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NBA-Legendenserie - Isiah Thomas: Der Antichrist des Basketballs

Von Philipp Dornhegge
Isiah Thomas war über Jahre das Gesicht der Detroit Pistons.
© getty

Als Spieler bei den Detroit Pistons war Isiah Thomas das Idol einer ganzen Generation, als Manager zerstörte er sein Denkmal. In der Diskussion um die besten Spieler aller Zeiten wird der Pistons-Guard gerne vergessen, öffentliche Streits mit Michael Jordan und Magic Johnson trugen dazu bei. Heute wird Thomas 59 Jahre alt.

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Es gibt wohl keinen Hall Of Famer, mit dem so viel Negatives verbunden wird wie mit Isiah Thomas. Nach Magic Johnson galt der frühere Pistons-Star lange Zeit als einer der besten Point Guards, die es je gab und dennoch gibt es selbst in seiner Heimat Chicago nur wenige Befürworter für den zweifachen Champion.

Zuzuschreiben hat er dies gewissermaßen sich selbst. Auch in New York bleibt Thomas ein Feindbild, auch hier trägt Thomas eine gewisse Mitverantwortung, selbst wenn die Zeit zeigt, dass die Kritik an seiner Person nicht immer fair war und sich die Knicks nie wirklich erholen konnten.

Dennoch: Was Thomas zwischen 2003 und 2008 zunächst als Sportdirektor und später auch noch als Trainer mit den Knickerbockers veranstaltete, spottet jeder Beschreibung: Er versprach der Stadt und dem Team eine Meisterschaft, Ruhm und Ehre - geblieben ist aus seiner Zeit aber nur Frust.

Thomas bei den Knicks: Missmanagement und Sex-Skandal

Thomas krempelte das Team von damals komplett um, holte mit etlichen Trades aber nur gescheiterte Existenzen, die von Beginn an nicht zusammen passten und so nie zu einem Team wurden.

Darüber hinaus gab er mittelmäßigen Spielern langfristige und hochdotierte Verträge, die die Knicks auch finanziell in eine Sackgasse führten.

Erst nach Thomas' Rauswurf, der Verpflichtung vom erfahrenen Managerfuchs Donnie Walsh und einem weiteren radikalen Umbruch besserte sich zwischenzeitlich die Lage, auch wenn 2013 nur eine einzige Playoff-Serie gewonnen werden konnte. Viel schlimmer als sein miserables Management war allerdings der Imageschaden, den Thomas den Knicks zufügte.

Das Team galt plötzlich als Franchise ohne Perspektive, Free Agents wollten überall spielen, nur nicht in New York. Der Skandal um die sexuelle Belästigung der Marketingchefin Anucha Browne Sanders im Oktober 2006 tat sein Übriges.

Idol einer ganzen Generation

Dabei hatten Isiah Thomas' Leben und seine Karriere anfangs noch so gar nichts Skandalöses. Er war vielmehr ein strahlendes Vorbild für eine ganze Generation armer Schwarzer, weil er es als jüngstes von neun Kindern einer alleinerziehenden Mutter aus dem Elend schaffte.

Sein Ehrgeiz etwas aus sich zu machen, trieb den jungen Isiah jeden Morgen um 5 Uhr aus dem Bett und auf eine immer wieder abenteuerliche Reise zu seiner Schule. Schon an der High School in Illinois wurde sein Basketball-Talent offenkundig.

Als College-Spieler war er einer der größten Stars des Landes und schaffte 1981 das, was Larry Bird kurz zuvor verwehrt geblieben war: Er brachte die NCAA-Meisterschaft nach Indiana und wurde zum Most Outstanding Player des Turniers gewählt. In der Heimat des Basketballs machte sich der damals 20-Jährige damit über Nacht unsterblich.

Als zweiter Pick des NBA Drafts heuerte er noch im gleichen Jahr bei den Pistons an und machte aus einem Team, das seit dem Umzug von Fort Wayne nach Detroit 1957 chronisch erfolglos war, einen ständigen Meisterschaftskandidaten.

Gehasst als Anführer der Bad Boys

Gemeinsam mit Center Bill Laimbeer, Shooter Joe Dumars und den Männern für die Drecksarbeit, Rick Mahorn und Dennis Rodman, bildete er die Bad Boys, eine ligaweit gefürchtete Truppe, die den bis heute härtesten, aggressivsten und nach Meinung vieler auch unsaubersten Basketball der NBA-Geschichte spielte.

Aber der Spielstil passte perfekt zur Arbeiterstadt Detroit. 1989 und 1990 holte Thomas mit den Pistons den Titel nach Motown. Die Nummer 11 verbrachte seine gesamte aktive Karriere in Detroit, in der er 12 All-Star-Nominierungen erhielt, eine Finals-MVP-Trophäe gewann und es dreimal ins NBA-First-Team schaffte.

Noch heute gilt "Zeke" als der vielleicht beste Ballhandler aller Zeiten, der zu jeder Zeit und aus jeder Situation spielend zum Korb ziehen oder sich aus der Bedrängnis befreien konnte.

Immer noch bekommt man in Detroit die Geschichte vom legendären Spiel 6 der Finals 1988 erzählt, als sich Thomas böse den Knöchel verstauchte, aber dennoch auf das Spielfeld zurückkehrte und humpelnd 25 Punkte im letzten Viertel erzielte. Dass die Pistons die Partie und letztlich auch die Finals knapp verloren, ist nur ein kleiner Schönheitsfehler an diesem Heldenepos.

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