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MLB: Mariano Rivera geht in die Hall of Fame - Enter Sandman!

Mariano Rivera führt die Hall-of-Fame-Klasse von 2019 an.
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Der legendäre Closer der New York Yankees, Mariano Rivera, wurde als erster Spieler überhaupt einstimmig in die Hall of Fame gewählt. Was als Missverständnis begann, wurde zu einer denkwürdigen Karriere. Vom überforderten Starter zum größten Closer aller Zeiten. Das ist Mos Weg nach Cooperstown.

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Die New York Yankees liegen vor dem neunten Inning knapp in Führung, der Manager des Teams geht zum Home Plate Umpire und signalisiert einen Pitcher-Wechsel. Aus dem Soundsystem des Yankee Stadiums - alt wie neu - schallt Metallicas "Enter Sandman", die Tore zum Bullpen im Outfield gehen auf und er tritt hervor und macht sich auf den Weg zum Mound. Das Publikum bricht in Jubel aus und allen Beteiligten ist klar: Das Spielende ist nah.

Unzählige Male erlebten Zuschauer, Teamkollegen und Gegner diese Sequenz über Jahre hinweg. So nahm der größte Closer in der Geschichte der MLB seinen Dienst auf. So trat Mariano Rivera üblicherweise in Aktion und brachte zahllose Siege des berühmten Teams aus der Bronx über die Bühne.

Aber: Wie viele Legendengeschichten im Sport fing auch diese mit einer Fehleinschätzung an, wenn man so will. Eine Fehleinschätzung wie etwa Tom Brady erst mit dem 199. Pick im NFL Draft zu ziehen oder zwei andere Spieler vor Michael Jordan im NBA Draft zu picken.

Bei Mariano Rivera war es so, dass die New York Yankees anfangs der Meinung waren, dass "Mo" ein Starting Pitcher wäre. Also einer, der das Spiel beginnt, mehrere Innings durchhält und dann an einen Reliever übergibt.

Mos Stuff jedoch war dafür nicht geeignet. In seiner ersten Saison 1995 startete er zehn Spiele und war schlicht und ergreifend schlecht. Er hatte schon damals einen harten Fastball, doch sein Komplementär-Arsenal war einfach nicht der Rede wert. Auch in den 90ern schon hatten gegnerische Hitter wenig Mühe, einen Fastball zu schlagen, wenn das alles war, was der Pitcher in petto hatte.

Mariano Rivera führt die Hall-of-Fame-Klasse von 2019 an.
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Mariano Rivera führt die Hall-of-Fame-Klasse von 2019 an.

Mariano Rivera: Großer Durchbruch 1996

Doch New York hielt an seinem Rechtshänder fest. Schon gegen Ende der Saison wurde er in den Bullpen verfrachtet, als Reliever. 1996 dann wurde er gewissermaßen zum Feuerwehrmann für den neuen Manager des Teams, Joe Torre. Dieser setzte ihn immer wieder nach Belieben für mehrere Innings ein und Rivera mähte die Hitter nur so nieder. Am Ende standen 130 Strikeouts über 107 2/3 Innings und ein sagenhafter ERA+ von 240 - er war also 140 Prozent besser als der Liga-Durchschnitt.

Rivera avancierte zum Setup Man par Excellence und räumte regelmäßig den Weg frei für Closer John Wetteland, der das Team nach dem Gewinn der World Series 1996 verließ und das Feld für Rivera räumte.

Dabei hätte die Auswahl der Sportart auch ganz anders verlaufen können.

Riveras Vorbild? Pele!

Der Sohn eines Fischers aus einem kleinen Dorf in Panama hatte eine schwere Kindheit und musste in seinen Teens auf einem Fischerboot seinem Vater bei der Arbeit helfen. In seiner Freizeit spielte er Fußball und Baseball, wobei eigentlich Fußball seine Leidenschaft war - sein Vorbild: Pele.

Nach ein paar Knie- und Knöchelverletzungen konzentrierte er seine Freizeitaktivitäten jedoch nur noch auf Baseball, wo er in einer Amateurmannschaft als Shortstop aktiv war. Erst als der beste Pitcher seines Teams richtig schlechte Leistungen zeigte, half er als Pitcher aus und wusste sofort zu überzeugen.

Letztlich wurden Scouts der New York Yankees auf ihn aufmerksam und verpflichteten ihn 1988. Schon damals fiel seine simple wie effiziente Pitching-Motion auf, obwohl er kaum gezieltes Training auf dieser Position hatte.

