"Das stinkt zum Himmel": Fall Jannik Sinner versetzt die Tennis-Szene in Aufruhr

SID
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Kurz vor dem Beginn der US Open dreht sich alles um den Fall Jannik Sinner. Die positiven Tests des Weltranglistenersten werfen viele Fragen auf.

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Die Tennis-Szene ist in Aufruhr und das Echo auf den Fall Jannik Sinner gewaltig: Kurz vor dem Start der US Open sorgen die positiven Dopingtests und der schnelle Freispruch des Weltranglistenersten aus Italien für große Diskussionen auf der Tour.

Das Team des Australian-Open-Siegers beteuert mit Nachdruck die Unschuld des 23-Jährigen, Experten erheben Zweifel. Und die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) könnte noch aktiv werden.

"Er ist unfassbar professionell. Er würde nie etwas absichtlich tun. Er war in einer unglücklichen Situation", sagte Sinners Trainer Darren Cahill einen Tag nach der aufsehenerregenden Enthüllung in einem Interview mit dem US-Sender ESPN.

Für Fritz Sörgel hat Sinners Erklärung einer unverschuldeten Kontamination dagegen einen deutlichen Beigeschmack. "Auf jeden Fall, das stinkt zum Himmel", sagte der Doping-Experte bei Sport1: "Diese Methode der Ausrede, dass es über die Haut aufgenommen wird, wird in letzter Zeit verstärkt verwendet. Und das ist nun ein weiterer Fall."

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Jannik Sinner im März zweimal positiv getestet

Sinner, einer der absoluten Topfavoriten auf den Titel in New York beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres, war im März zweimal positiv auf das verbotene Steroid Clostebol getestet worden, jedoch um eine längere Sperre herumgekommen.

Er gehört mit dem Spanier Carlos Alcaraz zu den neuen Zugpferden im Tennis und besitzt auch für die Vermarktung der Sportart einen großen Wert.

Nach Angaben der International Tennis Integrity Agency (ITIA) ist Sinner letztlich von einem unabhängigen Gericht freigesprochen worden.

Der Ausnahmekönner habe nachvollziehbar darlegen können, dass er durch seinen Physiotherapeuten unschuldig kontaminiert worden sei. Dieser habe an seinem Finger eine Wunde behandelt und dann offenbar bei einer Behandlung die Substanz übertragen.

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Nick Kyrgios fordert Sperre für Jannik Sinner

Das Management des frisch gekürten Cincinnati-Siegers legte erfolgreich Beschwerde gegen kurzfristige Sperren ein und erklärte die Angelegenheit direkt mit dem Bekanntwerden für beendet - doch der prominente Fall dürfte die Tenniswelt noch einige Zeit beschäftigen.

Der extrovertierte frühere Wimbledon-Finalist Nick Kyrgios forderte eine Sperre, und weitere Profis wie der Kanadier Denis Shapovalov erkannten eine Besserbehandlung des Stars der Szene, der letztlich nur sein Preisgeld und 400 Punkte vom Turnier in Indian Wells verlor.

Branchenriesen wie Alcaraz, Novak Djokovic und Alexander Zverev werden in New York auf das pikante Thema angesprochen werden.

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Fritz Sörgel: "Es ist ein eindeutiger Befund"

Sörgel forderte nun Schritte der WADA, die auf SID-Anfrage ankündigte, die Entscheidung sorgfältig zu prüfen. Ein Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS ist weiter denkbar.

"Aus meiner Sicht ist das Thema nicht durch", sagte der Pharmazeut und Pharmakologe Sörgel: "Es ist ein eindeutiger Befund. Clostebol ist Clostebol, und Clostebol führt automatisch zu einer zwei- bis vierjährigen Sperre."

Gerade in Italien wurden schon mehrere Sperren nach Clostebol-Nachweisen ausgesprochen, sowohl im Fußball, Basketball als auch im Tennis.

Im Fall des norwegischen Skistars Therese Johaug handelte es sich ebenfalls um diese Substanz. Sie gab an, die Creme zur Behandlung eines Sonnenbrandes im Training in Italien eingesetzt zu haben.

Johaug wurde danach gesperrt, Sinner bislang nicht.

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Jannik Sinner "körperlich und geistig" zermürbt

Laut seines Trainers Cahill habe der Vorfall ihn aber "körperlich und geistig" zermürbt.

Sein Schützling sei "oft krank gewesen und bekam eine Mandelentzündung, weshalb er die Olympischen Spiele verpasste", sagte der Kanadier, der seit Juli 2022 mit Sinner zusammenarbeitet: "Wir sind nicht auf der Suche nach Kummer. Wir sind nur dankbar, dass es keine Sperre gibt. Er ist ein toller Junge."

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