Auf der Spur der Gräfin

Von Robert Arndt
Serena Williams (l.) könnte im Halbfinale auf Angelique Kerber (r.) treffen
© getty

Das nächste Highlight der Saison steht vor der Tür. Bei den French Open möchte Serena Williams mit Steffi Graf gleichziehen. Angelique Kerber geht erstmals als Grand Slam-Siegerin in ein Turnier. SPOX schaut durch das Hawk-Eye und macht den Check.

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Die Top-Favoritin: Es führt kein Weg an ihr vorbei. Serena Williams ist auch in Paris mit 34 Jahren die heißeste Anwärterin auf den Titel. Der Draw meint es allerdings nicht gerade gut mit der Titelverteidigerin.

So könnte es bereits im Viertelfinale zum Duell mit Viktoria Azarenka kommen, die sich ebenfalls Chancen auf den Titel ausrechnet und Williams in diesem Jahr in Indian Wells bereits schlagen konnte. Das Re-Match des Finals von Melbourne könnte dann im Halbfinale steigen, da Angelique Kerber ebenfalls in die obere Hälfte des Tableaus gelost wurde.

Pünktlich zu den French Open scheint die US-Amerikanerin ihre Form gefunden zu haben. Am Wochenende feierte Williams ihren ersten Turnier-Sieg auf der diesjährigen Tour in Rom gegen ihre Landsfrau Madison Keys.

Die 21-malige Grand Slam-Siegerin ist sich deshalb ihrer Favoritenstellung durchaus bewusst: "Jeder will die Nummer eins schlagen. Ich weiß das. Aber ich bin für alles gewappnet." Triumphiert Serena in Paris, hat sie wie Steffi Graf 22 Grand-Slam-Titel auf dem Konto.

Die Titelverteidigerin: Auch im letzten Jahr war Serena die Dame, die es zu schlagen galt. Geschafft hat es keine. Dennoch war ein Kraftakt über zwei Wochen nötig. In fünf Partien in Roland Garros musste die US-Amerikanerin über drei Sätze gehen, allein vier Mal verlor sie den ersten Satz.

Im Achtelfinale fehlten ihrer Landsfrau Sloane Stephens nur drei Punkte, um die lebende Legende nach Hause zu schicken. Auch das Finale gegen die damals an Position 13 gesetzte Lucie Safarova wurde erst im Entscheidungssatz entschieden.

Angie Kerber: Der Druck ist weg. Angelique Kerber hat in Australien als erste Deutsche ein Grand-Slam-Turnier seit Steffi Graf gewonnen und gehört trotz der Erstrunden-Niederlagen in Madrid und Rom zum Favoritenkreis der French Open.

Die Niederlagen verhinderten jedoch das Aufrücken auf Platz zwei der Weltrangliste. Nun winkt bereits im Halbfinale ein Duell mit Serena Williams. Durch die Absage in Nürnberg konnte Kerber ihre lädierte Schulter auskurieren und die Akkus aufladen.

"Es ist vieles möglich, wenn Angie gut ins Turnier findet", meint beispielsweise Teamchefin Barbara Rittner.

Die anderen Deutschen: Die anderen deutschen Damen wurden bei der Auslosung nicht vom Glück geküsst. Allein sieben Frauen starten in der schwereren oberen Hälfte.

Andrea Petkovic bekommt es zunächst mit Laura Robson zu tun, in Runde drei würde mit hoher Wahrscheinlichkeit Azarenka warten.

Anna-Lena Friedsam misst sich zum Auftakt mit der an Position 29 gesetzten Daria Kasatkina. Die 18-Jährige zählt zu den aufstrebenden Spielerinnen auf der Tour.

Die Probleme im deutschen Tennis

Knüppeldick kommt es für die zuletzt stark aufspielende Laura Siegemund. Zum Auftakt geht es gegen Kanadas Hoffnung Eugenie Bouchard. Im Anschluss wartet die letztjährige Halbfinalistin Timea Bacsinszky.

Die formschwache Sabine Lisicki bekam eine noch nicht feststehende Qualifikantin zugelost. In einer möglichen zweiten Runde könnte es ein Duell mit Stephens geben.

Einfachster Draw a) Sekt oder Selters? Das ist die entscheidende Frage bei Simona Halep. Nach der Finalteilnahme 2014 war im vergangenen Jahr schon in der zweiten Runde gegen Mirjana Lucic-Baroni Schluss.

Die Form in diesem Jahr scheint zu stimmen. In Madrid stürmte die Rumänin souverän zum Titel. Ein Indikator für Roland Garros? Zum Vergleich: 2015 scheiterte Halep in der spanischen Hauptstadt in der ersten Runde.

Einfachster Draw b) Ebenfalls überschaubar wird der Schwierigkeitsgrad für Garbine Muguruza. Sie hat eine gute Chance ihr zweites Grand-Slam-Finale binnen eines Jahres zu erreichen. Die an Nummer vier gesetzte Spanierin findet sich auch im unteren Teil des Tableaus wieder.

Der erste größere Stolperstein dürfte ein eventuelles Achtelfinale gegen Svetlana Kuznetsova sein und auch ein mögliches Halbfinale gegen Simona Halep oder Radwanska ist keine Mission Impossible. Kommt die 21-jährige ins Rollen, kann es wieder sehr weit gehen.

Upset Alert: Wie schon erwähnt: Laura Siegemund hätte es mit der Auslosung durchaus besser treffen können. Bouchard scheint sich langsam aus ihrem Form-Loch zu graben. In Rom gelangen der Kanadierin mit Siegen über Jelena Jankovic und Kerber durchaus eindrucksvolle Siege.

Auch gegen Bacsinszky, die in der zweiten Runde lauern könnte, zeigte Bouchard gegen die Schweizerin eine gute Partie und unterlag erst in drei Sätzen. Eine Überraschung scheint im Bereich des Möglichen.

Schwerster Draw: Die Freud von Muguruza ist das Leid von Victoria Azarenka. Die Weißrussin traf es wahrscheinlich am härtesten. Schon im Viertelfinale könnte mit Serena Williams das schnelle Aus kommen.

Doch auch bereits eine Runde zuvor könnte die unangenehme Spanierin Carla Suarez Navarro der oft verletzten Azarenka einiges an Kopfschmerzen bereiten.

Geschichtsstunde: Vor zwanzig Jahren fand auf dem heutigen Phillipe Chatrier das längste Grand-Slam-Finale der Geschichte der Damen statt. Steffi Graf und Arantxa Sanchez Vicario duellierten sich in über drei Stunden in einem epischen Match.

Nachdem der erste Satz mit 6:3 an die Deutsche ging, deutete auch im zweiten Durchgang vieles auf einen Erfolg der Nummer eins der Welt hin. Im Tiebreak hielt sie eine 4:1-Führung in ihren Händen. Es folgte der Wendepunkt. Sanchez Vicario gewann sechs Punkte in Folge und schnappte sich den zweiten Satz und vertagte die Entscheidung.

Die Spanierin hielt auch dort die besseren Karten. Bei 5:4 und 7:6 servierte das einstige Wunderkind zum Sieg, konnte es jedoch nicht nach Hause schaukeln. Die Kräfte schwanden und drei leichte Fehler ermöglichten Graf das 10:8 und ihren damals fünften Titel in Roland Garros.

Die Weltrangliste der Damen