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NBA - Die Phoenix Suns im Zwist mit Star-Center Deandre Ayton: Hat Sarver doch nichts gelernt?

Deandre Ayton wird im Sommer 2022 Restricted Free Agent.
© getty

Die Phoenix Suns wollen nach dem Einzug in die Finals in der Vorsaison erneut nach den Sternen greifen. Der Kader ist zusammen geblieben, doch die geplatzten Vertragsverhandlungen mit Deandre Ayton könnten der Franchise lang- und auch kurzfristig schaden.

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Ein guter Besitzer oder eine gute Besitzergruppe ist der größte Vorteil, den man in der NBA haben kann. Natürlich gewinnen die Owner keine Meisterschaften, aber durch ihre Aktionen legen sie das Fundament für eine stabile Franchise und die Aussicht auf Erfolg.

Es ist kein Zufall, dass Teams wie Sacramento, Minnesota oder New York lange Zeit in der Bedeutungslosigkeit herumirrten. Der Fisch stinkt vom Kopf, das ist nicht nur ein plumpes Sprichwort. Auch die Phoenix Suns waren bis zur Vorsaison dafür lange ein gutes Bespiel, bevor einige gute Draft-Entscheidungen und der Trade für Chris Paul die Franchise aus Arizona bis in die Finals katapultierten.

Neben erfolglosen GMs stand auch immer wieder Besitzer Robert Sarver in der Kritik, der mit seiner Allergie gegenüber der Luxussteuer mit-verhinderte, dass die Seven-Seconds-or-less-Suns einen Titel gewannen. Immer wieder wurden Erstrundenpicks verscherbelt (u.a. Luol Deng, Rajon Rondo), mit Joe Johnson trennte man sich aufgrund einer Differenz von nur einer Million Dollar jährlich.

Phoenix Suns: Alle werden bezahlt - nur Ayton nicht

Immer wieder wurden die Suns durch solche Manöver geschwächt. Elf Jahre in Folge verpassten die "Valley Boyz" die Playoffs, doch nun schien es, als ob Sarver dazugelernt hätte. "Diesmal habe ich es richtig gemacht", tönte der Suns-Boss noch vor den abgelaufenen Playoffs bei einem Auftritt in der Radio-Show Burns & Gambo.

"Ich denke, dass man mit der Erfahrung lernt, in keinem Geschäft gibt es dafür einen Ersatz. Du lernst einfach, wie du bessere Entscheidungen treffen kannst." Das bedeutete: Paul bekam am ersten Tag der Free Agency seine Verlängerung, auch Mikal Bridges wurde fürstlich entlohnt und wird ab 2022 über vier Jahre insgesamt 90 Millionen Dollar kassieren.

Deandre Ayton muss dagegen weiter warten. Nach Kwame Brown, Greg Oden und Anthony Bennett ist der Big Man der erst vierte Nr.1-Pick seit 2000, dessen Rookie-Vertrag nicht vorzeitig verlängert wurde. Dabei hat er mit den drei Genannten wenig gemein. Der Center war für den Finals-Run ein wichtiger Faktor mit seiner Defense und verstand es auch, kleine Lineups mit seiner Größe gnadenlos zu bestrafen. Eine seltene Kombination heutzutage.

Phoenix Suns boten Ayton wohl kürzeren Max-Vertrag

Dafür will Ayton entlohnt werden, Berichten zufolge bestand der Koloss von den Bahamas auf einen Maximalvertrag über fünf Jahre und 172 Millionen (bei Erfüllen bestimmter Klauseln bis zu 207 Mio.), wie ihn seine Draft-Kollegen Luka Doncic, Trae Young, Shai Gilgeous-Alexander und mit Abstrichen sogar Michael Porter Jr. bekommen haben.

Phoenix war dazu nicht bereit. Die Suns boten angeblich einen Maximalvertrag mit kürzerer Laufzeit (angeblich drei Jahre), was Ayton nicht akzeptierte und auch verärgerte. "Ich habe in meinem Leben gelernt, nur das zu kontrollieren, was ich auch kontrollieren kann. Natürlich bin ich aber enttäuscht", sagte der Center nach der 98:110-Auftaktpleite gegen die Nuggets am Mittwoch.

