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NBA - "We Believe"-Warriors: Als der Förderer von Dirk Nowitzki zum Albtraum der Mavericks wurde

Dirk Nowitzki wirkte selten so hilflos wie in der Erstrundenserie gegen die Golden State Warriors.
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Dallas spielte noch immer mit Nelsons Offensive

Nelsons Nachfolger Johnson brachte bei den Mavs zwar seine eigenen Ideen ein, seine Änderungen bezogen sich aber insbesondere auf die Defensive. Dallas hatte unter Nelson zumeist höchstens mittelmäßig verteidigt, unter Johnson stellte man 06/07 das fünftbeste Defensiv-Rating. Vorne allerdings verließ man sich noch immer auf zu viele Plays, die Nelson selbst etabliert hatte.

Das nutzte er nun. "Er hat uns alle Insider-Informationen weitergegeben", sagte Richardson später im Interview mit SPOX. "Wir kannten wirklich jeden Move von Dirk und wussten immer, wie wir reagieren mussten. Damals war sein Post-Game noch nicht ganz so ausgereift, deswegen konnte er es noch nicht so bestrafen, wenn er von einem kleineren Spieler wie Captain Jack physisch verteidigt wurde."

Die Oracle Arena wird zu "Roaracle"

Mit diesem Basiswissen und einer vorne halsbrecherischen Spielweise überrumpelten die Warriors Dallas im ersten Spiel. Davis und Jackson legten kombiniert 56 Punkte auf, Nowitzki kam auf 14 Zähler bei 4/16 aus dem Feld. Der Heimvorteil war also direkt futsch, im zweiten Spiel fanden die Mavs jedoch die richtige Antwort und besiegten die frechen Underdogs deutlich.

Wer jedoch dachte, nun wäre wieder alles in der Reihe, unterschätzte sowohl die Spieler der Warriors als auch ihre Fans - denn nun ging es nach Oakland, wo über ein Jahrzehnt sehnsüchtig auf Playoff-Basketball gewartet wurde. Die legendäre "Roaracle Arena" erwachte aus ihrem Dornröschenschlaf und füllte den Slogan "We Believe!" endgültig mit Leben. Nie zuvor wurde ein 42-Siege-Team von einer solchen Euphorie begleitet.

Und selten zuvor passte ein Slogan so gut zu einer bestimmten Truppe. Die Warriors hätten in dieser Serie keine Chance haben sollen, stattdessen verpassten sie den Mavs nun in Spiel 3 eine 18-Punkte-Packung und gewannen Spiel 4 nach spätem Comeback. Spiel 5 schnappte sich Dirk mit 30 Punkten gegen die Elimination, doch danach ging es wieder nach Oakland.

Dirk Nowitzki und Don Nelson arbeiteten jahrelang bei den Dallas Mavericks zusammen.
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Dirk Nowitzki und Don Nelson arbeiteten jahrelang bei den Dallas Mavericks zusammen.

"Ich wartete darauf, dass Dallas aufwacht"

"Ich wartete die ganze Zeit darauf, dass Dallas aufwacht", sagte Nelson später. "Spiel 6 wäre ihre Chance gewesen." Die Warriors gewannen stattdessen mit 25 Punkten Unterschied, ließen sich von ihren Fans feiern und feierten selbst ausgelassen. Barnes sagte Jahre später zu Arash Markazi, dass nach dem Spiel im Penthouse von Nelson mit unter anderem Woody Allen, Jessica Alba und Snoop Dogg Party gemacht wurde. Warum auch nicht? Etwas anderes hätte zu diesem Team kaum gepasst.

Die Warriors zogen eine Runde weiter, wo gegen Utah nach fünf Spielen Endstation war. Danach fiel das Team sofort auseinander, weil Richardson getradet wurde. Bei der nächsten Playoff-Teilnahme für Golden State 2013 hieß der beste Spieler des Teams bereits Stephen Curry. Trotzdem wird jeder Spieler der "We Believe"-Mannschaft in Oakland bis heute wie ein Familienmitglied behandelt.

Dirk Nowitzki: Niederlage 2007 "Teil meiner Karriere"

Und Nowitzki? Der schleuderte nach Spiel 6 voller Wut ein Objekt (wohl einen Stuhl oder Mülleimer) im Spielertunnel gegen die Wand. Das Loch, das dabei entstand, wurde später von Dirkules signiert und dann sogar mitgenommen, als die Warriors von der Oracle Arena ins Chase Center in San Francisco umzogen. Den MVP-Award bekam er erst, als sein Team schon längst im Urlaub weilte.

"Es ist ein Teil meiner Karriere, ein Teil meiner Geschichte. Ich kann nichts daran ändern. Ich mache auch keine Scherze darüber, weil es hart war, das zu erleben", sagte Nowitzki vergangenes Jahr zu The Athletic. "Ich denke aber trotzdem, dass diese Niederlagen mich zu einem besseren Spieler gemacht haben und dazu geführt haben, dass wir 2011 den Titel holen konnten."

Das war Nelson als Coach wiederum nie vergönnt, auch wenn der heute 80-Jährige als Spieler mit den Boston Celtics fünf Meisterschaften gewann. Dafür leitete er mit diesem Team wieder einmal eine Revolution ein - und deutete für kurze Zeit an, was in dieser Halle und mit diesen Fans möglich sein könnte.

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