Die US-Equipe setzte sich nach 28 Kilometern in Plumelec hauchdünn mit 0,62 Sekunden Vorsprung auf das Team Sky durch, dessen britischer Kapitän Chris Froome damit das Gelb Trikot des Führenden souverän verteidigte. Titelverteidiger Vincenzo Nibali aus Italien kam mit Astana nur auf Platz fünf.
Froomes Sky-Team war als letztes auf die anspruchsvollen 28 km gegangen und lag im Ziel die Winzigkeit von 62 Hundertsteln hinter der siegreichen US-Equipe BMC. Überraschend Dritter mit nur vier Sekunden Rückstand wurde Movistar, dessen kolumbianischer Bergfloh Nairo Quintana nun härtester Herausforderer von Froome ist.
In der Gesamtführung liegt Froome zwölf Sekunden vor Tejay van Garderen (USA/BMC). Der zweimalige Toursieger Contador rückte zwar auf Platz fünf vor, verlor aber weitere 27 Sekunden auf Froome und hat 1:03 Minuten Rückstand. Quintana, wohl stärkster Kletterer, liegt als Neunter (+1:59) in Lauerstellung und will ab Dienstag in den Pyrenäen zum Angriff blasen. Quintanas Vorteil: Bis Paris steht kein Einzelzeitfahren mehr an. "Ich hatte in den vorigen Etappen viel Zeit verloren, jetzt sieht es schon viel besser aus", sagte Quintana.
Nibali mit Respektsabstand
Nibali, der bereits am Samstag beim Sieg des Franzosen Alexis Vuillermoz an der Mur-de-Bretagne zehn Sekunden Rückstand auf Froome kassiert hatte, geht mit 2:22 Minuten Rückstand ins Hochgebirge, die Chancen auf den erneuten Tour-Erfolg sind für den Astana-Kapitän deutlich gesunken. "Eigentlich lief es heute ganz gut, ich bin zufrieden", sagte Nibali in der ARD: "Ich war in der vorigen Tagen irgendwie blockiert, aber bin noch voller Hoffnung."
Das Ergebnis der 9. Etappe im Überblick
Vor Hunderttausenden Zuschauern, die vor allem den giftigen, 1,7 km langen Schlussanstieg an der Cote de Cadoudal bevölkerten, konnten sich die beiden deutschen Teams nicht im Vorderfeld platzieren, Zweitdivisionär Bora-Argon 18 landete aber immerhin auf einem 13. Rang (+1:31). "Das war nicht allzu schlecht", meinte Boras Klassement-Fahrer Dominik Nerz: "Meine Beine waren aber heute nicht gut, ohne das Team hätte ich heute gar nichts gemacht."
Giant-Alpecin mit Sprintstar John Degenkolb kam nicht über Platz 16 (+1:37) hinaus. "Wir wussten, dass wir nicht um den Sieg fahren", sagte Degenkolbs Teamkollege Simon Geschke.
Für die deutschen Radprofis hatte das zweite Tour-Wochenende insgesamt wenig zu bieten. Tony Martin musste das Team-Zeitfahren nach seiner Schlüsselbein-OP vom Krankenbett aus verfolgen, ohne den dreimaligen Weltmeister belegte seine Quick-Step-Equipe nur Platz sieben.
Greipel mit schlechten Karten gegen Sagan
An der Mûr-de-Bretagne hatte am Samstag André Greipel sein Grünes Trikot an den Slowaken Peter Sagan verloren. Die Aussichten, es im Laufe der Tour noch einmal zurückzuholen, sind nicht sonderlich gut - eine klassische Sprintankunft gibt es erst wieder am letzten Tour-Tag in Paris, im bergigen Terrain hat Sagan klare Vorteile.
Dafür fuhr sich Geschke am Samstag mit einem couragierten Auftritt kurzzeitig ins Rampenlicht. Die Ein-Kilometer-Marke passierte der Giant-Alpecin-Profi als Erster, im harten Finish wurde er aber noch auf Platz 40 durchgereicht. "Wenn man ganz vorn durch den roten Lappen fährt, denkt man immer daran. Aber nach den anderen Attacken haben meine Beine gesagt: vielleicht ein anderes Mal", sagte der 29-Jährige.