Kathrin Hölzl: Der lange Weg zurück

SID
Kathrin Hölzl kann nach schwerer Erkrankung wieder lächeln
© Getty

Kathrin Hölzl kann wieder lächeln. Das ist die wichtigste Nachricht, wenn man sich mit der Skifahrerin aus Bischofswiesen unterhält, die seit mehr als neun Monaten nicht mehr auf Skiern gestanden hat. Das Lächeln kommt von Herzen, und das ist ihr viel mehr wert als der WM-Titel vor zwei Jahren im Riesenslalom.

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Sie weiß zwar vor dem Weltcup-Auftakt am Samstag in Sölden nicht, wann sie wieder auf die Bretter zurückkehren wird. Dafür aber hat sie inzwischen die Gewissheit, dass ihre einjährige Leidenszeit mit Verletzungen und Krankheiten ein Ende hat. Es gehe ihr wieder gut, sagt die 27-Jährige. Sie erzählt, dass sie am Samstag zu Susanne Riesch fahren möchte, um sich mit ihr und der ebenfalls verletzten Gina Stechert "ein schönes Wochenende zu machen und die Rennen im Fernsehen anzuschauen".

Stoffwechselerkrankung führt zu Ganzkörperschmerzen

Hölzl ist ein gutes Beispiel dafür, wie Leistungssportler Raubbau an ihrem Körper betreiben, ihn so sehr ruinieren, dass er für ein Leben nach dem Sport fast unbrauchbar ist. Bei Hölzl ging es sogar so weit, dass sie wegen anhaltender Muskelschmerzen Angst hatte, "im Rollstuhl zu landen", wie sie es heute formuliert.

Nach der WM im Februar in Garmisch-Partenkirchen, die sie wegen Rückenschmerzen nach nur einem Lauf beendete, klagte sie: "Ich weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll." Und es kam noch schlimmer: Wochenlang hatte sie "Ganzkörperschmerzen". Sie suchte verzweifelt Arzt um Arzt auf. An die 60 Mediziner. Keiner konnte helfen, aber jeder sagte: "Das haben wir gleich." Sie bekam Hunderte Spritzen und ließ sich am Rücken und an den Zähnen operieren.

Es wurden allerdings lediglich die Symptome behandelt, ohne die tatsächlichen Ursachen für ihre gravierenden Leiden zu lokalisieren. Erst eine Komplementärmedizinerin aus dem fränkischen Ansbach fand schließlich heraus, welche Krankheit ihr Leben zur Qual machte: eine Stoffwechselstörung, einhergehend mit einem genetischen Defekt.

Es ging nur darum, ein normales Leben zu führen

"Ich war schon froh, als es eine Diagnose gab, mit der ich mich identifizieren konnte", sagt Hölzl. Über die schwere Zeit kann sie jetzt mit ruhigen Worten sprechen. Das war davor natürlich ganz anders. "Ich war oft am Ende", sagt die 27 Jahre alte Skifahrerin. "Irgendwann bekommt man Panik, wenn man morgens aufsteht und es immer etwas anderes ist, das einem wehtut."

Sie begann zu verzweifeln und noch schlimmer: an sich zu zweifeln. Ans Ski fahren dachte sie da schon lange nicht mehr. Nur daran wieder gesund zu werden, "um ein ganz normales zu führen - ohne Schmerzen, ohne Angst, womöglich doch schlimmer erkrankt zu sein.

Hölzl bekam schließlich Infusionen, stellte die Ernährung um und durfte sechs Monate keinen Sport treiben. Ihr Körper, sagt sie, "wurde einmal umgedreht". Dass die Therapie so gut anschlug, wunderte auch die Ärztin. Also begann Hölzl wieder mit leichtem Konditionstraining. Doch die Schmerzen waren sofort wieder da - "und es folgte die nächste Katastrophe", wie Hölzl es ausdrückt.

Wegen eines Gendefekts keine Abwehrkräfte gegen Viren

Seit knapp acht Wochen kann sie fast uneingeschränkt trainieren. Sie hat gelernt, dass sie nicht mehr einfach weitermachen kann, wenn der Körper Warnsignale sendet. Vor vier Jahren fuhr sie nach einer Herzmuskelentzündung zwei Wochen später wieder ein Rennen - und beendete es als Zweite. "Ich kann ziemlich stur sein", sagt Hölzl und lacht.

Diese Sturheit hätte nicht nur ihre Karriere früh beenden, sondern auch ihr Leben verändern können. Doch aus der Leidenszeit hat sie ihre Lehren gezogen. "Wenn ich heute einen Infekt habe, mache ich eine Pause", sagt Hölzl. Dass sie so anfällig ist für Krankheiten, liegt mit ihrem Gendefekt zusammen. Ihr Körper kann keine Abwehrkräfte gegen Bakterien und Viren bilden. Und die restlichen Energie-Kraftwerke in den Zellen "habe ich mir durch meine wenigen Pausen selbst kaputt gemacht".

Wann sie auf die Skier zurückkehren wird, ist ungewiss. "Das wird eine Spontanaktion", sagt Kathrin Hölzl: "Ich habe von Plänen nämlich die Schnauze voll." Aber sie hofft, dass es noch in diesem Jahr so weit ist. Während sie das sagt, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht.

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