Simon Schempp wischte sich den Regen aus dem Gesicht, dann hakte er seinen äußerst schwachen Einstand ins Olympiajahr ganz schnell ab. "Es bleibt mir nichts anderes übrig", sagte der Uhinger nach seinem 34. Platz im Sprint beim Heim-Weltcup in Oberhof: "Man wünscht sich natürlich einen anderen Start als das Rennen heute."
Besonders am Schießstand hatten die deutschen Biathleten im Thüringer Dauerregen erhebliche Defizite gezeigt. Mit zwei Fehlern beim Liegendanschlag war für Schempp das Rennen quasi schon nach dem ersten Schießen vorbei. "Ich hatte gestern und vorgestern gerade im Liegendschießen ein gutes Gefühl. Aber die Fehler waren links und rechts vorbei, da kann man kein großes Trefferbild ausmachen", sagte der Massenstart-Weltmeister, der sich im Stehendanschlag eine weitere Strafrunde einhandelte.
Arnd Pfeiffer als Zwölfter bester Deutscher
Zu allem Überfluss lief es auch in der Loipe nicht viel besser. Auf den Norweger Johannes Thingnes Bö, der wieder mal die schnellste Zeit in den Schnee brannte, verlor Schempp auf der Strecke über 57 Sekunden - den Zeitverlust durch die Fehler am Schießstand noch gar nicht eingerechnet. "Läuferisch fühle ich mich momentan überhaupt nicht gut", erklärte der 29-Jährige im Anschluss: "Ich hatte gerade jetzt über die Weihnachtstage relativ stark mit meinem Rücken zu kämpfen, was man leider noch nicht richtig in den Griff bekommen hat."
Bei den Teamkollegen lief es im ersten Rennen des Jahres kaum besser. Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) wurde als Zwölfter bester Deutscher, bei ihm verfehlten zwei Patronen ihr Ziel. "Es sind zu viele Fehler passiert. 80 Prozent Trefferleistung reichen einfach nicht", meinte der frühere Sprint-Weltmeister. Der aktuelle Sprint-Champion Benedikt Doll (Breitnau), der immer wieder am Schießstand schwächelt, musste wie Schempp sogar dreimal in die Strafrunde und wurde 17.
"Ich muss zur Zeit immer ein bisschen die gleiche Antwort geben. Vom Gefühl her passt es sehr gut, aber ich habe beim Abziehen nicht so die Ruhe drin", sagte Doll: "Ich habe es heute koordinativ beim Stehendschießen vom Rhythmus her nicht hingekriegt. Und liegend habe ich einfach nicht gut gezielt."
Fourcade feiert Weltcupsieg Nummer 64
Wie es geht, zeigte den Deutschen einmal mehr Martin Fourcade. Der fehlerfreie Franzose feierte seinen 64. Weltcupsieg, den dritten in dieser Saison, und verteidigte damit seine Führung im Gesamtweltcup. Fourcade lag im Ziel 8,1 Sekunden vor dem ebenfalls fehlerfreien Norweger Emil Hegle Svendsen. Bö (+10,2) komplettierte trotz zweier Strafrunden als Dritter das Podest und nahm auch Peiffer und Doll viel Zeit ab. "Das ist natürlich schon ein Haufen", erkannte Peiffer an: "Da ist noch eine Lücke da."
Aufgrund der immensen Rückstände - Peiffer lag im Ziel 1:01,9 Minuten hinter Fourcade, Doll (1:25,4) und Schempp (1:49,7) hatten noch mehr Abstand - sind in der Verfolgung am Samstag (15.00 Uhr/ARD und Eurosport) die Siegchancen für die DSV-Männer, die dann erneut ohne den erkrankten Lokalmatator Erik Lesser (Frankenhain) auskommen müssen, praktisch nicht vorhanden. Deutlich bessere Aussichten auf eine weitere Top-Platzierung besitzt hingegen bei den Frauen (12.15 Uhr) Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld), die als Vierte ins Jagdrennen starten wird.