"Joshua kann der nächste Tyson sein"

Wladimir Klitschko und Anthony Joshua treffen in London aufeinander
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Joshua gehört die Zukunft, der Kampf kommt aber zu früh

Wegner: Dabei kommt es natürlich ganz auf die Persönlichkeit des jeweiligen Sportlers an. Am ehesten könnten diese Frage deshalb wohl Joshuas Trainer, Robert McCracken, oder sein Management beantworten. Wir hingegen können von außen nur Tipps abgeben. Aber mal ehrlich, wer Olympiasieger ist und bislang so starke Auftritte hingelegt hat, der kann auch bei den ganz großen Kämpfen im Profi-Lager bestehen. Er ist bei den Profis trotz seiner wenigen Duelle bereits in der Spitze mit drin, der Fight gegen Klitschko ist die nächste riesige Chance. Kann solch eine Möglichkeit für einen Boxer wie Joshua wirklich zu früh kommen?

Höfling: Nein, kann sie nicht! Ich bin der Meinung, dass man Chancen ergreifen muss, wenn sie sich einem bieten. Anthony bringt alle Voraussetzungen mit, um das Schwergewicht in den nächsten Jahren zu dominieren. Er ist unheimlich athletisch, hat eine ungeheure Schlagkraft und ist aufgrund seines Auftretens sowie guten Aussehens darüber hinaus noch extrem vermarktbar. Natürlich hätte er sicher gerne ein paar Kämpfe (18) und Runden (44) mehr auf seinem Buckel, bevor er mit einem Kaliber wie Wladimir (68 und 358) in den Ring steigt, aber diese Chance besteht nun mal jetzt und nicht irgendwann. Eine Niederlage wäre außerdem nicht das Ende, sondern "nur" eine Lektion. Joshua hat die Möglichkeit, sich einen Namen zu machen, kämpft im Wembley vor einer Kulisse von 90.000 zum Großteil britischen Fans. Was aber noch viel wichtiger ist: Er hat eine mehr als realistische Chance, den Ring als Sieger zu verlassen.

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Sauerland: Ja, Joshua hat bislang niemanden vor die Fäuste bekommen, der auch nur ansatzweise die Klasse eines Klitschkos hatte. Niemand kann aktuell mit Sicherheit sagen, dass seine Zeit jetzt schon gekommen ist. Wie auch? Klitschko stand mit den besten Boxern der letzten Jahre im Ring. Was man aber auf jeden Fall festhalten kann, ist, dass Joshua ein extrem stark schlagender, äußerst athletischer Boxer ist, der zudem auch große Erfolge als Amateur vorweisen kann. Im Profi-Bereich ist er aber sehr schnell nach oben gezogen worden. Es ist seine Chance. Aber es gibt sicher Gründe, warum Wladimir den Kampf im Ausland angenommen hat. Er weiß, dass Joshua noch stärker wird, rechnet sich etwas aus.

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Hebel: Es stimmt schon, Joshua geht zweifelsohne ein Risiko ein und Klitschko handelt nicht ohne Kalkül. Wir leben immerhin in einer Box-Welt, in der wir keine Niederlage mehr im Kampfrekord akzeptieren wollen. Dennoch ist es für mich wohl der perfekte Zeitpunkt für Joshua. Ich bin froh, dass es nach wie vor Boxer gibt, die ihre Karriere im Ring planen und nicht nur auf dem Papier. Deshalb bin ich einfach nur glücklich, dass er diesen Schritt geht. Ich traue Anthony auch einen Sieg gegen Wladimir zu. Und: Sollte er diesen Mega-Fight tatsächlich gewinnen, wäre die Auswirkung immens. Natürlich wäre ein bisschen mehr Erfahrung gut gewesen. Aber wenn der Zeitpunkt da ist, muss man ihn ergreifen. Da gebe ich Jan definitiv Recht.