Wolfram krönt Comeback mit Gold

SID
Martin Wolfram nahm die Form aus dem Vorkampf mit ins Finale und holt sich die Goldmedaille
© getty

Als erstmals in seiner Karriere nur für ihn die Nationalhymne ertönte, wurde Martin Wolfram von seinen Emotionen übermannt. Die Augen tränten, die Unterlippe zitterte - doch die Augen strahlten mit der Goldmedaille um die Wette.

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Der überglückliche Wasserspringer hat bei der Heim-EM in Rostock ein triumphales Comeback vom Turm gefeiert und sich selbst für drei Jahre Leidenszeit mit schweren Verletzungen entschädigt.

"Da habe ich ein ziemlich großes Ding gerissen. Von meinem ersten Titel habe ich immer geträumt, und dann auch noch bei meinem Comeback. Mir fehlen die Worte", sagte Wolfram. Die große Feier wolle er aber auf Rücksicht auf Teamkollege Sascha Klein auf Sonntag verschieben: "Ich muss achtgeben, Sascha ist auf meinem Zimmer und hat noch einen Wettkampf. Wahrscheinlich feiern wir beide am Sonntag gemeinsam."

Wenige Stunden nachdem das Synchronduo Tina Punzel/Nora Subschinski mit Silber vom 3-m-Brett die bislang enttäuschende DSV-Bilanz aufgehübscht hatte, legte Wolfram noch einen drauf. Der 23-Jährige distanzierte mit persönlicher Bestleistung von 575,30 Punkten überraschend den favorisierten Titelverteidiger Viktor Minibajew aus Russland (541,70) und sicherte Deutschland den ersten Quotenplatz für Olympia im kommenden Jahr in Rio. Der Leipziger Dominik Stein wurde Zwölfter.

Leidenszeit beginnt mit Olympia 2012

Wolfram vergoss gleich nach dem Auftauchen des letzten Sprungs Freudentränen. "Ich hätte am liebsten schon nach dem Eintauchen meine Freude rausgeschrien", erklärte der Dresdner, "aber das ist doof, denn da kann man ertrinken." Auch dem gestandenen Bundestrainer Lutz Buschkow stockte die Stimme: "Wir haben ihn in London rausgefischt. Das ist schon beeindruckend."

Wolframs Leidenszeit begann im Olympiafinale von 2012 in London, als er sich die Schulter ausgekugelt hatte und trotzdem zu Ende gesprungen war. Danach folgte die erste Operation und der zwischenzeitliche Umstieg aufs Brett. Vor zwei Jahren gewann er ebenfalls in Rostock völlig überraschend EM-Silber vom 1-m-Brett, doch erneut warf ihn eine Schulterverletzung zurück. Wolfram musste sich wieder unters Messer legen, er verpasste die Heim-EM 2014 in Berlin und kämpfte sich in der Reha zurück. In Rostock belohnte er sich für die Qualen.

Wolfram schlägt zurück

Wolfram zeigte eine durchweg überragende Leistung. Als Rivale Minibajew ihn mit einem starken Schraubensprung noch einmal unter Druck setzte, schlug er mit einer atemberaubenden Leistung zurück: Für seinen Viereinhalb-Vorwärtssalto bekam er sechs Mal die Höchstnote 10 und insgesamt 111 Punkte.

Auch bei seinem Wackelsprung Dreieinhalb-Rückwärtssalto im vierten Durchgang behielt der Sachse anders als im Vorkampf die Nerven. "Wenn der im Wettkampf kommt", hatte Wolfram vorher schon gewarnt, "dann kann ich ein gefährlicher Gegner werden."

Durch die beiden Erfolge am vorletzten Wettkampftag liest sich die Bilanz des erfolgsverwöhnten deutschen Wasserspringer-Teams mit vier Medaillen zumindest etwas freundlicher. Doch selbst wenn die Titel-Favoriten Patrick Hausding/Sascha Klein (Turm-Synchron) und Medaillenanwärterin Punzel (3-m-Einzel) in den letzten Wettbewerben am Sonntag aufs Podest springen, hätte der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) so wenige Medaillen gesammelt wie seit 24 Jahren nicht. Und bei der EM 1991 in Athen standen die Synchronwettbewerbe noch nicht auf dem Programm.

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