Knäbel, übernehmen Sie!

Von Dietmar Lüer
Wieder steht der Hamburger SV vor einer ungewissen Zukunft - jetzt sind die Verantwortlichen gefragt
© getty

Wieder geht eine traurige HSV-Saison zu Ende. Nachdem der Verein in letzter Sekunde dem Abstiegsgespenst entkommen ist, müssen nun wieder die Scherben zusammengetragen werden. Page-2-Autor Dietmar Lüer hat sich zum Bundesliga-Dino mal seine Gedanken gemacht.

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Na gut, wir bleiben also in Liga eins, zumindest im nächsten Jahr!
Da keiner von den HSV-Verantwortlichen bei der FIFA arbeitet, ist auch nicht mit großen Enthüllungen zu rechnen, sodass es keine nachträgliche Entscheidung am grünen Tisch gibt.

Da haben wir zweimal hintereinander - ein Novum - mit dem kleinstmöglichen Ergebnis eine Relegation erfolgreich bestanden, wo jeder - der kein HSV-Fan ist - sagt: Unverdient!

Zweimal hat sich eine - mit ehemaligen Nationalspielern und gestandenen Bundesligaspielern gespickte - Erstligamannschaft so gerade noch aus einer Saison gerettet, die ähnlich verlaufen ist:
Man startet mit großen Hoffnungen, mit vielen Vorschusslorbeeren für unsinnige Einkäufe und verbrennt Minimum drei Trainer pro Saison. Nicht dass dies ein Problem für den Ruf der Trainer darstellt, schließlich gelten wir als untrainierbar, sodass sie immer unbeschädigt und mit fetter Abfindung dem nächsten armen Trainer-Teufel die Klinke in die Hand geben können.

"Wer will nochmal, wer hat noch nicht"

Alles nach dem Motto: "Wer will nochmal, wer hat noch nicht."
He, versteht mich nicht falsch, wir hatten gute Trainer bei uns ... klar, auch Pfeiffen ... doch die meisten waren bzw. sind recht gute Trainer, die woanders schon Erfolg hatten. Wir sind wahrscheinlich weltweit der einzige Verein, der mehr Trainer verbraucht als Spieler.

Ich selber bin seit ich denken kann HSV-Fan, wobei die meisten sagen: KÖNNTEST du denken, wärst du kein HSV-Fan. In vielen Fällen, wo wir Männer zusammen sitzen, trage ich zur Belustigung bei, wenn ich sage für welchen Verein mein Herz schlägt. Da hat manN sofort mitleidige Blicke und eine abendfüllende Diskussion am Hals.

Erinnerungen an die 80er-Jahre

Die einzige Möglichkeit, die ich dann habe, sind die Erinnerungen an die 80er, die nicht nur musikalisch eine tolle Zeit für die HSV-Fans waren. Wobei das kein großes Kunststück ist, sich an diese Zeit zu erinnern, schließlich kam danach nicht mehr viel. Ok, mal ein tolles Spiel gegen Juve (4:4) im Jahre 2000, doch das war es dann auch.

Sicher ... eine Zeit lang wurde ja unter Hoffmann in Kooperation mit Beiersdorfer gar nicht so schlecht gearbeitet, man kaufte gute Spieler günstig ein, um sie dann teuer weiter zu verkaufen, doch symptomatisch für die Raute wurden mit Ränkespielchen beide vergrault und das zu Gunsten namensloser, sowie unerfahrener Vorstände die ihre Morgenlatte über ihre Pressepräzenz definierten.

Wikipedia hat extra ihre Speicherkapazität erweitert um die vielen HSV-Spieler und Trainer auflisten zu können, die in den letzten Jahren die Raute auf der Brust oder den Hintern auf dem Trainerstuhl hatten.

Viel Geld für die Kreisklasse

Was mir jedoch überhaupt nicht in den Kopf will ist, dass wir oft vielversprechende Spieler für ne Menge Geld geholt haben und SOBALD sie für uns spielten, nicht mal mehr Kreisklasse-Niveau erreichten. Wechseln sie dann wieder woanders hin, brennen sie ein gutes Spiel nach dem anderen in den Rasen.

Mal ernsthaft ... geben die Spieler mit der Unterschrift auch ihre Eier ab? Nach dem Motto: "HSV Spieler im Kabinengang zum Stadion bitte erst rechts abbiegen und dort eure Eier abgeben, erst dann dürft ihr aufs Spielfeld"

Oder ist das alles eventuell nur eine groß (über Jahre) angelegte Feld-Studie, in der geprüft wird, wie lange Fussballspieler ohne Mumm und Courage viel Geld verdienen können?

Versteckte Kamera für HSV-Fans

Oder ein Pilot-Projekt "Versteckte Kamera für Fans", wie leidensfähig wir Rothosen-Anhänger sind?

Mir gefällt der Gedanke am Besten, dass sie ihre Eier abgeben, da kann manN die meisten Witze (Galgenhumor) und die besten Karikaturen damit machen. Da sind wir wieder an dem Punkt, der Belustigung in Männergruppen. Gerne mit den Sprüchen garniert "So kann ich auch spielen" oder "Schlechter kann ich es auch nicht machen".
Gerne plustere ich mich dann auf, um dann schnell wieder in mich zusammen zu sinken, weil sie ja Recht haben: Der HSV verbrennt massenhaft Geld, macht sich zum Gespött der Liga und lebt in der Vergangenheit.

Jetzt wäre ja der ideale Zeitpunkt in solch einem Artikel, die klugen Sprüche eines Fans anzubringen, der eh der beste Trainer, der treffsicherste Mittelstürmer, der kreativste Spielmacher und das mit Abstand erfolgreichste Manager wäre - ICH!
Ok, zugegeben, so denkt jeder Fan, doch mittlerweile fällt weder mir, noch einem anderen Fan etwas ein. Denn alle Stammtisch-Rhetorik vom Trainerwechsel, Neukäufe, andere Verantwortliche und hunderte Taktikvarianten wurden ja in den letzten Jahren erfolglos angewendet.

Der HSV als Punktelieferant

Das Einzige was der HSV noch nicht gemacht hat, ist der Abstieg, jeder gönnt es uns, jeder hält es für das Beste und keiner will uns eigentlich in der ersten Liga, außer als Punktelieferant. Doch auch hier arbeiten wir gegen den Trend, weigern uns, das Unvermeidliche hinzunehmen und abzusteigen. Lieber geilen wir uns an einer überdimsionierten Uhr im Stadion auf, DAFÜR haben wir wieder die Eier.

Sagt mal, HSV-Verantwortliche ... in fernöstlichen Ländern, ist es üblich männliche Geschlechtsteile - da vorzugsweise von Tieren - zu trocknen, zu Pulver zu zermalmen und dann als rituelles Getränk aufzunehmen.
Das klinkt schräg, doch mittlerweile weiß ich auch nicht mehr weiter, als mit solch obskure Methoden den Spielern Beine zu machen.

Knäbel, übernehmen sie. Bitte, bei jeder Vertragsverhandlung genau schauen (lassen), ob die Eier der Spieler auch fest verankert sind und nicht auf den Weg ins Stadion verloren gehen.

Trotzdem bin und bleibe ich treuer Fan der Raute!
NUR DER HSV !