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Nicht genug

Von SPOX
McHale (l.) steht mit Houston in Runde zwei, Nowitzki (r.), Carlisle und die Mavs sind draußen
© getty

Viel hatten die Dallas Mavericks investiert, um in dieser Saison endlich wieder um den Titel mitzuspielen. Am Ende steht bereits nach fünf Spielen das Playoff-Aus. Ausgerechnet gegen den Erzrivalen aus Houston. Die Baustellen sind vielfältig, die Zukunft ein stückweit ungewiss. Ein Umbruch steht an.

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"Eine feindselige Umgebung", dachte sich Rick Carlisle, "kann den Fokus verbessern." Es blieb nicht beim Gedanken, Carlisle gab seinen Einfall auch öffentlich zum Besten. Vor Spiel 5. Hinterher bleibt festzuhalten, dass die Atmosphäre im Toyota Center etwas später als gewohnt feindselig wurde, dass sie den Mavericks aber dennoch nicht wirklich weitergeholfen hat.

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38 Prozent seiner Würfe traf Dallas in Spiel 5, von jenseits der Dreierlinie waren es gar lediglich 19,2 Prozent. Von speziellem Fokus zeugen derartige Quoten nicht. Sehr wohl stehen sie allerdings sinnbildlich dafür, dass die Mavs in Runde eins gegen den so innig geliebten Rivalen aus Houston doch relativ deutlich unterlegen waren.

"Uns fehlten Stopps"

Dallas' Saison ist damit vorzeitig beendet. Schon wieder. Dabei hatten die Mavs genügend Möglichkeiten, die Serie wenigstens zu verlängern. Als sie zu Beginn des Schlussviertels mit sieben Punkten zurücklagen, ließen sie die Rockets bei fünf ihrer sechs ersten Possessions nicht punkten. Nur legte Dallas in diesem Zeitraum nun mal ebenfalls lediglich zwei Zähler auf. Wieder spielten die Quoten nicht mit.

Als J.J. Barea knapp sechs Minuten vor dem Ende auf drei verkürzte, ließen sich die Mavs von Terrence Jones sechs schnelle Punkte einschenken, ohne selbst etwas entgegenzusetzen. Immer wieder zogen die Rockets davon. "Wann immer wir uns herangekämpft hatten, fehlten uns ein paar Stopps, um es zu einem richtig engen Spiel zu machen", sagte deshalb auch Dirk Nowitzki.

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Dass der Finals-MVP von 2011 selbst immer seltener zu defensiven Großtaten beiträgt, ist ebenso wenig überraschend wie neu. Nur hatte Nowitzki ausgerechnet in Spiel 5 auch offensiv einen ungewohnt unzuverlässigen Abend erwischt. Nur 8 seiner 23 Würfe fanden am Ende auch ihr Ziel. Zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt wollte es bei Nowitzki nicht laufen. Beachtlich ist, dass er es schlussendlich doch noch auf 22 Punkte brachte.

Gereicht hat es dennoch nicht. Zu stark war Dwight Howard. Zu stark war James Harden. Zu stark waren die Rockets. Ausgerechnet jene Rockets, die Mark Cuban in einem Interview mit Grantland kürzlich noch als "nicht sehr gutes Team" bezeichnet hatte. Ausgerechnet jene Rockets, denen die Mavs im Sommer eigentlich noch eins ausgewischt hatten.

Ein Schnippchen namens Parsons

Cuban konfrontierte die Rockets mit einem der "am wenigsten tradebaren" Verträge, "die ich je gesehen habe" (Darryl Morey) und lockte Chandler Parsons von Houston die Interstate 45 hinauf nach Dallas. Es sollte der erste Schritt in die richtige Richtung sein. Ein erster Schritt, Dirk Nowitzki, in der ersten seiner drei wohl finalen Saisons ein Team zur Seite zu stellen, das um die Meisterschaft mitspielen kann.

Denn das, und nichts anderes, ist Cubans Ziel. Ring Nummer zwei. Für die Mavs. Für Dirk. Nur zeichnet die Realität ein völlig anderes Bild. Seit dem Titel 2011 hat es Dallas nicht mehr über die erste Playoff-Runde hinausgebracht, hat 12 seiner 16 Postseason-Spiele verloren. Diesmal kamen lediglich ein Sieg, dafür vier Niederlagen hinzu. Was lief also schief?

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Tyson Chandler liefert einen ersten Ansatz: "Man muss sich mal anschauen, wer uns fehlt", erklärte der Center. "Das soll keine Ausrede sein. Sie haben uns geschlagen und verdienen dafür die Anerkennung. Aber wir haben nun mal einige Assets für einen Point Guard abgegeben, der nicht mehr bei uns ist und unsere große Neuverpflichtung hat sich verletzt. Das sind Schlüsselspieler. Wir haben gekämpft, hatten am Ende aber einfach nicht genug."

Verletzungssorgen und die Causa Rondo

Nicht genug. Zwei Worte, die irgendwie sinnbildlich für die Saison der Mavs, für die Bemühungen rund um das Team stehen. Nett gemeint, aber nicht genug. Natürlich konnte niemand ahnen, dass Parsons angeschlagen in die Playoffs gehen, dass er sich am Ende doch schwer am Knie verletzen würde. So schwer sogar, dass dem Forward unter Umständen ein Microfracture-Eingriff bevorsteht, die sogar den Start zur kommenden Saison gefährden könnte.

Weit weniger überraschend kommt da schon die Entwicklung in der Causa Rajon Rondo daher. Gut, das Thema wurde bereits zu Genüge behandelt. Deshalb dürfte mittlerweile allerdings auch jeder mitbekommen haben, dass durchaus Anhaltspunkte bestanden, dass es zumindest schwierig werden könnte zwischen dem Point Guard und den Mavs.

Rondo kontrolliert das Spiel gern mit dem Ball. Coach Carlisle kontrolliert das Spiel gern von der Seitenlinie. Rondo braucht den Spalding lange in seinen Händen, um effektiv zu sein. Coach Carlisle sieht den Spalding gern durch mehrere Hände gleiten, um eine effektive Offense aufs Parkett zu zaubern. Zudem gelten beide als, sagen wir, dickköpfig.

Nun ließe sich trefflich spekulieren, ob Dallas am Ende nicht vielleicht sogar besser dagestanden wäre, hätte man nicht Jae Crowder, Brandan Wright und Jameer Nelson für Rondo abgegeben. Vielleicht ist etwas dran. Ein Contender wären die Mavs aber auch mit ihrem Ex-Trio nicht gewesen. Und genau deshalb war es zumindest nachvollziehbar, das - am Ende unkalkulierbare - Risiko einzugehen.

Dirk bereut nichts

"Wenn du einen Spieler wie Rondo bekommen kannst, versuchst du es immer", sagt im Übrigen auch Nowitzki. "So sieht es jetzt natürlich niemand mehr. Der Deal war möglich und wir haben ihn gemacht. Am Ende hat es einfach nicht geklappt und beide Seiten sind weitergezogen. Mark (Cuban, Anm. d. Red.) und Donnie (Nelson, President of Basketball Operations der Mavs, Anm. d. Red.) versuchen immer alles, um dieses Team besser zu machen. Manchmal klappt es, manchmal ist es ein Glückspiel und manchmal klappt es eben nicht."

Diesmal hat es eben nicht geklappt. Einerseits passte Rondo nicht ins System, andererseits haben die Mavs und Coach Carlisle ihres aber auch nicht an ihren neuen Playmaker angepasst. Es sollte nicht sein. Rondo setzte die Spiele drei bis fünf mit einer Rückenverletzung aus, war seither nicht mehr beim Team - und wird auch nicht mehr zurückkehren, wie Rick Carlisle kürzlich in aller Deutlichkeit formulierte.

Probleme? Mehr als nur Rondo

Rajon Rondo allein für das abermals frühe Aus der Mavs verantwortlich zu machen, wäre dennoch wenig zielführend. Es wäre zu einfach. Es ließe den Fokus von den übrigen Problemen abschweifen - und die sind zweifelsfrei vorhanden. Das offensichtlichste: die Defense. 108,6 Punkte ließen die Mavs auf 100 Possessions hochgerechnet in Runde eins zu. Schwächer waren lediglich die Celtics, Pelicans und Raptors. Drei Teams, deren Sommer ebenfalls bereits begonnen hat.

Im Grunde fand Dallas nie Mittel, James Harden effektiv zu verteidigen und dessen Mitspieler nicht gleichzeitig offen stehen zu lassen. Dazu war Tyson Chandler immer wieder gezwungen, Dirk Nowitzki auszuhelfen, was Dwight Howard wiederum mehr Platz bescherte. Mehr Platz, den D12 bestens zu nutzen wusste.

Am Ende legten die Mavs so trotz des sechstbesten Offensive Ratings (106,1 Punkte pro 100 Possessions) ein negatives Net Rating (-2,5 Punkte) auf. Vorne konnte man die Schwäche in der Defense einfach nicht ausgleichen. Mitunter auch aufgrund schwacher Quoten.

Zudem fehlten spätestens mit der Berufung von Al-Farouq Aminu und J.J. Barea in die erste Fünf Alternativen von der Bank. Dabei überraschte speziell Aminu positiv. Der Forward verteidigte Harden nicht nur durchaus ansehnlich, er lieferte auch offensiv seinen Beitrag.

Ein Umbruch steht an

Am Ende gelang es Coach Carlisle jedoch nicht, sein Kunststück aus der vergangenen Saison zu wiederholen. Ein Kunststück, das die San Antonio Spurs beinahe den Einzug in die zweite Runde gekostet hätte. Sorgen um seinen Job muss sich Carlisle dennoch nicht machen. Laut Donnie Nelson wollen die Mavs aus ihrem Coach Dallas' ganz persönlichen Jerry Sloan machen. Und der trainierte die Utah Jazz immerhin 23 Jahre lang.

Allerdings wird Carlisle kommende Saison wohl ein völlig neues Team vorfinden. Immerhin könnten am Ende ganze elf Mavs Free Agent werden. Ein Umbruch steht an. Entsprechend weit in die Zukunft ist der Blick gerichtet. "Das ist egal", entgegnete Mark Cuban auf Fragen nach dem Pech der Mavs während der Playoffs. "Das ist vorbei. Das war vergangene Saison." Und vergangene Saison war eben nicht genug.

Der Kader der Dallas Mavericks im Überblick