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NBA Playoffs - Miami Heat stehen in den Finals: Jimmy Butler hat es schon vor einem Jahr gewusst

Von Robert Arndt
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Die Miami Heat stehen als zweiter 8-Seed der Playoff-Geschichte in den NBA Finals. Jimmy Butler wusste es schon vor einem Jahr, doch die Art und Weise, wie es die Heat schafften, ist einzigartig, unverhofft und kaum in Worte zu fassen.

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"Ich glaube, dass wir gut genug sind. Wir sind gut genug und nächstes Jahr werden wir in der gleichen Situation sein und es schaffen."

Diese Worte stammen von Jimmy Butler, vom 29. Mai 2022. Auf den Tag genau ein Jahr später stehen die Miami Heat zum siebten Mal in ihrer Geschichte in den NBA Finals. Wieder gab es ein Spiel 7 gegen Boston, diesmal gingen die Heat als Sieger hervor, nachdem Butler 2022 in Miami den möglichen Dreier für die Finals nur an den Ring gesetzt hatte.

Butlers Prophezeiung ist eingetreten, Miami gewann das Rematch gegen Boston und greift nun selbst nach dem vierten Titel. Ob er selbst vor knapp zwei Monaten daran geglaubt hat? Selbst wenn nicht, er würde es nie zugeben. Unisono sprachen die Heat vom Glauben an das eigene Team, vom Glauben an die eigene Stärke. Taten sie das wirklich? Selbst im April deutete wenig bis nichts darauf hin, dass Miami tatsächlich auch nur ansatzweise ein Contender sein könnte.

Heat vs. Celtics: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
118. Mai2.30 UhrBoston CelticsMiami Heat116:123
220. Mai2.30 UhrBoston CelticsMiami Heat105:111
322. Mai2.30 UhrMiami HeatBoston Celtics128:102
424. Mai2.30 UhrMiami HeatBoston Celtics99:116
526. Mai2.30 UhrBoston CelticsMiami Heat110:97
628. Mai2.30 UhrMiami HeatBoston Celtics103:104
730. Mai2.30 UhrBoston CelticsMiami Heat84:103
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Miami Heat: Der erste Champion mit negativem Net-Rating?

Zwar beendeten die Heat die Saison mit 44 Siegen, taten dies aber mit einem negativen Net-Rating. Miami erzielte die wenigsten Punkte aller 30 Teams, während man zusammengerechnet 26 Zähler mehr kassierte. Wird Miami Champion, wäre dies statistisches Neuland. Neun andere Teams hatten ein negatives Punkteverhältnis, sie alle qualifizierten sich nicht einmal für das Play-In-Tournament.

Nur Miami tat das und selbst dort wurstelte man sich so eben in die Playoffs. Übrigens: Hier mal ein Ausschnitt zu den Heat, was wir vor dem Play-In über die Heat geschrieben haben:

Und doch spielen die Heat erneut die drittmeisten Eckendreier der Liga heraus, allerdings treffen die Mannen von Erik Spoelstra ihre Distanzwürfe aus allen Bereichen weit unter Ligaschnitt und bewegen sich eher im unteren Viertel der NBA. Das heißt aber auch, dass jede Menge Luft nach oben ist. Dank ihrer Defense sind die Heat fast in jedem Spiel, nur Dallas absolvierte mehr enge Spiele als Miami (54 Partien mit max. fünf Zählern Differenz in den letzten fünf Minuten). Und für enge Spiele haben die Heat mit Butler eben auch einen Superstar, der für Momente in der Postseason lebt. Jahr für Jahr haben wir nun gesehen, wie der Forward sich in den Playoffs noch einmal steigert. Das macht Miami zu einem verdammt unangenehmen Gegner, auch wenn die Zusammenstellung alles andere als perfekt ist.

Wie sich herausstellte, war die Zusammenstellung doch besser als gedacht, obwohl Miami durchaus Ausfälle zu beklagen hatte. Tyler Herro und Victor Oladipo verletzten sich, Jimmy Butler und Gabe Vincent verpassten Spiele mit Knöchelverletzungen, doch die Heat fanden immer wieder Wege, um dies einigermaßen zu kompensieren. Rollenspieler wie Gabe Vincent, Duncan Robinson oder Max Strus waren plötzlich verlässlich, was sie in der Regular Season nicht waren.

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Miami Heat: Caleb Martin verändert die Heat

Gleiches galt für Caleb Martin - die Entdeckung dieser Playoffs. Vor der Saison wurde viel darüber diskutiert, wer den Platz des abgewanderten P.J. Tucker auf der Vier einnehmen solle. Es war Martin, der in Spiel 7 im Vorjahr nicht einmal eingesetzt wurde und sehr mäßig in die Saison startete. Stattdessen holte sich Miami Kevin Love auf dem Buyout-Markt, doch Martins Leistungen in den Playoffs waren so gut, dass Spoelstra seit Spiel 6 nur noch auf den Forward setzte.

