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NBA Above the Break: Trae Young ist der Breakout-Star der ersten Playoff-Runde - und das perfekte Feindbild

Trae Young spielt gegen die New York Knicks eine herausragende erste Playoff-Serie.
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Young ist außerdem ein exzellenter Foulschinder. Bei 14,5 Prozent seiner Würfe wird er gefoult, das übertreffen unter den Guards nur De'Aaron Fox und James Harden. Und Ben Simmons, der aufgrund seiner Freiwurfschwäche bisweilen absichtlich gefoult wird. Bei Young tut das niemand, mit fast 90 Prozent sind die Freebies der effektivste Part seines Scorings.

Die Freiwürfe sind ein Beispiel dafür, wie gut Young darin ist, gegnerische Defenses zu lesen und zu manipulieren. Er bekommt darin auch viel Übung: Während der Saison lief kein Spieler mehr Pick'n'Rolls als Young, auch im Vorjahr war das bereits der Fall. Seine Kontrolle über das Spiel in Atlanta ist enorm, nur acht Spieler verzeichneten pro Partie mehr Touches als er.

Und dennoch ist er nicht (mehr) der reine Alleinherrscher bei den Hawks - was bei aller individuellen Verbesserung vielleicht der Hauptgrund ist, warum Young und sein Team derzeit so gut dastehen.

Trae Young: Seine Statistiken der Saison

SpielePunkteFG%3FG%AssistsOffensiv-RatingPoint Differential
Regular Season6325,343,834,39,4120,1+10,3
Playoffs427,54736,710113,9+17,5

Trae Young: Er spielt auch ab

Dass Young beispielsweise in Spiel 3 mehrfach Bogdan Bogdanovic Ballvortrag und Initiierung überließ und sich dabei selbst abseits des Balles bewegte, ist noch eine relativ neue Entwicklung und wäre zu Saisonbeginn fast undenkbar gewesen. Atlanta hing knapp zweieinhalb Jahre am Tropf von Young, was am Personal um ihn herum lag, aber wohl auch an einem gewissen Unwillen, die Playmaking-Pflichten zu teilen.

Young kam nicht mit Head Coach Lloyd Pierce zurecht, was diesem inmitten der Saison zum Verhängnis wurde. Unter Pierces Nachfolger Nate McMillan schlugen die Hawks eine gänzlich andere Richtung ein (27-11 nach vorher 14-20), das liegt aber nicht zuletzt daran, dass quasi zeitgleich mit dessen Inthronisierung Bogdanovic von einer Verletzung zurückkehrte.

Der Serbe ist nicht nur seit Monaten einer der heißesten Shooter der NBA (46 Prozent Dreier seit dem All-Star Break!), er hat auch Young dazu gebracht, mehr Vertrauen in seine Teamkollegen zu stecken, wodurch dieser eine neue Stufe seiner Entwicklung erreicht hat. Und die Hawks ebenfalls: Seit der All-Star-Pause ist die Offense um über 3 Punkte pro 100 Ballbesitze besser geworden.

New York entblößt Trae Youngs Schwäche nicht

Die Hawks haben, wenn mal alle Spieler fit sind, ein ziemlich breites Arsenal an Waffen: Exzellente Shooter wie Bogdanovic oder Danilo Gallinari, Rim-Runner und Lob-Threats wie Clint Capela und John Collins (der zusätzlich sehr gut werfen kann), dazu viele Spieler, die mit dem Ball in der Hand etwas initiieren können, wie abermals Bogdanovic, De'Andre Hunter oder auch Kevin Huerter.

Bei Young läuft alles zusammen und durch seine neue Bereitschaft, seinen Wurf beizeiten auch als Off-Ball-Bedrohung einzusetzen, macht er die Hawks noch schwerer auszurechnen. Die Knicks bekommen das derzeit zu spüren, auch wenn sie die Hawks beim Offensiv-Rating deutlich unter deren Saisonschnitt halten. Ein noch größeres Problem bei den Knicks ist tatsächlich die eigene Offense, weshalb sie insbesondere für Young auch ein dankbarer Gegner sind.

Dieser ist nach wie vor ein defensiver Schwachpunkt, nicht nur aufgrund seiner Statur. Er muss versteckt werden, das ist gegen die offensiv limitierten Knicks aber weitaus besser möglich als gegen andere Teams. Zu oft war es ihm in den ersten Spielen möglich, einfach an der Dreierlinie etwa bei Reggie Bullock zu warten, ohne dass er aktiv an der Defense "teilnehmen" musste.

Was können die Knicks gegen Trae Young machen?

Vielleicht ist das ein Ansatzpunkt für die Knicks, um es dem Antagonisten auf der Gegenseite etwas schwerer zu machen. Ihn in Rotationen verwickeln, ihn in Pick'n'Rolls herauspicken, ihn generell mehr arbeiten zu lassen - das wäre schon ein Anfang. In erster Linie sollte natürlich Julius Randle seinen Wurf wiederfinden, aber auch diese Schwachstellte dürfte durchaus mehr genutzt werden. Allerdings haben die Knicks eben auch nicht so viele Playmaker, es ist also leichter gesagt als getan, Young konsequent zu attackieren.

Auf der Gegenseite wurde gefühlt schon fast alles ausgereizt, jede Adjustierung vorgenommen, um Young das Leben schwer zu machen. Ihn nach links zu schicken, wäre noch eine Option, weil Young seinen Floater weitaus lieber von der rechten Seite nimmt - allerdings machte es zuletzt den Eindruck, als würde er hier ohnehin jeden Schritt antizipieren und ein Gegenmittel finden.

Young absolviert gerade seine erste Playoff-Runde, wirkt dabei aber oft, als habe er nie etwas anderes getan. Er ist bereit für diese Bühne, auch für die prall gefüllte berühmteste Basketballhalle der Welt, in der sich alle - feindseligen - Augenpaare auf ihn richten.

Ach ja, und das mit der Psst-Geste wird er vermutlich auch noch lernen.

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