Olympia 2021: Florian Wellbrock verpasst Medaille über 800 m Freistil

SID
Florian Wellbrock hat eine Medaille verpasst.
© getty

Doppel-Weltmeister Florian Wellbrock hat bei den Olympischen Spielen in Tokio über 800 m Freistil eine Medaille knapp verpasst. In 7:42,68 Minuten schlug der 23-Jährige als Vierter an. Gold ging überraschend an den Amerikaner Robert Finke vor Weltmeister Gregorio Paltrinieri und dem Ukrainer Michailo Romantschuk.

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Florian Wellbrock zog an allen vorbei, berührte als Erster die Wand - aber das Rennen war noch nicht zu Ende. Der Doppel-Weltmeister hatte im Poker um Gold zu früh gezuckt: Nach 750 m war er Olympiasieger, 30 Sekunden später blieb nur Blech. "Es war vielleicht ein Tickchen zu doll, ein Tickchen zu früh", gab der deutsche Schwimmstar nach seinem überhasteten Endspurt im 800-m-Finale von Tokio zu: "Das war der Knackpunkt."

Enttäuschung war dem 23-Jährigen kaum anzumerken, ruhig und sachlich analysierte er Teil eins seiner Goldmission - die eigentlich nach Plan begonnen hatte. Seinen großen Rivalen Gregorio Paltrinieri, nach Pfeifferschem Drüsenfieber in Rekordzeit wieder erstarkt, hatte Wellbrock eingeholt, sich vom ukrainischen Europameister Michailo Romantschuk abgesetzt - das erste Olympiagold für einen deutschen Schwimmer seit Michael Groß 1988 baumelte vor seinen Augen.

Doch er hatte sich verzockt. Die Körner für die Schlussoffensive waren schon verbraucht, weil er 50 m früher als sonst das Tempo verschärft hatte. "Es hat hinten raus nicht gereicht, was sonst meine Stärke war. Es war ein bisschen unkontrollierter", meinte Wellbrock. Paltrinieri, den er "normalerweise auf den letzten Metern im Griff" hat, schnappte sich noch Silber, Romantschuk Bronze - und von hinten flog der Amerikaner Robert Finke vorbei zu Gold.

Köhler: "Natürlich tut es mir leid für ihn"

Auf der Tribüne litt seine Verlobte Sarah Köhler mit. "Natürlich tut es mir leid für ihn", sagte die 27-Jährige, die tags zuvor mit Bronze über 1500 m die erste deutsche Becken-Medaille bei Olympia seit 2008 gewonnen hatte. Trösten musste sie ihn nicht. Als sie am Abend als Vierte mit erneuter Chance auf Edelmetall in den Endlauf über 800 m einzog, hatte sie noch nicht mit ihm gesprochen: "Der meldet sich, wenn er mich braucht."

Für Wellbrock, der mit mit seinem deutschen Rekord aus dem Vorlauf - mit dem üblichen Endspurt ab Meter 700 - das Finale gewonnen hätte, ist die Goldmission aber noch lange nicht gescheitert - seine Weltmeisterstrecken kommen erst. Bei der WM in Gwangju war Wellbrock über 800 m sogar im Vorlauf ausgeschieden. "Ich habe schon gezeigt, dass nach einem nicht schlechten Rennen die 1500 sehr, sehr gut werden können", sagte der Magdeburger, der als Jahresschnellster über den "langen Kanten" Goldfavorit ist.

Allerdings ist Rio-Olympiasieger Paltrinieri wieder ein ernstzunehmender Konkurrent. "Auch für mich ist das ein großes Wunder", sagte der Italiener, der im Juni erkrankt war, der ARD. Im Vorlauf habe er sich "noch so schwach" gefühlt, aber: "Das Herz hat gewonnen." Am Freitag sieht Wellbrock auf seiner Lieblingsstrecke aber auch Romantschuk und Finke wieder, ein letztes Rendezvous mit Paltrinieri hat er in der nächsten Woche im Freiwasser über zehn Kilometer in der Bucht von Tokio.

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