Wettrennen auf dem Scherbenhaufen

SID
Valentino Rossi wartet weiterhin auf seinen zehnten WM-Titel
© getty

Das Verhältnis zwischen Valentino Rossi und seinem spanischen Rivalen Marc Márquez ist seit einer Auseinandersetzung auf der Strecke nachhaltig gestört. Vor dem Saisonstart in Katar gaben sich beide Mühe, nicht noch mehr Porzellan zu zerschlagen.

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Valentino Rossi hat den Waffenstillstand ausgerufen - eine weitere Eskalation im Kleinkrieg der Motorrad-Superstars mit seinem Rivalen Marc Márquez soll es beim WM-Auftakt in Katar nicht geben. "Es wird nichts Besonderes passieren", prophezeite Rossi bei der Pressekonferenz vor dem Wüstenrennen. Bloß kein Öl ins Feuer gießen, lautete die Devise: Das Verhältnis zum spanischen Rivalen ist schließlich bereits zum Bersten angespannt.

Es ist gerade mal eine Woche her, da klang Rossi noch ganz anders. Die Tagezeitung Gazzetta dello Sport bat den Volkshelden zum Interview, und der neunmalige Weltmeister zog nach allen Regeln der Kunst über den jungen MotoGP-Konkurrenten her: "Nachdem was geschehen ist, wird es zwischen uns nie wieder eine persönliche Beziehung geben, nicht einmal eine minimale."

Marquez vermasselte Rossi die WM

Der Stachel sitzt tief, Rossi hat die Bilder aus Malaysia im Kopf, er kann nicht vergessen - und nicht verzeihen. Der 37-Jährige macht Márquez nach wie vor dafür verantwortlich, dass es nichts mit seinem zehnten WM-Titel wurde.

Der "Doctor" war auf eine Provokation hereingefallen: Márquez, längst aus dem Titelrennen, hielt Rossi in Sepang auf. Der revanchierte sich mit einem Tritt gegen dessen Honda, musste wegen der Attacke aber beim Finale vom Ende des Feldes starten und verlor so den Titel an seinen Yamaha-Teamkollegen Jorge Lorenzo.

"Márquez hat mich verraten. Er sagte, dass er mein Fan ist, doch das war alles Schwachsinn. Ich war zu einer reifen Rivalität bereit. Doch seinerseits war alles nur eine Lüge", beklagte sich Rossi in der heimischen Presse: "Er war nur mein Freund, wenn er mich besiegt hatte."

Vergleiche mit Prost und Senna

Vor diesem Hintergrund war es kein Wunder, dass in Katar großes Interesse an der neu entfachten Feindschaft bestand. Vergleiche zu legendären Motorsport-Rivalitäten wurden gezogen, von Giacomo Agostini gegen Mike Hailwood oder Ayrton Senna gegen Alain Prost war die Rede. Rossi ging nicht in die Falle.

"Es ist schön, meinen Namen in Zusammenhang mit Agostini/Hailwood und Senna/Prost zu hören", so Rossi: "Auf der Strecke wird alles so sein wie immer. Jeder versucht, sein bestes zu geben und vorn zu sein."

Bei der Pressekonferenz saß Lorenzo zwischen Rossi und Márquez, sozusagen als Prellbock, auf dem Asphalt werden sich die Rivalen der Rennbahn nicht aus dem Weg gehen können. Die Werksteams von Yamaha und Honda kämpfen auch in diesem Jahr um den Titel. Zweikämpfe sind vorprogrammiert.

"Du willst immer deinen Gegner schlagen, aber ich habe 20 und muss gegen jeden kämpfen. Mein Ziel ist der Titel", sagte Márquez (23) diplomatisch. Die Lunte brennt dennoch, es bleibt abzuwarten, was nach dem ersten harten Manöver passiert. So ruhig und gelassen wie bei der Runde mit den Journalisten vor dem Grand Prix ist Rossi nicht mehr, wenn der Motor läuft.

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