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NBA - Overreactions nach der 1. Woche: Das Nets-Problem heißt James Harden

James Harden hat einen schwachen Saisonstart hingelegt.
© getty

Die erste Saisonwoche ist absolviert. Höchste Zeit also für ein paar Überreaktionen! Ein Blick auf die Warriors, das Problem der Brooklyn Nets, das historische Potenzial von OKC und zwei junge Point Guards auf dem Sprung zum All-Star.

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Die Warriors sind ein Contender

Wie würden die Warriors aus der Offseason kommen? Dies war eine der spannendsten Fragen vor dem Start - und nach vier Siegen aus den ersten vier Spielen herrscht mehr als nur Klarheit. Es ist der beste Start seit 2015, damals gewannen die Dubs unfassbare 24 Partien am Stück.

Wir lehnen uns so weit aus dem Fenster und schließen dies für die aktuelle Version der Warriors aus, doch nach dem schweren Auftakt gegen die beiden L.A.-Teams ist dank etwas Spielplan-Glück ein absoluter Traumstart möglich. Nach dem Auswärtssieg in OKC folgen nun gleich acht Heimspiele am Stück.

Schedule hin oder her, die Warriors erinnern mit ihrem Stil wieder an alte Zeiten. Durch die Addition von intelligenten Spielern wie Nemanja Bjelica, Andre Iguodala oder Otto Porter Jr. ist das Spiel wieder flüssiger. Man hängt nicht mehr so sehr am Tropf von Stephen Curry wie noch in den Vorjahren.

Klar, der Chefkoch ist weiterhin der Fixpunkt, doch in zwei der vier Partien traf Curry unter 40 Prozent aus dem Feld und dennoch nahmen die Dubs den Sieg mit nach Hause. Golden State gewinnt für den Moment sogar die Curry-losen Minuten, im Vorjahr soffen die Kalifornier regelmäßig ab (Net-Rating: -8,6 laut Cleaning the Glass).

"Sie bewegen den Ball ständig, es gibt viele Split Screens, Back Cuts - das ist schwer zu verteidigen", analysierte Kings-Coach Luke Walton, der bei jenem 24-0-Start als Assistant Coach bei den Warriors tätig war, die Pleite seines Teams gegen Goldens State. "Sie spielen in einem Stil, der sie zu etwas Besonderem macht."

Und dieser Stil basiert wie zu den Hochzeiten auf Teamplay mit einer Prise Superstar-Power von Curry. Golden State hat nun wieder das Spielermaterial, in den dünnen Jahren konnten Spieler wie Jordan Poole, Damion Lee, Juan Toscano-Anderson oder sogar Gary Payton II an das komplexe Warriors-System unter Coach Steve Kerr gewöhnt werden.

Während Kerr in den beiden Vorjahren Mühe hatte, acht NBA-Rotationsspieler zu finden, hat der Coach nun die Qual der Wahl. Mit Rookie Jonathan Kuminga und Klay Thompson fehlen sogar noch zwei Akteure, die dem Team helfen könnten. Mit Golden State wird zu rechnen sein, erst recht wenn Curry über 82 Spiele sein hohes Niveau aus dem Vorjahr halten kann.

Das Nets-Problem heißt James Harden

Im Vorjahr war die Offense der Brooklyn Nets historisch gut, bisher ist dagegen noch jede Menge Sand im Getriebe. Ein Offensiv-Rating von 106,8 - das ist gerade mal so Mittelmaß. Kevin Durant spielt zwar wie ein MVP-Kandidat, doch um ihn herum liegt noch vieles im Argen.

Das Experiment mit Blake Griffin und Nicolas Claxton im Frontcourt wurde schnell begraben, gegen Washington war plötzlich wieder Bruce Brown in der Starting Five, nachdem der Shootingstar des Vorjahres zwischenzeitlich komplett ignoriert wurde. Sechs potenzielle Center zählt der Kader, auf den kleineren Positionen gibt es dagegen noch Lücken.

Und hier wären wir auch bei der Personalie Kyrie Irving. Seine Abwesenheit reißt tatsächlich ein Loch, auch weil James Harden noch überhaupt nicht in der Saison angekommen ist. Nur 17 Punkte und 8 Assists legt der frühere MVP im Schnitt auf, Wurfquoten von 36 Prozent aus dem Feld und 32 Prozent aus der Distanz unterstreichen dies.

Vor der Saison betonte Harden stets, dass es in diesem Jahr unbedingt mit dem ersten Ring klappen sollte, doch wirklich austrainiert wirkt der 32-Jährige nicht. Ein anderes Thema ist die Dauer-Fehde mit den Refs. Über seine Karriere nimmt der Guard fast neun Freiwürfe im Schnitt, in den ersten vier Partien waren es gerade einmal drei.

Ein Grund ist die Regeländerung, dank der Schützen nicht belohnt werden, wenn sie unnatürlich den Kontakt mit dem Gegenspieler suchen. Harden war früher ein Meister des Foulschindens, nun achten die Referees mit Argusaugen auf seinen Bewegungsablauf. Sein Head Coach Steve Nash ist der Meinung, man wolle an Harden ein Exempel statuieren.

Das alles lenkt jedoch von etwas ganz anderem ab. Harden nimmt nur 3,5 Versuche in direkter Korbnähe, im Vorjahr waren es knapp zwei mehr. Darüber hinaus trifft Harden, einst mit elitärem Abschluss gesegnet, nur noch 50 Prozent dieser Abschlüsse. Die Sample Size bleibt gering, aber womöglich sind es die ersten Anzeichen, dass der intensive Lifestyle und vielen Minuten ihren Tribut zollen.

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