NBA

"Stand mit dem Rücken zur Wand"

Von Aufgezeichnet von Max Marbeiter
Rudy Gay (l.) wurde 2014 mit den USA Weltmeister
© getty

Bei den Sacramento Kings hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan, beeindruckt hat es Rudy Gay jedoch nicht. Der Forward erklärt, wie er sich seit seinem Wechsel nach Kalifornien verbessert hat, gibt DeMarcus Cousins einen Rat mit und kritisiert den Vergleich Jordan vs. LeBron.

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Frage: Rudy Gay, bei den Kings hat sich in der vergangenen Saison, aber auch in letzter Zeit, einiges verändert. Wie wirkt sich so etwas auf Sie persönlich, aber auch auf das Team ganz allgemein aus?

Rudy Gay: Es gab tatsächlich viele Veränderungen. Das ist für uns alle nicht immer einfach. Wir haben einiges durchgemacht, uns davon aber nicht runterziehen lassen.

Frage: Zwischenzeitlich lief Sacramento sogar Gefahr, die Kings zu verlieren. Nun wird eine neue Arena gebaut und das Team bleibt. Wie sehen Sie die Situation?

Gay: Nachdem ich jetzt selbst dort bin und sehe, wie enthusiastisch die Fans uns unterstützen, wäre es eine Schande gewesen, Sacramento zu verlassen. Ich kann mich auch noch erinnern, wie ich zu Beginn meiner Karriere dort gespielt habe und meine Teamkollegen und Coaches nicht verstehen konnte, weil es einfach so laut war und ist.

Frage: Seit Februar ist George Karl nun Coach der Kings. Was ist seither passiert? Welche Veränderungen hat er vorgenommen?

Gay: Zunächst einmal wollte er eine Siegermentalität installieren. Das ist relativ schwierig, wenn man nicht einmal ein halbes Jahr Zeit hat. Aber er hat es versucht. Die Diskussionen jetzt interessieren mich nicht sonderlich. Gerüchte bleiben Gerüchte. Ich bin mir nicht sicher, ob an jedem Gerücht, das man so mitbekommt, etwas dran ist. Andererseits weiß man nie, was passiert.

Frage: Gutes Stichwort. Bei DeMarcus Cousins weiß man es derzeit auch nicht. Die Trade-Gerüchte halten sich hartnäckig. Wie wichtig ist Cousins für das Team, aber auch für Sie persönlich?

Gay: Er ist ein unglaublich dominanter Spieler, hat so viele unterschiedliche Dinge drauf. Dazu wächst er stetig als Spieler und Person. Natürlich ist er noch jung und hat gerade in diesem Punkt noch einige Arbeit vor sich. Wenn er das schafft, wird aus ihm aber ein großartiger Spieler.

Frage: Cousins gilt als spezieller Charakter. Dennoch macht es den Anschein, als spielten Sie gern mit ihm zusammen. Nimmt die Öffentlichkeit Boogie manchmal einfach falsch war?

Gay: Manchmal bringt er sich schon selbst in eine Lage, in der die Leute ihn missverstehen können. Das ist aber Teil seines Erwachsenwerdens. Für mich ist es ohnehin egal, was andere Leute denken, solange dich diejenigen, die dir nahestehen, verstehen. Da muss Cousins noch wachsen. Er arbeitet daran und wird sich in dieser Hinsicht sicherlich noch verändern.

Frage: Als Team hatten die Kings zuletzt zwar Probleme, Sie selbst haben sich in Sacramento allerdings gesteigert - gerade in Sachen Effizienz. Was haben Sie speziell verändert, als sie aus Toronto kamen?

Gay: Zum Zeitpunkt des Wechsels stand ich im Grunde mit dem Rücken zur Wand. Deshalb habe ich mir einige Gedanken gemacht, wie ich mein Spiel verändern könnte. Ich bin viel mehr in die Halle gegangen, habe viel mehr trainiert, viel mehr Würfe genommen und mir viel häufiger Videomaterial angesehen, um so meinem Team besser helfen können.

Frage: Hat man manchmal eigentlich das Gefühl, dass man bereits in den Playoffs stünde, wenn man in der Eastern Conference spielen würde?

Gay: Der Osten unterscheidet sich deutlich vom Westen. Ich denke schon, dass wir dort eine bessere Chance hätten. Natürlich heißt das aber nicht, dass wir es sicher schaffen würden. Die Western Conference ist allerdings schon sehr hart. Für mich hätten neben den Warriors noch drei andere West-Teams den Titel holen können. Im Westen zu spielen, ist also definitiv eine Herausforderung.

Frage: Was wäre aus Ihrer Sicht nötig, um kommende Saison dennoch die Playoffs zu erreichen?

Gay: Wir müssen unsere Probleme in der Offense angehen. Wir sind ein sehr junges Team. Deshalb müssen wir einfach weiter Erfahrungen sammeln und gemeinsam "erwachsen" werden.

Frage: Gerade auf dem Flügel haben die Kings mit Nik Stauskas und Ben McLemore einige junge Spieler. Suchen sie Ihren Rat - speziell während der turbulenteren Zeiten?

Gay: Gerade für die jüngeren Spieler war es bei allem, was passiert ist, teilweise nicht einfach, sich einmal hinzusetzen und alles in die richtige Perspektive zu setzen. Aber ich versuche natürlich, ihnen so gut zu helfen wie ich kann. Sie sind richtig gute Profis.

Frage: Apropos, junge Spieler: Der Draft ist gerade vorbei. Können Sie sich noch erinnern, wie es damals als Prospect war? Wie erlebt man die Tage vorher nun als Veteran?

Gay: Wenn du in die Liga kommst, ist alles natürlich aufregend. Als Veteran ist es dann ein wenig anders. Du fragst dich, ob die Talente das bringen, was viele von ihnen erwarten. Es macht definitiv immer noch Spaß, zuzusehen.

Frage: Wenn Sie sich nun einen Mitspieler aussuchen dürften, wer wäre das?

Gay: Steph Curry. Er ist einfach der beste Shooter der Welt. Und man braucht nun mal Scorer (lacht).

Frage: Curry hat soeben seine erste Meisterschaft gewonnen. Was hat sie während der Finals mehr beeindruckt? Golden States Teambasketball oder LeBrons Ein-Man-Heldentaten.

Gay: Jedes Team hat eine unglaubliche Leistung gezeigt und LeBron war einfach LeBron. Er ist ein großartiger Wettkämpfer, aber das sind die Warriors selbstverständlich auch. Und am Ende hat dann eben das bessere Team gewonnen.

Frage: Die Diskussion kommt immer wieder auf: Ist LeBron auf einem Level mit Jordan?

Gay: Sie sagen es, die beiden werden viel verglichen, aber sie sind einfach komplett unterschiedlich. Ich denke nicht, dass es noch einmal einen wie Jordan geben wird. LeBron arbeitet aber eindrucksvoll daran, wenn nicht das gleiche, dann aber zumindest ein ähnliches Erbe zu hinterlassen.

Frage: LeBrons Leistungen in den Finals waren beeindruckend. Aber gibt es auch bei den Kings einen Spieler, der Sie besonders beeindruckt?

Gay: Andre Miller. Der Mann ist 40 Jahre alt und spielt trotzdem immer noch Nacht für Nacht auf höchstem Niveau.

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