Fury wird zum Gentleman: Abschied vor 94.000 Fans in Wembley?

SID
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Kuschelkurs statt Rüpelauftritt: Skandalboxer Tyson Fury gibt sich vor seinem womöglich letzten Kampf der Karriere ganz zahm.

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"Der Champ ist hier", brüllte Tyson Fury und hielt stolz seinen WM-Gürtel hoch. Aber das war es dann auch schon mit dem großen Macho-Gehabe vor seinem womöglich letzten Kampf. Box-Rüpel Fury begab sich vor dem britischen Duell um die WBC-Krone im Wembley-Stadion vor 94.000 Fans gegen seinen Herausforderer Dillian Whyte stattdessen auf einen ungewohnten Kuschelkurs.

Feindselige Sprüche? Schubsereien? Fehlanzeige. Fury verteilte auf der Abschluss-PK vor allem nette Worte. Und sorgte ungewollt für einen großen Lacher. "Er war vor vielen Jahren mal mein Sparringspartner. Wir waren gute Freunde, wir sind was trinken gegangen, haben zusammen gegessen, wir haben zusammen geschlafen", sagte der 33 Jahre alte Weltmeister - und musste dann selber grinsen. "Was?", meinte Whyte: "Wir haben nicht zusammen geschlafen, Bruder."

Fury und Whyte - sie kennen sich jedenfalls seit Jahren. Und natürlich geht der ungeschlagene Champion (31 Siege in 32 Profikämpfen) als klarer Favorit in den Fight (Samstag, ab 22 Uhr) gegen Whyte (28 von 30). Doch darüber könne er nur "lachen", sagte Fury.

Die Quoten stammen "offensichtlich von Leuten, die keine Ahnung vom Boxen haben", sagte er: "Das ist ein Schwergewichtsboxkampf, den jeder mit einem Schlag gewinnen kann. Wenn ich nicht in Bestform bin, wird dieser Mann mir den Kopf von den Schultern schlagen."

Fury: "Ich habe niemandem etwas zu beweisen"

Und natürlich will Fury, Ehemann und Vater von sechs Kindern, seinen Kopf so lange wie möglich behalten. Wohl auch deshalb beharrt er darauf, dass es sein letzter Kampf sein wird. "Ich habe niemandem etwas zu beweisen", sagte der Bezwinger von Wladimir Klitschko und Deontay Wilder. Doch Fury weiß nur zu gut, dass ihm das kaum einer abnimmt.

Schließlich kann er noch viel Geld verdienen - und alle Fans wollen doch noch den Vereinigungskampf gegen Alexander Usyk sehen. Der Ukrainer hält ja seit seinem Sieg gegen Anthony Joshua die Gürtel der Verbände WBA, WBO und IBF. Doch Fury beharrt auf seinem Abschied. Auch wenn er "weiß, dass mir niemand glaubt, weil sie alle denken, dass ich hinter Geld oder was auch immer her bin".

Was Whyte will, ist klar: Den König stürzen. Der 34 Jahre alte Pflichtherausforderer wartet seit Jahren auf seine Chance. Geboren wurde er auf Jamaika, aufgewachsen aber ist er in der Nähe des Wembley-Stadions, in der Jugend wurde er in die Londoner Gang-Kriminalität hineingezogen, wurde angeschossen und niedergestochen, im Alter von 13 Jahren zeugte er das erste seiner drei Kinder. Der Fury-Fight ist seine Chance.

"Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist", sagte Whyte: "Ich bin diese Art von Kämpfer, der alles tut, was er tun muss. Ich habe keine Angst, Risiken einzugehen - ich bin mein ganzes Leben lang Risiken eingegangen."

 

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