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NBA-Kolumne Above the Break: Besser als KD? Wie Jayson Tatum sein Spiel komplettierte

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© getty

Die Erstrundenserie zwischen den Boston Celtics und den Brooklyn Nets ist bisher eine unerwartet deutliche Angelegenheit. Viele Gründe spielen dabei eine Rolle, nicht zuletzt aber die Tatsache, dass Kevin Durant sein Matchup nicht gewinnt - nicht einmal ansatzweise.

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Paul Pierce war noch nie um eine kontroverse Aussage verlegen, schon gar nicht, wenn er dabei die Möglichkeit witterte, einen Celtic über jemand anderen zu stellen. Spiel 3 der Serie zwischen Boston und Brooklyn bot ihm so eine Möglichkeit.

"Ich denke, Jason [sic!] Tatum überholt vielleicht vor unseren Augen Kevin Durant in der NBA-Hierarchie", schrieb "The Truth" bei Twitter und erhielt dafür aus Boston-Kreisen sehr viel Zustimmung, obwohl er vor lauter Euphorie das "y" vergessen hatte. Wer will es ihm verdenken, bei einer unerwarteten 3-0-Führung seiner großen Liebe.

Natürlich muss man hier ein Stück weit relativieren. Eine Serie ändert keine komplette Hierarchie in der Liga und es gibt mildernde Umstände für die Probleme Durants; die Celtics rollen als Team, die Nets tun es nicht (warum eigentlich nicht, Kyrie?). Ime Udoka verfolgt einen klaren Plan, Steve Nash tut das scheinbar nicht (dazu später mehr).

Klar ist aber auch: Tatum ist bisher tatsächlich der beste Spieler der Serie, und es ist nicht knapp. Der 24-Jährige zeigt auf der größten Bühne, gegen eine lebende Legende endlich allen Beobachtern die Entwicklung, die schon während der Saison zur Transformation seines Teams geführt hatte. Tatum ist auf dem besten Weg, genau dorthin zu kommen, wo Durant seit vielen Jahren residiert - in der obersten Kaste der NBA.

Jayson Tatum ist ein Two-Way-Star ohne Lücken

Dass Tatum scoren kann, ist seit Jahren bekannt, im Prinzip seit seiner Ankunft in der Liga und spätestens der ersten Postseason, die 2018 in Spiel 7 der Conference Finals endete. Kritikpunkte gab es an seinem Spiel trotzdem immer wieder, auch noch zu Beginn dieser Spielzeit. Marcus Smart selbst monierte damals öffentlichkeitswirksam Tatums Unwillen, den Ball abzugeben, auch Udoka äußerte sich mehr als einmal kritisch.

Tatum hat dabei schon über die letzten Jahre große Fortschritte gemacht und sein Playmaking verbessert, er liest das Spiel wesentlich besser. Im Zweifel vertraute er dem eigenen Abschluss dennoch oft mehr als dem der anderen, nicht wirklich unberechtigt in den letzten Jahren. Auch diesen Punkt hat er mittlerweile jedoch überwunden.

Die ersten beiden Spiele der Nets-Serie, insbesondere das zweite, verdeutlichten diese Entwicklung ziemlich gut. Tatum sah sich von der Defense Brooklyns ähnlich aggressiv angegangen wie Durant auf der Gegenseite (wenn auch definitiv mit weniger Länge und defensiver Qualität) und hatte Probleme als Scorer, das führte jedoch nicht dazu, dass er es erzwingen wollte.

Stattdessen traf er reihenweise die richtige Entscheidung, wie schon im Spiel zuvor. 18 Assists spielte Tatum in den ersten beiden Partien, so viele wie noch nie über zwei Spiele zusammengerechnet. Es war in Spiel 2 sein Passing, das die Celtics offensiv überhaupt erst ins Spiel brachte. Ein Satz, den man vor dieser Saison noch nicht allzu oft schreiben konnte.

Jayson Tatum: Dominant als Playmaker?

Tatum las die Hilfe der Nets immer wieder sehr gut, die logischerweise auch wesentlich mehr Lücken und Angriffsfläche bot als die der Celtics auf der Gegenseite. Er fand cuttende Bigs wie Daniel Theis ...

"Wie, die anderen Offensivspieler dürfen sich bewegen?"
© nba.com/stats
"Wie, die anderen Offensivspieler dürfen sich bewegen?"

... hatte aber auch immer wieder das Auge für die Schützen an der Dreierlinie, wie hier Grant Williams. Gerade im Kontrast zu den Nets muss hier auch erwähnt werden, dass die Celtics einiges dafür tun, um Williams so freizubekommen - Smart ermöglicht diesen offenen Wurf durch seinen Screen gegen Irving, den einzigen Nets-Spieler auf der ballfernen Seite.

Smart macht hier einiges möglich.
© nba.com/stats
Smart macht hier einiges möglich.

Der Ausgangspunkt für alles ist jedoch das, was Tatum macht und was ihm immer wieder vorgeworfen wurde, es nicht zu tun.

Tatum trifft in dieser Szene nicht nur die richtige Entscheidung, indem er keinen schwierigen Wurf erzwingt. Er trifft sie auch schnell und zwingt dadurch die Defense zum Handeln, da er eben nicht erst auf das Double-Team wartet. Solche Szenen gibt es immer wieder, mit konsequenten Drives und schnellen Entscheidungen bringt Tatum die Nets-Defense in Verlegenheit.

Er "settlet" nicht mehr, sondern attackiert, was sich auch darin zeigt, dass Tatum über die ersten drei Spiele 30 Freiwürfe genommen hat. Das ist kein Zufall: Während Tatum über die letzten Jahre immer zwischen elf und zwölf Drives pro Spiel verzeichnet hat, waren es in den ersten drei Partien fast 16 pro Spiel. Er agiert, die Defense reagiert.

Das klingt selbstverständlich, ist aber nicht das Bild, das sich auf der Gegenseite momentan zeigt. Es ist nicht nur statistisch aktuell ein sehr einseitiges Duell.

Tatum vs. Durant: Ihre Statistiken nach drei Spielen

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Tatum29,742,93626/3084,737
Durant2236,54024/275,35,713
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