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NBA - Aufstieg und Fall von Gilbert Arenas: Eine Achterbahnfahrt voller Superlative

Gilbert Arenas wurde in seiner Karriere dreimal als All-Star ausgezeichnet, bevor der tiefe Fall begann.
© getty
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Der schicksalhafte 4. April

Der 1,90-Meter-Mann sprengte zu seiner Zeit die Konventionen, ließ sich in keine Schublade zwängen. Die Wizards wurden so mit ihm zu einem der aufregendsten Teams der Liga, auch wenn in den Playoffs lediglich 2005 eine Serie gewonnen wurde. Unvergessen ist dennoch die 2006er Serie gegen Cleveland, in der Arenas 47,3 Minuten pro Spiel spielte und 34 Zähler im Schnitt auflegte.

Im Jahr 2007 sollte der endgültige Durchbruch folgen. Arenas wurde Starter beim All-Star Game, war erneut auf Kurs für eine 80-Spiele-Saison mit Punkten en masse, die Wizards rechneten sich in den Playoffs Chancen aus. Doch am 4. April, beim zweiten Spiel eines Back-to-Backs gegen Charlotte, änderte sich alles für die Franchise und ihren besten Spieler.

Keine zwei Minuten waren absolviert, als Gerald Wallace unglücklich gegen Arenas' Bein fiel und dessen Innenband riss. Die Playoffs waren Geschichte, auch die folgende Saison war kaum der Rede wert; Arenas spielte nur 13-mal und machte damit auf sich aufmerksam, dass er sein Comeback erzwingen wollte, die Wizards ihm aber keine Freigabe erteilten. Es war der Anfang vom Ende.

Gilbert Arenas: Der schlimmste Vertrag aller Zeiten?

Natürlich wusste das damals aber noch keiner. Arenas war nach der verkorksten 07/08er Saison erst 26 Jahre alt und schien trotz mehrerer Knie-Operationen seine besten Jahre noch vor sich zu haben. Folglich stieg er aus seinem Vertrag aus und wurde unter anderem von seinem Ex-Team aus Oakland mit einem 100-Mio.-Dollar-Angebot umworben.

Er blieb jedoch in Washington, für sechs Jahre und 111 Millionen. Auf diesem Vertrag sollte Arenas nur noch 55 Spiele für die Wizards absolvieren - er gilt folgerichtig bis heute als einer der schlimmsten Verträge der NBA-Historie und wurde im Dezember 2011 von den Orlando Magic via Amnesty Clause aufgelöst, was vereinfacht gesagt bedeutete: Sie strichen Arenas aus ihrer Gehaltsliste, mussten ihn aber weiter bezahlen.

Die damals noch ausstehenden 40 Millionen wurden auf mehrere Jahre verteilt, Arenas verdiente also bis 2016 an diesem Deal, obwohl er da schon lange nicht mehr in der NBA spielte.

Aber der Reihe nach.

Gilbert Arenas und das "Locker Room Gate"

Verletzungen und Streitereien mit den Wizards blieben weiter bestimmende Themen für Arenas, der 2008/09 lediglich zweimal auf dem Court stand. Im Folgejahr schien es endlich wieder bergauf zu gehen, als Arenas in den ersten 32 Saisonspielen stets zur Verfügung stand und mit 22,6 Punkten sowie 7,2 Assists im Schnitt langsam wieder an sein altes Ich erinnerte.

Dann kam der definierende Moment seiner Karriere, leider nicht in positiver Hinsicht. Die Kurzform: Aus einer Streiterei mit Teamkollege Javaris Crittenton wegen Wettschulden wäre um ein Haar eine Tragödie geworden. Arenas brachte vier (ungeladene) Waffen mit zum Training, von denen Crittenton sich eine aussuchen sollte, mit der er Arenas erschießen könne.

Crittenton hatte jedoch seine eigene, geladene, Waffe dabei - und es bedurfte Teamkollege Caron Butler, um den Jungprofi zu beschwichtigen und das Desaster zu verhindern. Arenas kam also mit einem Schrecken davon, der Image-Schaden war trotzdem enorm, zumal er im Januar während eines Spiels gegen Philadelphia mit Finger-Pistolen auf seine Mitspieler zielte und sich damit über die Situation lustig machte.

"Was am meisten schmerzte: Du machst 100 Sachen richtig und eine Sache falsch, und jeder interessiert sich nur für das Falsche", sagte Arenas zu Bleacher Report über den Vorfall, der seinen Ruf zerstörte. Im Januar 2010 wurde er für den Rest der Saison suspendiert, und er hatte trotzdem Glück, bedenkt man, dass Crittenton anderthalb Jahre später tatsächlich wegen Mordes verurteilt wurde.

Arenas: "Ich hatte keine vollständige Karriere"

Die Karriere des Superstars kam in der Folge nicht mehr in Gang. Vor der 10/11er Saison wechselte Arenas seine Nummer, um sich endgültig von dem Vorfall zu trennen, er war für seine Verhältnisse gesund, aber bei den Wizards war die Luft raus. Zudem hatten sie an Position 1 in John Wall bereits seinen Nachfolger gedraftet. Nach 24 Spielen wurde Arenas nach Orlando getradet, wo man sich erhoffte, er könnte das letzte Puzzleteil für den Contender um Star-Center Dwight Howard sein.

Das konnte er nicht, weshalb Orlando nach nur rund einem Jahr die Reißleine zog. Ein kurzes Engagement in Memphis folgte, ebenso wie 14 Spiele in China (für die Shanghai - natürlich - Sharks), doch mit nur 32 Jahren war seine Laufbahn endgültig beendet. Sein letztes relevantes NBA-Jahr war dabei schon etliche Jahre her.

"Ich hatte einfach keine vollständige Karriere", sagte Arenas zu Bleacher Report und zog damit das richtige Fazit. Seine Laufbahn war spektakulär und erfolgreich, schließlich verdiente er als Zweitrundenpick über 170 Millionen Dollar. Er war ein Prototyp des modernen NBA-Guards und ebnete den Weg für etliche Nachfolger. Auf dem Parkett.

Ohne das Drumherum lässt sich seine Geschichte nur eben nicht erzählen.

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