Tommy Haas hatte sich in sein Handtuch gewickelt, er fror. Das Münchner Maiwetter mit Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt und Nieselregen setzte dem betagten Tennisprofi und seiner lädierten Schulter zu. Das Halbfinalaus des Titelverteidigers auf der Anlage am Aumeister war daher keine große Überraschung, da auch Jan-Lennard Struff unterlag, spielt erstmals seit vier Jahren kein Deutscher um den Heimsieg bei den BMW Open.
Haas war beim 3:6, 2:6 gegen den Qualifikanten Martin Klizan (Slowakei) chancenlos und sprach später von "den schlimmsten Bedingungen", die er sich derzeit vorstellen könne.
Überraschungsmann Struff, der zuvor sechs Spiele in Serie gewonnen hatte und zum zweiten Mal im Halbfinale eines ATP-Turniers stand, verlor gegen den Italiener Fabio Fognini 3:6, 1:6.
Sechwöchige Pause zur Schulter-Schonung
"Das war ein ganz bitterer Tag für mich", sagte Haas, dessen dreimal operierte Schulter sich unter der wärmenden Sonne seiner Wahl-Heimat Kalifornien am besten anfühlt. Ob es in München nun sechs oder sieben Grad hatte, sei doch "relativ wurscht". Es tue ihm nur leid für die Zuschauer, "denn ich weiß nie, ob dies nicht mein letzten Spiel in München war", meinte Haas enttäuscht.
Vor dem Sandplatzturnier in seiner früheren Heimatstadt hatte der 36-Jährige eine sechswöchige Turnierpause eingelegt, um seine angeschlagene Schulter zu schonen. In München reiste Haas täglich zu einem Spezialisten am Chiemsee und ließ sich behandeln, bei Temperaturen knapp über Bodenfrost kann ihm jedoch kein Arzt der Welt helfen.Immerhin stimmen die Prognosen - zumindest die des Wetterdienstes. Beim Masters in Madrid, wo Haas in der kommenden Woche an den Start geht, sind Temperaturen bis zu 30 Grad vorhergesagt. Im mediterranen Klima der spanischen Hauptstadt wird Haas auch die Erkenntnis packen, "immerhin mal wieder drei Matches in Folge absolviert haben zu können". Noch vor zwei Wochen habe er nicht gewusst, ob er überhaupt zur Titelverteidigung antreten könne.
Struff gegen Fognini ohne Chance
Ein positives Fazit der Turnierwoche beim MTTC Iphitos zog auch Jan-Lennard Struff ziehen - trotz der klaren Niederlage gegen Fabio Fognini. "Klar bin ich jetzt erstmal enttäuscht, aber ich habe wieder gesehen, dass ich bei so einem Turnier weit kommen kann", sagte Struff, "das gibt mir Extra-Motivation".
Die Runde der besten Vier auf ATP-Niveau hatte der 24-Jährige bislang nur einmal erreicht, beim Hallenturnier in Marseille im Februar. Nun spielte sich der Warsteiner in den Fokus des deutschen Tennis-Publikums und steht ab Montag erstmals in seiner Karriere unter den besten 75 Spielern der Welt.
Gegen Fognini war Struff allerdings ohne Chance. Es braucht schon ein kleines Tenniswunder, damit der 26-Jährige aus Sanremo nicht auch sein drittes Turnier in Deutschland nacheinander gewinnt.
Im vergangenen Jahr hatte der Sandplatzspezialist in Hamburg und Stuttgart triumphiert, in München ist Fognini zudem noch ohne Satzverlust. Das Finale am Sonntag (11.00 Uhr) gegen Außenseiter Klizan sollte für Fognini zur Formsache werden.
Die aktuelle Weltrangliste