"Für andere bleiben nicht viele Titel"

Michael van Gerwen gewann die Darts-WM 2017
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Michael van Gerwen ist der beste Darts-Spieler der Welt. Im Jahr 2016 dominierte er die Konkurrenz in beeindruckender Manier und krönte sich zum Abschluss auch noch zum Weltmeister. Im Interview spricht der 28-Jährige über seine Vormachtstellung, seine Verletzungspause im März und das bevorstehende Karriereende von Phil Taylor.

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SPOX: Herr van Gerwen, Sie haben ein herausragendes Jahr 2016 gespielt und sich zum Abschluss im Ally Pally zum Weltmeister gekrönt. Waren Sie ein wenig davon überrascht, wie sehr Sie die Darts-Szene dominiert haben?

Michael van Gerwen: Nein, ich war eigentlich nicht überrascht. Ich hatte bei jedem Turnier natürlich nur ein Ziel und zwar, das Turnier zu gewinnen. Aber wenn ich jetzt auf das Rekordjahr zurückblicke, ist das schon ein sehr schöne Leistung. Dass ich die WM im Ally Pally gewonnen habe, rundet es auch sehr schön ab.

SPOX: Haben Sie verglichen mit den Jahren zuvor irgendetwas verändert? Zum Beispiel die Vorbereitung auf die Matches?

Van Gerwen: Nicht wirklich. Ich glaube, dass ich mit jedem Sieg besser werde. Das ist ein Kreislauf: Je mehr ich gewinne, desto zuversichtlicher bin ich und je zuversichtlicher ich bin, desto mehr gewinne ich.

SPOX: Mittlerweile haben Sie eine unglaubliche Trophäensammlung. Wie schaffen Sie es, jedes Match mit dem unbedingten Siegeswillen anzugehen?

Van Gerwen: Das ist nicht schwierig. Es gibt einfach kein besseres Gefühl als zu gewinnen. Ich liebe dieses Gefühl.

SPOX: Sie hatten dieses Gefühl in den letzten Jahren sehr oft und müssen deshalb nun sehr viele Titel verteidigen. Macht es das für Sie schwieriger?

Van Gerwen: Titel zu gewinnen, ist immer schwierig. Aber egal ob ich Titelverteidiger bin oder nicht: Als Nummer eins und Favorit gibt es immer einen gewissen Druck. Das macht mir aber nichts aus, weil ich unter Druck eigentlich immer gut gespielt habe.

SPOX: Kurzzeitig lief es aber nicht ganz rund: Vor ein paar Monaten hatten Sie ernsthafte Probleme mit dem Rücken und mussten deshalb auch pausieren. Wie groß ist die Gefahr, dass Sie das wieder einholt?

Van Gerwen: Ich habe überhaupt keine Probleme mehr. Diese Verletzung wurde behandelt und ich habe die UK Open verpasst, weil ich mich erholen musste. Aber jetzt ist wieder alles in Ordnung.

SPOX: Im letzten SPOX-Interview haben Sie gesagt, dass Sie unabhängig von Ihrem gesundheitlichen Zustand nicht so lange spielen wollen wie Phil Taylor. Haben Sie sich mittlerweile konkrete Karrierepläne zurechtgelegt?

Van Gerwen: Eigentlich nicht. Im Moment liebe ich es, zu spielen und ich liebe es noch mehr, zu gewinnen. Bei meinem Karriereende will ich mich auf kein konkretes Datum festlegen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich spiele, bis ich 50 bin. Vielleicht spiele ich nicht einmal mehr in meinen Vierzigern.

SPOX: Phil Taylor befindet sich auf seiner Abschiedstour, bei seinem Karriereende wird er 57 Jahre alt sein. Wie sehr wird er auf der Tour fehlen?

Van Gerwen: Ich gehe fest davon aus, dass wir alle ihn vermissen werden. Er hat so viel für Darts gemacht. Ich hoffe, dass Taylor Darts erhalten bleibt, auch wenn er dann aufhört, selbst zu spielen.

SPOX: Sie und Taylor verbindet eine langjährige Rivalität. Das erste Mal haben Sie ihn mit 17 Jahren besiegt. Was war das für ein Gefühl, als Teenager die große Legende zu besiegen?
Van Gerwen: Das war zu diesem Zeitpunkt ein wichtiger Moment für mich. Aber ich habe auch damals schon daran geglaubt, dass ich die Fähigkeiten habe, jeden besiegen zu können.

SPOX: Mittlerweile hat die Dichte in der Darts-Spitze stark zugenommen und mit Gary Anderson, Peter Wright und Ihnen hat sich ganz oben ein Dreikampf entwickelt. Bleibt das dabei?

Van Gerwen: Wahrscheinlich, aber es gibt viele gute Spieler. Ich persönlich werde einfach weiterhin versuchen, so viel wie möglich zu gewinnen und dann bleiben nicht mehr viele Titel für die anderen Spieler übrig. Aber natürlich sind Gary und Peter im Moment die größten Herausforderer für mich. Deshalb stehen sie auch in den Top 3 der Welt.

SPOX: Peter Wright hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt und bei den UK Open seinen ersten Major-Titel gewonnen. Glauben Sie, dass er sein Ziel erreichen und irgendwann die Nummer eins der Welt werden kann?

Van Gerwen: Das würde bedeuten, dass ich nicht mehr die Nummer eins bin und ich glaube nicht, dass das so schnell passiert. Aber er spielt sehr gut und ist ein starker Herausforderer.

SPOX: Die Anzahl seiner Titel hält sich trotzdem in Grenzen - auch weil Sie an fast jedem Turnier teilnehmen und viele davon gewinnen. Haben Sie jemals in Erwägung gezogen, die Anzahl der Turnierteilnahmen herunterzufahren oder vielleicht sogar eine Pause einzulegen?

Van Gerwen: Ich habe schon etwas zurückgefahren, weil der Kalender sehr vollgestopft ist. Das ist auf der einen Seite fantastisch, auf der anderen Seite will ich aber auch Zeit mit meiner Familie verbringen. Ich spiele immer noch die meisten Turniere, weil ich einfach liebe, was ich tue. Und da ich sehr glücklich darüber bin, dass ich etwas machen darf, was ich liebe, spiele ich natürlich so viel wie möglich.

SPOX: Vor ein paar Jahren haben Sie gesagt, dass Darts olympisch werden soll. Fürchten Sie keine Übersättigung?

Van Gerwen: Also ich glaube nicht, dass es überhaupt so weit kommen wird. Aber es wäre nur ein einziges weiteres Turnier alle vier Jahre und deshalb toll für Darts.

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