"Die IAAF zeigt kein Erbarmen"

SID
Rune Andersen und Sebastien Coe gaben die Entscheidung des IAAF bekannt
© getty

Die IAAF hat sich nicht beirren lassen und eine Sperre für die russischen Leichtathleten bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ausgesprochen. Hier sind internationalen Reaktionen darauf.

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ENGLAND

The Independent: "In sportlicher Hinsicht ist dieses Land so weit von jeglichem ethischen Parameter und Sinn für Fairplay entfernt, dass es keine Überraschung war, dass die IAAF jede Hoffnung Russlands, den Standards von Anti-Doping-Regeln zu entsprechen, zerschlagen hat."

The Guardian: "Es ist keine gute Woche für den russischen Sport gewesen: Es hat mit dem drohenden Ausschluss von der Europameisterschaft und der Festnahme von Fans in Südfrankreich begonnen und endete mit der IAAF-Entscheidung, am Ausschluss von russischen Leichtathleten bei den Olympischen Spielen in Rio festzuhalten. In Moskau hat man auf beides reagiert, indem man die Schuld bei 'anti-russischen' Stimmungen gesucht hat. Der Olympia-Ausschluss ist kein Scherz, was erklärt, warum der Ton weniger zynisch und mehr flehend ist. Russland hofft immer noch, dass das IOC den Weg für einen Kompromiss ebnen könnte."

Daily Mail: "Während die Beziehungen zwischen Russland und dem Rest der Welt stärker belastet sind als je zuvor seit Ende des Kalten Krieges, sind die Auswirkungen dieser Entscheidungen unklar, aber nur wenige können über die Begründung dahinter streiten."

ITALIEN

Gazzetta dello Sport: "Wenn Doping seit jeher als Pest des Sports betrachtet wird, ist Russlands Doping eine doppelte Pest. Eine wahre Epidemie, die mit der Zeit die Struktur der Leichtathletik angegriffen hat. Die harte Linie des IAAF-Verbands ist willkommen, der Verband hat bewiesen, politischem und sportlichem Druck nicht nachzugeben. Die Frage ist, ob die IAAF die Glaubwürdigkeit zur Umsetzung derart scharfer Maßnahmen hat."

Corriere dello Sport: "Die Maßnahme ist unglaublich scharf und de facto in der olympischen Geschichte präzedenzlos. Adieu Rio, Adieu Europameisterschaft in Amsterdam, Adieu Meetings. Für den internationalen Sport ist dies eine traurige Zeit. Das russische System ist morsch. Der IAAF-Beschluss kann Russland zu einem Neubeginn verhelfen."

Corriere della Sera: "Der eiserne Faustschlag des IAAF-Verbands gegen Russland. Putins Appell fällt ins Leere. Keine Gnade für die russischen Athleten, die jetzt aus sämtlichen Wettbewerben ausgeschlossen werden. Ein Imageschaden ohne gleichen und eine schwere Blamage für Russland."

Repubblica: "Das letzte Wort hat jetzt das IOC. Doch die Aussichten für Russland sind trüb. Obwohl mit der Bestätigung des Ausschlusses zu rechnen war, ist der Schlag für die Russen hart. Auch Putin muss eine schwere Enttäuschung hinnehmen. Bis zuletzt hatte er versichert, dass die russische Regierung in die Dopingskandale nicht involviert ist."

FRANKREICH

L'Equipe: "Russland bleibt verbannt. Die IAAF will keine Russen bei den Spielen. Russland ist schockiert, aber gibt sich kämpferisch. Keine russische Hymne und Flagge in der Leichtathletik bei den Olympischen Spielen."

Le Parisien: "Die Russen sind in Rio weiter unerwünscht. Es bleibt aber ein Hintertürchen offen."

SPANIEN

Marca: "Die letzten acht Monate können die Leichtathletik weltweit verändern."

