Mit Rechenspielen mochte sich Alfred Gislason nicht aufhalten, für den Bundestrainer ist die Sache vor dem Gruppen-Finale seiner Handballer gegen Brasilien ganz einfach. "Das ist für uns schon ein Knock-Out-Spiel", sagte Gislason. Seine Devise für das Duell um das Viertelfinale am Sonntag (12.30 Uhr/ZDF und Eurosport): Nicht rechnen - siegen!
"Wir müssen höllisch aufpassen und zusehen, dass wir das Spiel gewinnen und den dritten Platz in der Gruppe holen", so der Isländer am Samstag. Und auch Kreisläufer Johannes Golla deklarierte das Spiel gegen den südamerikanischen Außenseiter zu "einer Art Achtelfinale. Ohne Rechnen zu wollen, müssen wir einfach dieses Spiel gewinnen, um sicher weiter zu kommen. Wir haben es selbst in der Hand."
Die Ausgangsposition ist klar. Trotz des überzeugenden 28:23 gegen den EM-Dritten Norwegen benötigt das deutsche Team noch einen Punkt, um aus eigener Kraft das Viertelfinale zu erreichen. Denn sollte Norwegen am Sonntag gegen Frankreich mindestens einen Punkt holen und die DHB-Auswahl verlieren, wäre Deutschland ausgeschieden. "Von daher ist das ein Ausscheidungsspiel", sagte Gislason. Man dürfe den Gegner "auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen".
DHB-Ziel: Dänemark aus dem Weg gehen
Brasilien belegt mit 2:6 Punkten momentan den fünften Platz in der Vorrundengruppe A, Norwegen hat als Vierter wie die deutsche Mannschaft 4:4 Zähler auf dem Konto. Weitere Motivationsspritze für die Gislason-Truppe: Gewinnt die deutsche Mannschaft am Sonntag, würde sie in der K.o.-Runde dem Erstplatzierten der parallel spielenden Gruppe B - voraussichtlich Rio-Olympiasieger und Weltmeister Dänemark - aus dem Weg gehen. "Das ist unser Ziel", sagte Gislason.
Schlüssel zum Sieg soll wieder die Defensive werden. Gegen die Norweger um Kiels Topstar Sander Sagosen lieferte der deutsche Innenblock eine Weltklasse-Leistung ab, zudem zeigten die Torhüter Andreas Wolff und Johannes Bitter Medaillenform.
Nach den knappen Niederlagen gegen Spanien (27:28) und Frankreich (29:30) dürfte der ersehnte erste Sieg gegen einen "Großen" seit der Heim-WM 2019 für einen Energieschub sorgen. "Das ist natürlich eine Brustvergrößerung für jeden", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer am Samstag: "Dadurch wachsen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, das ist einfach wichtig."
Das sieht auch Gislason so. Nun sei es gegen Brasilien "extrem wichtig, genauso weiter zu spielen und nicht einen Gang zurückzuschalten". Auf französische Schützenhilfe oder irgendwelche Rechenspiele will sich Gislason nämlich nicht verlassen.