Rivera anfangs nur ein marginales Talent

Seine ersten Jahre waren keineswegs einfach. Er war nichts Besonderes und wurde von vielen als marginales Talent angesehen. Auch sein Fastball flog damals höchstens 87 Meilen pro Stunde, nicht der Rede wert also. Doch Rivera biss sich durch und arbeitete sich nach und nach durchs Farmsystem New Yorks. Bis er einen weiteren Rückschlag verkraften musste.

Anfang der 90er verletzte er sich am Ellenbogen und fiel lange aus. Er hatte versucht, seinen Slider mit einer rapide abknickenden Handgelenksbewegung zu werfen, um die Flugkurve abrupter brechen zu lassen.

Die Verletzung führte dann wohl auch dazu, dass ihn weder die Florida Marlins noch die Colorado Rockies im damaligen Expansion Draft 1993 zogen - die Yankees hatten ihn nicht dafür geschützt.

Rivera wurde operiert und kam letztlich gesund zurück. 1995 hatte er dann das Triple-A-Niveau erreicht und war Teil von Diskussionen, was einen Trade für Detroits Starter David Wells anging. Nachdem er jedoch Wochen nach seinem eher überschaubaren Major-League-Debüt wegen einer Schulterverletzung wieder in den Minor Leagues gelandet war, geschah etwas Unerwartetes: Rivera pitchte einen Fünf-Inning-No-Hitter - Regen beendete das Spiel vorzeitig - und sein Fastball wurde zwischen 95 und 96 Meilen pro Stunde gemessen. Eine Geschwindigkeit etwa 6 MPH höher als sonst.

Yankees-General-Manager Gene "Stick" Michael ließ danach sogar die Radarpistolen checken, doch nach dieser Vorstellung beendete er jegliche Überlegungen, Rivera zu traden. Der Rechtshänder kehrte in die MLB zurück und da es ihm nicht gelang, die gezeigten Leistungen konstant zu zeigen, ging es für ihn in den Bullpen, wo er letztlich in den Playoffs über mehr als 5 Innings als Reliever so sehr überzeugte, dass er 1996 fester Bestandteil des Teams wurde.

Mariano Rivera: gefürchtete Waffe spät im Spiel

Die Yankees von 1996, das erste Yankees-Team seit 1978, das die World Series gewann, war nicht das offensive Powerhouse heutiger Tage. Ihr Erfolgsrezept bestand darin, über Pitching zu gewinnen und mit zahlreichen "Grindern" in der Offense den gegnerischen Starting Pitcher mürbe zu machen und ihn möglichst früh aus dem Spiel zu nehmen. Sie wussten: Wenn es ein Kampf der Bullpens werden würde, hätten sie den entscheidenden Vorteil.

Manager Joe Torres Modus Operandi war es für gewöhnlich, Rivera schon im siebten Inning zu bringen und ihn auch das achte pitchen zu lassen. Das neunte gehörte dann Wetteland. Billy Beane, der General Manager der Oakland Athletics, wird in "The Yankees Years", dem Buch von Torre aus dem Jahr 2010, mit den Worten zitiert: "Es war furchteinflößend zu wissen, dass Rivera am Ende des Spiels reinkommen würde."

Beane beschrieb die damalige Situation weiter: "Es machte dich extrem nervös, denn man wusste, dass man die Yankees in sieben Innings schlagen musste; denn mit Rivera konnte man sie nicht in neun schlagen. Du wusstest vorher: 'Wir haben sieben Innings, um in Führung zu gehen und dann war es das.' Danach kam Rivera."

Der Pitch, der die Karriere Riveras prägte, war freilich der Cutter, oder Cut Fastball. Ein Pitch, der an sich aussieht wie ein Fastball, aber dann kurz vor der Strikezone hart zu Seite wegbricht. Aus Riveras Sicht brach der Pitch nach links, also nach innen für einen Linkshänder. Aus diesem Grund war er noch schwerer von Linkshändern zu schlagen als von Rechtshändern.

Den Pitch an sich lernte er mehr durch Zufall beim Training. Glaubt man jedoch Torre, dann war der Pitch, den Rivera mit fast maschineller Präzision warf, nur das Werkzeug, nicht der Grund für den Erfolg Riveras: "Ich denke, was Mo so besonders machte, war in erster Linie die Größe seines Herzens."

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