Timo Glock im Interview: Lewis Hamilton? "Verrückt, wie man mit mir umgegangen ist"

Von Andreas Reiner
Timo Glock ging in 91 Formel-1-Rennen an den Start.
© BMW

Am Samstag gibt Timo Glock seine Sim-Premiere im BMW M4 GT4 (ab 13 Uhr im LIVESTREAM). Im Interview mit SPOX sprach der frühere Formel-1-Pilot über seine Erwartungen, den Umgang von Audi mit Daniel Abt und den komplizierten Weg in den Motorsport.

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Außerdem sprach der 38-Jährige über seinen eigentlichen Beruf und eine Szene mit Lewis Hamilton, die ihm massiven Ärger mit Fans einbrachte.

Herr Glock, am Samstag haben Sie einen ganz besonderen Einsatz: Wie viel Lampenfieber ist bei der Sim-Premiere im BMW M4 GT4 dabei?

Timo Glock: Nicht ganz so viel, ehrlich gesagt. Ich habe zuletzt gemerkt, dass die Fans zwar zuschauen, man selbst das aber gar nicht so realisiert. Deshalb ist das etwas geringer als auf einer echten Rennstrecke. Aber: Für mich ist es eine Premiere auf der Nordschleife. Mal schauen, ob ich den Weg um die Rennstrecke finde und ob ich akzeptable Rundenzeiten hinbekomme. Aber das bezweifle ich, denn für die Nordschleife braucht man ein bisschen länger. Das wird für mich eine große Herausforderung.

BMW hat den virtuellen Renner wie ein echtes Rennauto entwickelt, damit es so realistisch wie möglich wird. Überrascht Sie der Aufwand, der betrieben wird?

Glock: Das ist schon Wahnsinn, da bin ich echt überrascht. Ich habe erst seit wenigen Wochen den Simulator zu Hause stehen und habe noch nicht so extrem viel Zeit investiert. Ich habe noch nie ein Problem mit Simulatoren gehabt, aber für die letzten Zehntel- oder Hundertstelsekunden - und das konstant - braucht es viel Zeit und viel Training. Die Zeit habe ich noch nicht gehabt, dafür aber eine Menge Spaß. Es ist sehr realistisch, die Grafik ist unfassbar gut, genauso wie das Fahrgefühl.

Wollen Sie demnächst noch tiefer in die Materie eintauchen oder reichen die gelegentlichen Ausflüge in die virtuelle Welt?

Glock: Das ist vor allem ein Thema für den Winter. Ich habe da auch schon die eine oder andere Idee im Kopf, über die ich aber noch nicht sprechen kann.

Wie wichtig und hilfreich ist das Thema generell für Sie?

Glock: Es hilft dabei, sich auf Strecken vorzubereiten, die man noch nicht so gut kennt. Der Scan der Strecke, der mit hohem Aufwand betrieben wird, sorgt ja dafür, dass fast jede Bodenwelle dabei ist. Das ist verrückt.

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© BMW

Wie geht man als alter Hase, der nicht mit Sim-Racing aufgewachsen ist, mit diesem neuen Hype um, mit Twitch und den ganzen Livestreams?

Glock: Soweit bin ich noch nicht, ich habe noch keine Kamera aufgebaut, um zu streamen. Das wird vielleicht noch kommen.

Haben Sie dabei auch im Hinterkopf, dass Sim-Racing als Säule des Motorsport-Programms auch wichtig für BMW selbst ist?

Glock: Die Leute realisieren immer mehr, dass es eine Plattform und eine gute Möglichkeit sein kann. Durch Corona ist das ein großes Thema geworden. Die Frage ist, was passiert, wenn die Normalität wieder zurückkehrt. Ob es dann immer noch so einen Hype gibt? Ich denke, dass es auch in Zukunft eine gute Alternative bleiben kann. Vor allem, um im Winter den Motorsport im Vordergrund zu halten.

Glock: Abt? "Es war ein Elfmeter für Audi"

Daniel Abt und Audi haben zuletzt für Schlagzeilen gesorgt: Fanden Sie den Plan von Daniel, einen Sim-Racer für sich fahren zu lassen, um dann eine Doku darüber zu zeigen, witzig?

Glock: Schwer zu sagen, ob er es wirklich so geplant hat. Wenn man mit Daniel hätte weitermachen wollen, hätte man die 10.000-Euro-Geldstrafe akzeptiert und gut. Ich würde sagen, es war ein Elfmeter für Audi, um sich von Daniel zu trennen. Und man hat sich entschieden, das so durchzuziehen. Das war relativ offensichtlich.

War die Reaktion von Audi überzogen?

Glock: Klar war das nicht clever von ihm, einen anderen Fahrer fahren zu lassen. Aber das hätte man als Scherz vielleicht noch akzeptieren können. Ob er es wirklich so geplant hat, weiß nur er. Aber so, wie er es rübergebracht hat, nehme ich es ihm ab. Ich finde deshalb, dass die Reaktion überzogen war. Denn bei dieser Rennserie geht es in erster Linie um Spaß. Denn wenn man die Rennen gesehen hat, sah das eher wie Autoscooter aus.

Es gab einige Skandale im Sim-Racing: Haben die Rennprofis das Sim-Racing nicht ernst genug genommen?

Glock: Es geht in erster Linie um den Spaß an der Sache, und die Profi-Rennfahrer haben vor allem deshalb mitgemacht, weil wegen der Coronakrise die Zeit dafür da war. Wenn das Auto zum Beispiel kaputt ist, drücke ich auf Escape und fange wieder von vorne an. Wenn es eine andere Ernsthaftigkeit bekommen würde, würden die Piloten auch anders an die Sache herangehen.

Ist das dann aber nicht respektlos den Sim-Profis gegenüber?

Glock: Für die Sim-Racer ist es ihre Plattform, auf der sie sich einen Standard erarbeiten. Und dann kommen wir um die Ecke und machen teilweise Blödsinn. Klar: Das muss man an gewissen Stellen ernster nehmen, aber die meisten machen das ja auch. Ich gehe ja auch nicht mit dem Ziel in die Rennen, jemanden abzuschießen.

Glock: "War sehr erstaunt, dass ich der beste DTM-Fahrer war"

Wie liefen denn die ersten Rennen seit Ihrem Einstieg?

Glock: Ich war sehr erstaunt, dass ich beim DTM-Rennen auf dem Norisring der beste DTM-Fahrer war. Zuletzt in Bathurst bin ich zudem Zweiter geworden. Es war für den Anfang keine schlechte Ausbeute.

Wenn Sie bei Ihrer realen Karriere mit 38 Jahren mal zurückblicken: Gibt es etwas, dass Sie rückblickend anders machen würden oder bereuen?

Glock: Nein, denn jede Entscheidung hatte zu dem jeweiligen Zeitpunkt ihren Grund. Klar: Mit dem Wissen von heute würde man Dinge vielleicht anders angehen. Aber damals habe ich so gehandelt, und die Entscheidungen waren so richtig, wie ich sie getroffen habe. Ich bereue nichts.

 

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