Damit zog der 30-Jährige noch am bisherigen Spitzenreiter Mattias Ekström vorbei, dessen achter Platz zu wenig war.
Rast hielt zudem die Verfolger und deutlich erfahreneren Jamie Green (Großbritannien) und Mike Rockenfeller (Neuwied) auf Distanz. Ekström (39) war mit 21 Punkten Vorsprung ins Finale gegangen und galt als Top-Favorit. Am Ende lag Rast drei Zähler vor dem Schweden.
"Ich kann das überhaupt nicht in Worte fassen. Das ist für mich noch so weit weg. Das Rennen war nicht einfach. Ich wusste nicht, ob ich Meister bin, weil ich nicht wusste, wo Mattias angekommen ist ", sagte Rast in der ARD und schüttelte immer wieder fassungslos den Kopf: "Es ist ein unglaubliches Gefühl, ich hatte noch nie solche Emotionen im Auto. Ich wusste einfach nicht, ob es gereicht hat, als ich über die Ziellinie gefahren bin."
Ein dickes Lob kassierte er auch vom TV-Experten Norbert Haug: "Besser kann man es nicht machen. Es ist von der Leistung gar nicht hoch genug einzuschätzen."
Ekström verspielt Meisterschaft am letzten Wochenende
Der Schwede Ekström belegte nur den enttäuschenden achten Rang und gab die bereits sicher geglaubte Meisterschaft nach einem völlig verkorksten Wochenende noch aus der Hand. Den letzten Sieg des Jahres holte der entthronte Champion Marco Wittmann (Fürth/BMW).
Jamie Green wurde Fünfter, Mike Rockenfeller, ebenfalls mit kleinen Titelchancen gestartet, belegte den starken dritten Rang. Er beendet die Saison damit als Vierter hinter Green, und das, obwohl er zwischenzeitlich von einem Bruch im linken Mittelfuß gehandicapt gewesen war.
Rast aber stellte die Routiniers und Stars der Serie allesamt in den Schatten. Der Audi-Pilot, der über lange Jahre nur ein Teil des Vorprogramms der DTM gewesen war, spielte diesmal gleich in seinem ersten Jahr als Stammfahrer die Hauptrolle. Zwar verlor er am Start schnell drei Plätze und fiel auf Rang fünf zurück, doch dann folgte eine fehlerfreie Fahrt mit teils herausragenden Überholmanövern.
"Ich bin ein ruhiger Typ und mache mir keinen Druck", meinte der 30-Jährige.
Rast profitiert von Strafen für Ekström und Green
Er profitierte aber auch von den Strafen gegen Green und Ekström, die über das Jahr einige Verwarnungen gesammelt hatten, die dann ausgerechnet im Entscheidungsrennen Auswirkungen hatten.
Green ging mit einer Zehn-Plätze-Strafe als 15. ins Rennen, Ekström musste fünf Ränge zurück und von Platz 14 starten. Diese Lücke konnten beide nicht schließen, auch die Strategie mit spätem Boxenstopp brachte nicht den gewünschten Effekt.
Meisterschaft im Rookie-Jahr
So aber war es Rast, der die Gunst der Stunde nutzte und auch im wichtigsten Rennen seiner Karriere nervenstark agierte. In Zeiten immer jüngerer Spitzenpiloten ist Rast der absolute Gegenentwurf. Er hatte in den vergangenen Jahren zwar mehrfach in der DTM getestet, ein Stammcockpit sicherte er sich aber erst in dieser Saison.
Dass Rast schnell ist, hatte er aber auch schon davor in vielen verschiedenen Markenpokalen und im ADAC GT Masters bewiesen. "Er hat mit jedem Auto gewonnen, das er bewegt hat", sagte Hans-Joachim Stuck, Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB), während der ARD-Übertragung.
Zwar war Rasts Talent über all die Jahre augenscheinlich, aber wenn ein Cockpit frei wurde, ging es an verschiedene andere Piloten - aber eben nie an ihn. "Ich hatte die DTM eigentlich schon abgehakt", erzählte der Mindener im Laufe der Saison.
Doch dann kam der Anruf von Audi, der alles änderte. Vom Nobody schwang sich Rast erst zum Rennsieger und dann zum Meister auf. Der Schlüssel zum Erfolg dabei: Kaum Fehler und vor allem konstant starke Leistungen im Qualifying.
Auch losgelöst von Rasts märchenhaften Aufstieg ging es beim Saisonfinale in Hockenheim hin und her - und vor allem stand endlich der Sport im Mittelpunkt. Keine Diskussionen über Performance Gewichte, keine Debatten um komplexe Regeln.
Große Fragezeichen hinter DTM-Zukunft
Das wird insbesondere DTM-Chef Gerhard Berger freuen. Der Vorsitzende des DTM-Vermarkters ITR hat die Serie mit vielen Kniffen verändert, er musste mit dem Ausstieg von Mercedes zum Ende der Saison 2018 einen Tiefschlag verkraften.
Wer diese Lücke füllt ist ebenso offen wie die Frage nach dem künftigen TV-Partner. Der Vertrag mit der ARD läuft aus, nach SID-Informationen gab es bislang kein Angebot des öffentlich-rechtlichen Senders. Dies alles wird Rene Rast aber zunächst egal sein - schon bei der Siegerehrung gab er den Startschuss für eine wilde Party.