AS: "Man muss sich das einmal vorstellen: Russland, früher die UdSSR, ist nach den USA das zweiterfolgreichste Land in der Leichtathletik, holte 272 Medaillen, darunter 100 goldene. Man konnte aber keine andere Entscheidung erwarten. Doch was ist mit den Athleten, die nie gedopt haben und nicht einmal verdächtig sind? Dieser Skandal keine Unschuldigen treffen."

Sport: "Die IAAF zeigt kein Erbarmen und bleibt gegen Russland hart. Es ist eine kalte Dusche für Russland."

El Mundo Deportivo: "Keine Gnade für die Russen. Im letzten halben Jahr gab es aber auch kaum einen Tag, an dem der russische Sport nicht mit Doping in Verbindung gebracht worden ist."

NIEDERLANDE

De Volkskrant: "Die Russland-Frage hat wieder einmal den strukturellen Webfehler im weltweiten Anti-Doping-Systems deutlich gemacht: Der Metzger beschaut sein eigenes Fleisch. Länder streben nach besonderen Leistungen, indem sie viel Geld in Sport investieren. Zugleich aber wird von ihnen erwartet, das Misstrauen gegenüber Sporthelden zu organisieren und zu finanzieren. Die Trennung funktioniert zum Teil in einigen westeuropäischen Ländern, aber in vielen anderen Ländern kollidiert das mit nationalem Stolz und Ehrgeiz. Das Problem ist mit einer olympischen Sperre nicht zu lösen."

NRC Handelsblad: "Die Ausnahmeregelung für dopingfreie Sportler hat zum Teil auch eine politische Ladung und beabsichtigt auch, dem Internationalen Olympischen Komitee entgegenzukommen. Das ist nicht glücklich über die Abwesenheit eines der stärksten Leichtathletik-Länder bei den Spielen von Rio und hat auch wenig Interesse, das Missfallen von bestimmten Personen - lese: Präsident Putin - zu erregen."

ÖSTERREICH

Kurier: "Die Sportwelt erlebt ihr erwartetes Erdbeben. Noch nie zuvor blieb es einer so großen Anzahl an Sportlern eines Landes einer olympischen Kernsportart verwehrt, aufgrund einer Verbands-Sanktion an Spielen teilzunehmen."

Salzburger Nachrichten (AUT): "Russlands Leichtathleten haben bis auf weiteres ausgetanzt. Erschreckend fällt das Urteil der in Russland ermittelnden Task Force zur Nationalen Anti-Doping-Agentur aus."

SCHWEIZ

Neue Züricher Zeitung: "Eine konsequente Entscheidung des Weltverbands IAAF, der sein Gesicht wahren will."

Tages-Anzeiger: "Was der Internationale Verband IAAF in Wien entschied, ist einmalig in der olympischen Geschichte. Der Entscheid der Funktionäre ist richtig und doch überraschend. Schließlich ist Russland eine politische Großmacht und spielte im Hintergrund ein Dauer-Powerplay, um die Leichtathletik-Führung zum Einknicken zu bringen."

SCHWEDEN

Expressen: "Die IAAF hat sich getraut, den ersten Schritt zu tun. Nun muss das IOC in seiner Fußspur folgen. Sollte das IOC die Sperre Russlands aufheben, riskiert es nämlich, sich verdächtig zu machen."

Dagens Nyheter: "Das war der erwartete und unausweichliche Beschluss. Aber auch wenn die Russen das Personal auf wichtigen Anti-Doping-Posten ausgetauscht haben, zeigen die Enthüllungen rund um Olympia in Sotschi, dass dort nicht nur in der Leichtathletik gepfuscht wird."

DÄNEMARK

Ekstrabladet: "Die Russen dürfen nicht an den Leichtathletik-Wettkämpfen bei Olympia teilnehmen - doch noch viel mehr von ihnen sollten ausgesperrt werden. Das ganze System ist verseucht."

NORWEGEN

VG: "Die Nachricht vom Freitag kann in den nächsten Monaten zum juristischen Futter für Sportanwälte werden."

FINNLAND:

Huvudstadsbladet: "Die Tür zu Olympia ist noch nicht ganz zu. Die Frage ist, ob das IOC sich traut, Russland endgültig auszuschließen."