NBA

NBA Above the Break: Ein bisschen Shaq, ein bisschen Magie - Zion Williamson kreiert einen neuen Spielertyp

Zion Williamson führt die NBA in einer Kategorie an - mit großem Abstand.
© getty
Cookie-Einstellungen

Zion Williamson: Der neue Shaq - mit einem großen Unterschied

Zion ist noch nicht so weit und die Ära ist eine andere, aber seine Dominanz springt schon jetzt ins Auge wie der Ex-Dukie durch die Zone; 677 Abschlüsse hatte Williamson in dieser Saison bisher in der Restricted Area unmittelbar am Korb, das sind über 250 Versuche mehr (!) als der zweitplatzierte Clint Capela.

13,5 Mal pro Spiel schließt Zion pro Partie aus diesem Areal ab, als Rookie waren es 13. Es gab in diesem Jahrtausend keinen anderen Spieler, der mal wenigstens 12 pro Spiel geschafft hatte - der Prä-Zion-Rekord in der aufgezeichneten Ära bei nba.com/stats (ab 96/97) wurde 97/98 aufgestellt und selbst Shaq kam damals bei seinem persönlichen Höchstwert "nur" auf 11,9 Versuche. Der Diesel traf (natürlich) noch effizienter, aber es ist unheimlich wertvoll, sich so viele dieser Abschlüsse zu erarbeiten.

Zion bringt dabei vor allem einen Aspekt mit sich, der ihn von Shaq massiv unterscheidet: Anders als ein herkömmlicher "Big Man" ist er nicht auf Perimeter-Creation angewiesen, auf Guards, die ihn in Szene setzen. Zion muss man nicht füttern - er füttert sich selbst (offensichtlich). Er selbst ist dieser Perimeter-Creator im System der Pelicans.

2,9 Pick'n'Rolls läuft Zion in dieser Spielzeit als Ballhandler, vergangene Saison war das noch kein fester Bestandteil der Pels-Offense. Auch jetzt ist der Anteil nicht riesig, aber die Resultate sind vielversprechend: 1,03 Punkte pro Ballbesitz generiert NOLA aus diesen Plays, das ist ein elitärer Wert, den von den Spielern mit den 50 meisten P&R-Plays nur die folgenden sechs überschreiten.

NBA: Die besten Pick'n'Roll-Ballhandler der Liga (mind. 6 Plays pro Spiel)

SpielerP&R/SpielPunkte pro P&R
Kawhi Leonard61,14
Stephen Curry7,51,14
Shai Gilgeous-Alexander9,91,12
DeMar DeRozan7,71,04
Damian Lillard12,81,04
(Zion Williamson)2,91,03

Zion ist natürlich vom Volumen her noch lange nicht auf deren Niveau, bedenkt man aber, dass er in dieser Spielzeit seine ersten großen Schritte in dieser Hinsicht geht, ist die Effizienz dennoch beeindruckend. Zion bindet als Ballhandler so viel Aufmerksamkeit, dass sich sowohl für ihn als auch für seine Teammates, wenn diese sich richtig bewegen, oft sehr leichte Punkte ergeben.

Zion Williamson bindet so viel Aufmerksamkeit, dass Jaxson Hayes sich davonschleichen kann.
© nba.com/stats
Zion Williamson bindet so viel Aufmerksamkeit, dass Jaxson Hayes sich davonschleichen kann.

New Orleans sucht noch die perfekte Kombination

Auch beim Drive ist seine Effizienz auffällig. Bei ähnlichem oder höherem Volumen als Zion (mindestens zwölf pro Spiel) weisen lediglich Luka Doncic, De'Aaron Fox und Kyrie Irving eine bessere Quote auf als Williamson (56 Prozent), der zudem häufiger gefoult wird als jeder seiner Konkurrenten - in 12,7 Prozent der Fälle. Er ist damit ein kaum zu lösendes Rätsel.

Was dabei auch erfreulich ist: Williamson spielt nicht eigensinnig. 18,4 Prozent der Field Goals seiner Mitspieler werden von Zion vorbereitet, wenn er mit auf dem Court steht. Das ist ein großer Sprung zum vergangenen Jahr (11,8 Prozent); dazu leistet er sich anteilig weniger Turnover. 6,7 potenzielle Assists pro Spiel verteilt er bereits, auch wenn seine Mitspieler noch besser darin werden müssen, die durch ihn kreierten Möglichkeiten auch zu verwerten.

Zion Williamson bedient nach dem Pick'n'Roll den offenen Schützen.
© nba.com/stats
Zion Williamson bedient nach dem Pick'n'Roll den offenen Schützen.

Das ist grundsätzlich eine Baustelle bei den Pelicans: Es fehlt noch an Spacing rund um Zion. New Orleans hat eine niedrige Dreier-Rate und schafft es noch nicht, die einzigartige Anziehungskraft von Zion perfekt für sich zu nutzen; das ist auch kein Wunder, wenn man regelmäßig mit zwei Non-Shootern (Steven Adams und Zion selbst) sowie einem zögerlichen Schützen (Eric Bledsoe) startet.

Zion Williamson: Wann kommt der Wurf?

Es ist angesichts dessen besonders beeindruckend, dass Zion trotzdem bereits unstoppable ist, aber Adjustierungen sind hier sicherlich möglich. Das gilt natürlich auch für Williamson selbst, dessen Spiel mit 20 Jahren definitiv noch nicht als fertig anzusehen ist. Neben der Defense ist dabei insbesondere das Thema Wurf hervorzuheben.

Ein Shooter ist er nicht - in seinem ersten NBA-Spiel traf er vier Dreier, seither sind insgesamt lediglich elf weitere (bei 37 Versuchen) hinzugekommen. Williamsons Wurftechnik sieht aber nicht grundfalsch aus und zuletzt sah man ihn etwas häufiger mit Würfen aus der Mitteldistanz experimentieren.

Zion Williamson setzt zuletzt etwas häufiger auf den Mitteldistanzwurf.
© nba.com/stats
Zion Williamson setzt zuletzt etwas häufiger auf den Mitteldistanzwurf.

Insgesamt hat er in dieser Saison rund 45 Prozent seiner Jump-Shots getroffen, das macht Hoffnung, dass auch dieser Bereich eine Stärke von ihm werden könnte. Und das sollte gegnerischen Coaches den Schweiß in den Rücken treiben.

Aus neutraler Sicht muss man fast schon darauf hoffen, dass New Orleans es zumindest ins Play-In-Turnier schafft, um ihn in diesem intensiveren Kontext beobachten zu können. Dass er so schnell nicht kopiert werden kann, ist offensichtlich; spannender wäre da schon die Frage, wie gegnerische Verteidigungen mit etwas mehr Vorbereitungszeit versuchen würden, das Rätsel Zion zu lösen.

In der Regular Season ist Williamson schon jetzt nicht zu stoppen und eine Attraktion, die ligaweit ihresgleichen sucht. In dieser Hinsicht war der Hype - und wann kann man das schon mal sagen? - absolut gerechtfertigt.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema