NBA

"Dirk Nowitzki verwandelt sich in Tim Duncan"

Von SPOX
Rap-Star Phife Dawg diskutiert unter anderem über Dirk Nowitzki
© Getty

Ist die Zeit für den Abgesang auf die Dallas Mavericks und Dirk Nowitzki gekommen? Ist Carmelo Anthony der überschätzteste Basketballer auf dem Planeten? Die SPOX-Redakteure Haruka Gruber und Florian Regelmann diskutieren mit Triangle-Offense-Experte Philipp Dornhegge und Hip-Hop-Legende Phife Dawg als Star-Gast über die wichtigsten Thesen.

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These: Nowitzkis Statistiken sind die ersten Anzeichen seines Abstiegs.

Florian Regelmann: Dirk ist 33 Jahre alt. Das ist nun mal Fakt. Genauso ist es ja wohl offensichtlich, dass er sich nicht so gut auf die Saison vorbereitet hat wie ich das von einem Superstar, der 20 Millionen Dollar im Jahr verdient, erwarte. Klar, es ist menschlich verständlich, dass nach der Championship, die er so lange gejagt hat, die Luft raus war. Dann noch die EM. Das war viel. Dennoch hätte ich nicht gedacht, dass er sich so gehen lässt und jetzt die Quittung dafür bekommen hat. Dafür muss er sich Kritik gefallen lassen. Das ändert nichts an seinem Status als einer der Besten aller Zeiten. Ohne Frage wird er, wenn es in die heiße Phase geht, auch wieder echte Monster-Spiele abliefern. Ich gehe auch davon aus, dass er noch ein, zwei Jahre auf dem ganz hohen Niveau spielen kann, dann wird es ihm aber ähnlich gehen wie Duncan zum Beispiel. Das ist der ganz normale Lauf der Dinge. Eine Chance auf den Repeat haben die Mavs in dieser Saison ohnehin nicht, völlig egal, wie Dirk spielt.

Philipp Dornhegge: Die These ist Unsinn. Wer das behauptet, will doch nur Panik machen. Nowitzki ist weniger als alle anderen Superstars auf seine ohnehin bescheidene Athletik angewiesen. Er hatte aber das gleiche Problem wie die Celtics-Veteranen: Die Vorbereitung war zu kurz, um jetzt die hohe Belastung wegzustecken. Und die Tatsache, dass er nach der brutalen Vorsaison lange Zeit gar nichts gemacht hat, rächt sich doppelt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Rick Carlisle sehr vorsichtig mit Dirks Minuten umgehen wird, bis er wieder voll da ist. Und wenn das bis zu den Playoffs dauert, die die Mavs auch ohne einen Nowitzki in Bestform erreichen werden. Was mir mehr Sorgen macht, ist der mentale Aspekt. Nowitzki sagt zwar, dass er wieder Lust hat, erneut nach dem Titel zu greifen, ich habe allerdings Zweifel, ob wir ihn je wieder in der Verfassung aus den Playoffs 2011 sehen werden. Diese unmenschliche Intensität erneut abzurufen, obwohl er sich seinen Traum schon ein Mal erfüllt hat und niemandem mehr etwas beweisen muss, ist fast unmöglich. Das kann man ihm kaum vorwerfen, aber wir müssen uns halt klarmachen, dass es nur wegen seiner Willensstärke überhaupt einen Sieg in Spiel 2 der Finals gegeben hat. Ansonsten hätte es 2-0 für Miami gestanden und alles wäre fast vorbei gewesen. Und es gab weitere Spiele, in denen das ähnlich war. Nur ein paar Prozentpunkte Geilheit weniger, und die Mavs verlieren solche Spiele.

Phife Dawg: Ich sehe überhaupt nicht, warum Dirk mental nachgelassen haben soll. Er ist ein Instinktbasketballer, der das Spiel und den Wettbewerb liebt und braucht. Ich bin spätestens seit letzter Saison total überzeugt von ihm. In seinen ersten Jahren war ich - wie viele Amerikaner - der Ansicht, dass er mit hartem Körperkontakt nicht klar kam und zu leicht aus der Bahn zu werfen war. Jetzt ist er es selbst, der den Kontakt sucht und trotzdem in der Lage ist, seine Würfe zu treffen. Er ist ein Killer, auf den man immer gefasst sein muss. Körperlich mache ich mir auch überhaupt keine Sorgen um ihn. Trotzdem denke ich, dass seine Aussichten auf einen zweiten Titel schlecht stehen. Ich komme jetzt vielleicht etwas vom Thema ab, aber Tyson Chandler und DeShawn Stevenson nicht zu halten, war aus meiner Sicht ein Fehler. Die Defense der beiden wird den Mavs noch fehlen. Cubans Erklärung für diese Entscheidungen war zwar irgendwie logisch, auf der anderen Seite wäre diese Saison perfekt gewesen, um mit einer eingespielten Truppe voll anzugreifen. Und was im Sommer passiert, ist sowieso nicht planbar. Jetzt fehlt Dallas eben eine Drecksau. Mit jemandem wie Kenyon Martin hätte ich Chancen auf die Meisterschaft gesehen, aber er hat sich ja für die Clippers entschieden.

Nowitzki doch noch für das All-Star-Game berufen

Haruka Gruber: Naja, so skeptisch sehe ich die Aussichten der Mavs nicht. Derzeit setzt sich nur die Entwicklung fort, die sich bereits letztes Jahr angedeutet hat: Die Mavs verwandeln sich langsam in die Spurs und Dirk verwandelt sich in Tim Duncan - zumindest auf eine gewisse Art und Weise. Statistiken und Regular-Season-Siege sind egal, was zählt ist der Juni. Die Mavs haben die knallharte Maxime übernommen. Der Saisonstart war besorgniserregend, doch mittlerweile hat Dallas gezeigt, dass sie mit jedem Team in der Liga mithalten können. Dabei versuchen die Mavs, so vorsichtig und schonend wie möglich mit ihren Spielern umzugehen wie sonst nur San Antonio. Dass darunter die Abstimmung vor allem in der Crunchtime leidet, ist klar. Vor allem bei Nowitzki ist offensichtlich, dass ihm der Rhythmus fehlt. Dennoch traue ich Dallas und ihm alles zu: Denn wenn die letzten Playoffs etwas bewiesen haben, dann die Fähigkeit von Rick Carlisle, die Rotation intelligent zu managen. Er weiß genau, welcher Spieler in welcher Woche in welcher Form sein muss, damit sie Richtung März/April Fahrt aufnehmen. Nowitzki wird in der Regular Season wahrscheinlich nie wieder 20 Punkte und 10 Rebounds im Schnitt liefern, die Zeiten sind vorbei. Wenn man das als Abstieg definiert, ist diese Saison tatsächlich das erste Anzeichen dafür. Aber: Mit der richtigen Schonung wird Nowitzki in der Postseason eine Macht sein. Zur Not wird er im März noch mal geschont, auch wenn Dallas deswegen nur als Sechster und nicht als Dritter in die Playoffs einzieht. Dass der Heimvorteil nicht so wichtig ist, haben die Mavs letzte Saison eindrucksvoll bewiesen.

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