Gleichzeitig versicherte er sein Bestreben, die Suns zurück in die Finals zu hieven. Die gescheiterten Vertragsverhandlungen dienen womöglich gar als Zusatzmotivation. "Wenn ich auf dem Court bin, dann werde ich immer alles geben. Und ehrlich gesagt, spiele ich am besten, wenn ich mit dem Rücken zur Wand stehe."

Doch trotz Aytons professioneller Einstellung könnte dieses Thema Phoenix schaden. "Ich werde alles versuchen, damit ihn das nicht belastet", sagte Bridges. "Das ist aber gar nicht so leicht. Wir sind auch nur Menschen." Die Suns haben ein Fass aufgemacht, was absolut vermeidbar gewesen wäre.

Phoenix Suns: Deandre Ayton war in den Playoffs ein Star

Es ist verständlich, dass Phoenix gewisse Reservierungen hatte, Ayton maximal zu bezahlen, doch letztlich ist es alternativlos. Es ist richtig, dass erst der ewig unzufriedene CP3 Ayton zu Höchstleistungen anstachelte. Der Fünfer verschrieb sich der Drecksarbeit und war in dieser Rolle ein Star. Doch akzeptiert er dies auch langfristig?

War Ayton voll fokussiert, deutete er an, dass er jeden Cent wert sein könnte. Der 23-Jährige nahm es mit Anthony Davis auf, schlug sich tapfer gegen MVP Nikola Jokic und ließ sich gegen die Small-Ball-Lineups der Clippers nicht vom Feld spielen. Das ist keine Selbstverständlichkeit und hat eben seinen Preis, im Zweifel auch den maximalen.

Dass stattdessen nun auch noch Landry Shamet, ein schmächtiger Schütze, der noch nie seine Playoff-Tauglichkeit unter Beweis stellen konnte, zumindest für zwei Jahre garantierte 20 Millionen abstaubt, macht die abgebrochenen Verhandlungen mit Ayton umso erstaunlicher.

Phoenix Suns: Die Gehälter der besten Spieler (in Mio. Dollar)

Spieler21/2222/2323/2424/2525/26
Devin Booker31,633,836,0UFA-
Chris Paul30,828,430,8 (15,8 G)30,0 (NG)UFA
Deandre Ayton12,616,1 (QO)UFA--
Jae Crowder9,710,2UFA--
Dario Saric8,59,2UFA--
Cameron Payne6,56,06,5 (2,0 G)UFA-
Mikal Bridges5,620,121,723,324,9
Landry Shamet3,89,610,411,1 (NG)11,9 (NG)

G = garantiert; NG = nicht garantiert; QO = Qualifying Offer

Phoenix Suns: Rächt sich der geplatzte Ayton-Deal?

Nun wird der Center im Sommer 2022 Restricted Free Agent, das Thema dürfte sich durch die komplette Saison ziehen. Die Suns halten weiter alle Karten in der Hand, sie können schließlich alle Angebote matchen. Es bringt aber auch Nachteile mit sich. Andere Teams (Detroit und San Antonio haben Cap Space) können nur vier Jahre anbieten, zudem wird Ayton nicht vergessen, dass die Franchise nach starken Playoffs nicht vollends von ihm überzeugt war.

Es gibt auch noch die Option, dass Ayton, wenn Phoenix auch 2022 keinen Maximal-Vertrag anbietet, die Spielzeit 22/23 mit dem Qualifying Offer über 16,1 Millionen Dollar spielt und dann Unrestricted Free Agent wird. Phoenix könnte so die Luxussteuer vermeiden, den Franchise-Big aber endgültig verlieren.

Das ist Zukunftsmusik, trotzdem hätte alles viel ruhiger ablaufen können. Man wird sehen, inwieweit diese Episode Einfluss auf die Saison der Suns haben wird. Phoenix ist nicht schwächer geworden, die Suns sind auch in diesem Jahr ein Geheimtipp im extrem ausgeglichenen Westen. Für CP3 ist es womöglich die allerletzte Chance auf einen Ring.

Vielleicht spielt es keine Rolle, dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass eine solche Situation hätte vermieden werden können. Ob Sarver in knapp einem Jahr wieder behaupten wird, dass er alles richtig gemacht hat? Es bleibt eine Restgefahr, dass der Kern aus Devin Booker, Bridges und Ayton auf Dauer nicht zusammenbleibt.

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