und bisher letzten Mal in der Geschichte den ROY-Award.

Brand legte erst als fünfter Rookie durchschnittlich ein Double-Double auf und führte alle Neulinge in Punkten und Rebounds an. Francis machte auf sich aufmerksam, nachdem der 2. Pick noch vor seinem ersten Spiel im Trikot der Vancouver Grizzlies einen Wechsel verlangte und zu den Houston Rockets ging. Francis vereinte vielfältiges Scoring mit guter Übersicht in seinem Spiel.

Sowohl Brand (17 Saisons) als auch Francis (10 Saisons) hatten erfolgreiche NBA-Karrieren mit jeweils mindestens zwei All-Star-Nominierungen.

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2. Jason Kidd vs. Grant Hill (1994/95)

  • Punkte Kidd: 43 (43 Erststimmen)
  • Punkte Hill: 43 (43 Erststimmen)
NamePickPunkteReboundsAssistsStealsBlocksTeam-Bilanz
Jason Kidd211,75,47,71,90,336-46 (Dallas Mavericks)
Grant Hill319,96,451,80,928-54 (Detroit Pistons)

Das Kidd-Hill-Duo teilte sich als zweites Pärchen in der Geschichte die ROY-Auszeichnung. Hills überragendes Scoring und seine Explosivität machten ihn zu einem Fan-Favoriten, weswegen er bereits in seiner Rookie-Saison an erster Stelle im Fan-All-Star-Voting stand.

Jason Kidd auf der anderen Seite hatte seine Stärken weniger im Scoring und vielmehr in seinen genialen Spielmacher-Qualitäten und seiner defensiven Leistung.

Der Erfolg in ihrem Rookie-Jahr sollte bei beiden Spielern erst der Anfang von erfolgreichen NBA-Karrieren sein, für die sie beide in die Naismith Hall of Fame aufgenommen wurden.

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1. LeBron James vs. Carmelo Anthony (2003/04)

  • Punkte James: 508 (78 Erststimmen)
  • Punkte Anthony: 430 (40 Erststimmen)
NamePickPunkteReboundsAssistsStealsBlocksTeam-Bilanz
LeBron James120,95,55,91,60,735-47 (Cleveland Cavaliers)
Carmelo Anthony3216,12,81,20,543-39 (Denver Nuggets)

Ein würdiger Kandidat für den ersten Platz ist nach wie vor das Rennen der Saison 2003/04. Dass der Jahrgang einer der stärksten aller Zeiten werden könnte, sollte sich auch schon im ROY-Rennen andeuten.

Anthony verzauberte die NBA in seiner Debütsaison mit vielfältigem und effektivem Scoring aus allen Bereichen auf dem Feld und führte die Nuggets in die Playoffs. James kam als Generationen-Talent direkt aus der Highschool und übertrumpfte schnell die kühnsten Erwartungen aller Cavaliers-Fans.

Die Entscheidung für James unterstrich schon damals die Präsenz, mit der LeBron an beiden Enden des Feldes agierte. Nichtsdestoweniger lässt sich auch Carmelos Karriere mit zehn All-Star-Nominierungen und einer Top-10 Platzierung auf der ewigen Scorerliste sehen.