Noch im Vorjahr hatten die Celtics Martin als Schwachpunkt ausgemacht, hier parkten sie Center Robert Williams III, wie sie es immer mit den schlechtesten Schützen des Gegners machten. Sie spielten Martin so vom Feld, das war ein Jahr später nicht mehr möglich. "Caleb sagte zu mir, dass dies nicht wie letztes Jahr sei", merkte Bam Adebayo an. "Ich glaube, dass er sich nicht respektiert gefühlt hat."

Das dürfte nun Geschichte sein. In den Conference Finals legte der Forward im Schnitt 19,3 Punkte und 6,4 Rebounds im Schnitt auf, dazu versenkte Martin über 60 Prozent aus dem Feld (9/9 aus der Mitteldistanz) und 49 Prozent von der Dreierlinie bei über sechs Versuchen pro Spiel. In Spiel 7 waren es wieder 26 und 10. Die MVP-Trophäe ging letztlich an Butler, aber dass Martin vier der neun Stimmen erhielt, zeigt schon, dass er sich diese genauso verdient gehabt hätte.

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Miami Heat: Sieben Spieler wurden nicht gedraftet

Martin war nicht selten der beste Spieler auf dem Feld. Seine offenen Dreier waren gefühlt immer drin, dazu sind seine Drives nach Closeouts deutlich besser geworden. Stepbacks oder Turnaround-Jumper von Martin waren plötzlich gute Optionen für Miami. Dass er dazu auch gegen Jayson Tatum und Jaylen Brown seinen Mann stand, war das i-Tüpfelchen für den 27-Jährigen.

Der Forward ist einer von sieben nicht-gedrafteten Spielern der Heat, die in dieser Postseason zum Einsatz kamen - NBA-Rekord. Es ist inzwischen eine gebrochene Schallplatte, aber die Heat finden immer wieder Komplementärspieler, die von anderen übersehen oder falsch eingesetzt werden. Martin ist das neueste Beispiel dafür.

Wie sein Zwillingsbruder Cody (er wurde immerhin in der zweiten Runde gezogen) wurde Martin im Draft übersehen, erkämpfte sich aber über die Summer League und die Preseason einen NBA-Vertrag bei den Charlotte Hornets. Nach zwei Jahren wurde er im Sommer 2021 entlassen, Bruder Cody durfte dagegen bleiben und ist noch immer ein solider Rotationsspieler für Charlotte.

Caleb ist dagegen nun der drittbeste Spieler eines Finals-Teams zum Schnäppchenpreis von gerade einmal 6,5 Millionen Dollar. Sein Vertrag läuft übrigens noch mindestens bis 2024, bevor Martin seine Option über 7,1 Millionen Dollar nicht ziehen wird. Miami zaubert einfach immer wieder einen Hasen aus dem Hut und steht dann eben in den Finals, obwohl diverse Analytics-Modelle den Heat dafür nur eine Chance von 3 Prozent gegeben haben.

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Miami Heat: Gegen alle Wahrscheinlichkeiten

Es kommen einfach wieder viele Dinge zusammen. Die Zonenverteidigung der Heat war gegen Boston mal wieder ein Garant, über die Serie schoss man 43 Prozent von Downtown und hatte gleich fünf Spieler, die zweistellig scorten. Nicht zu unterschätzen ist auch die mentale Stärke. Niemanden, wirklich niemanden hätte es verwundert, wenn Miami in Spiel 7 untergegangen wäre.

Nach 3-0-Führung und dem Genickbruch in Spiel 6 durch den Buzzerbeater von Derrick White war das Momentum klar auf Seiten der Celtics, der TD Garden glich einem Tollhaus und dennoch behielt Miami nach schwachen Start die Nerven. "Es zeigt, wie tough und klar im Kopf unser Team im Kopf ist", stellte Martin fest.

Dagegen lässt sich nicht argumentieren. Miami hat es mal wieder allen Kritikern gezeigt. Mit Milwaukee und Boston wurden nun zwei Teams geschlagen, welche auf dem Papier deutlich talentierter sind, gleiches trifft auch auf Finals-Gegner Denver zu. Die Heat werden auch hier an ihre Chance glauben und so wie die letzten eineinhalb Monate verlaufen sind, kann man es ihnen nicht verdenken. Angst haben die Heat keine, wenn überhaupt dann nur vor den Hummeln im Presseraum der Celtics.

NBA Finals: Alle Termine im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärts
12. Juni2.30 UhrDenver NuggetsMiami Heat
25. Juni2 UhrDenver NuggetsMiami Heat
38. Juni2.30 UhrMiami HeatDenver Nuggets
410. Juni2.30 UhrMiami HeatDenver Nuggets
5*13. Juni2.30 UhrDenver NuggetsMiami Heat
6*16. Juni2.30 UhrMiami HeatDenver Nuggets
7*19. Juni2 UhrDenver NuggetsMiami Heat

*falls benötigt

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