"Wie ein Stier" zu Gold: Zverev will auch Chatschanow auf die Hörner nehmen

SID
Alexander Zverev kann schaffen, was weder Boris Becker noch Roger Federer gelungen ist: Olympia-Gold im Einzel zu gewinnen.
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Alexander Zverev kann schaffen, was weder Boris Becker noch Roger Federer gelungen ist: Olympia-Gold im Einzel zu gewinnen. Der Hamburger geht als Favorit ins Finale.

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Bei der Aussicht auf eine goldene Sternstunde für das deutsche Tennis war selbst Ikone Boris Becker ganz aus dem Häuschen. "Lieber Sascha, was bist du denn für ein Teufelskerl. Du bist ja wahnsinnig geworden", schrieb er bei Eurosport in einer Grußbotschaft an Alexander Zverev, nachdem sich dieser nach dem sensationellen Sieg gegen Novak Djokovic auf die Schwelle zum Olymp gestellt hatte. Und einen ganz klaren Auftrag hatte Becker auch: "Jetzt hol Gold für Deutschland nach Hause!"

Was Becker und auch der große Roger Federer lediglich im Doppel schafften, kann Zverev alleine klarmachen: Olympiasieger, als erster deutscher Mann im Einzel überhaupt. Nur noch ROC-Athlet Karen Chatschanow steht im Finale am Sonntag gegen 10 Uhr (Eurosport und ZDF) zwischen dem 24-Jährigen und dem vielleicht größten Erfolg seiner Karriere - und anders als noch gegen den Weltranglistenersten Djokovic ist Zverev hier sogar klar favorisiert.

Der Ansicht ist auch sein Bruder Mischa, der aus Deutschland die Daumen drückt. "Sascha hat meiner Meinung nach die besseren Schläge, gerade von hinten. Er ist im Moment wie ein Stier", sagte der 33-Jährige - und der fulminante Halbfinalsieg gegen den scheinbar unbezwingbaren Djokovic hat ihm die Hörner sogar noch angespitzt. "Sascha ist zwei Meter groß", sagte Mischa, "aber wenn er jetzt ins Finale geht, ist er 2,20m groß."

Olympia: Chatschanow ein "Wahnsinnsspieler"

Am Tag vor dem großen Showdown, einem der größten Matches seiner Karriere neben dem Finalsieg gegen Djokovic bei den ATP Finals 2018 und dem verlorenen US-Open-Finale im Vorjahr gegen Dominic Thiem (Österreich), ließ es Zverev locker angehen. An seinem ersten spielfreien Tag in diesem Turnier legte er eine kleine Trainingseinheit mit Bundestrainer Michael Kohlmann ein, dann ging's wieder zurück ins Olympische Dorf - volle Konzentration aufs große Finale.

Denn trotz der Euphorie über den beeindruckenden Sieg gegen Djokovic und die sichere Silbermedaille will Zverev auf den letzten Metern nicht stolpern. Chatschanow sei ein "Wahnsinnsspieler", sagte er über den Russen, der in der Weltrangliste 20 Plätze hinter ihm klassiert und bei Grand-Slam-Turnieren noch nie über das Viertelfinale hinausgekommen ist.

Doch die vergangenen beiden Duelle mit der deutschen Nummer eins gewann Chatschanow glatt. "Aber das ist jetzt etwas ganz anderes", sagte Mischa Zverev: "Sascha spielt für sein Land bei Olympia und hat gerade Djokovic geschlagen."

Und am immensen Motivationsschub durch den Adler auf der Brust ließ Zverev keinen Zweifel. "Du spielst hier nicht nur für dich selbst", erklärte der Weltranglistenfünfte: "Du spielst für alle Athleten, die im Dorf sind, für alle, die zu Hause zuschauen, generell für Deutschland."

Auch Kohlmann hatte sofort gespürt, dass in Tokio etwas Besonderes in der Luft liegt. Ich glaube, dass er hier eine Mission hatte", sagte der Davis-Cup-Teamchef: "Das hat man von Anfang an gemerkt." Und die Mission ist noch nicht zu Ende.

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