Der Sonnenkönig von Miami

David Haye will gegen Tony Bellew den nächsten Schritt zum Titel machen
© twitter.com/mrdavidhaye

Am 4. März trifft David Haye in der Londoner O2 Arena auf Tony Bellew. Für den Briten ist der Kampf gegen seinen Landsmann der dritte seit dem Comeback im Jahr 2016. Im Vorfeld fliegen die Fetzen, mehr als ein Zwischenschritt soll das Duell für den ehemaligen Weltmeister im Schwergewicht aber nicht werden. Noch in diesem Jahr soll wieder Gold um seine Hüften hängen.

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Oberkörperfrei präsentiert sich David Haye auf seinem Twitter-Account. Knietief steht der 36-Jährige im Meer, im Hintergrund sind leicht bekleidete Frauen zu sehen. Seine Haare sind zerzaust, das Gesicht gezeichnet von einem Lächeln.

Ob am Strand beim Beachvolleyball, beim Basketballspielen auf einer Yacht oder mit einer unbekannten Schönen beim Yoga: Nahezu jeder Eintrag erweckt den Eindruck, als würde Haye die Zeit nach seiner aktiven Karriere genießen.

Der Haken daran? Der Ex-Weltmeister ist gar nicht mehr im Ruhestand.

Ein neuer Weg

Zusammen mit seinem Team rund um Trainer Shane McGuigan bereitete sich Haye in den vergangenen Wochen in Miami auf das Duell mit seinem Landsmann Tony Bellew vor. Während in der Vergangenheit vor allem hartes Schuften im Gym im Vordergrund stand, hat der Brite inzwischen eine andere Herangehensweise.

"Ich hoffe, dass dieses Camp für immer andauert", ließ Haye über seinen Social-Media-Account verlauten. "Ich habe mich niemals vor einem Kampf so glücklich und entspannt gefühlt. Ich denke, dass ich die perfekte Balance zwischen Training und Spaß gefunden habe."

Spaß hatte Haye nach seinem Comeback im vergangenen Jahr auch im Ring. Gutes Geld für kurze Arbeit, so lautete zwei Mal die Devise in der O2 Arena.

Mark de Mori, dem der ehemalige Champion der WBA im Schwergewicht bei seinem ersten Kampf nach knapp dreieinhalb Jahren und einer Schulteroperation mit anschließend nicht wie gewünscht verlaufendem Heilungsprozess gegenüber stand, hatte gerade einmal 2:11 Minuten durchgehalten, ehe der Vorhang gefallen war. Hayes zweiter Gegner, der bis dato ungeschlagene Arnold Gjergjaj, konnte nur unwesentlich länger von einem Sieg träumen. Nach 1:31 Minuten der zweiten Runde und zuvor drei Niederschlägen war das Duell zweier ungleicher Boxer bereits beendet.

Party? Training!

Wer nun allerdings denkt, dass Haye sich vor seinem Aufeinandertreffen mit Bellew nicht konsequent genug vorbereiten würde, der liegt grundlegend falsch.

Auch wenn der Hayemaker in der Vergangenheit unter anderem im Vorfeld seines Kampfes gegen Wladimir Klitschko kontrovers aufgetreten war, an der nötigen Trainingseinstellung hatte es ihm während seiner Karriere nie gemangelt. Während Bellew auf der Insel mit Trainer Dave Coldwell trainierte, standen für Haye in Miami neben dem Spaß knallharte Trainings- sowie Sparringseinheiten an.

Hayes physische Verfassung unterstrich dies bereits Wochen vor dem Kampf eindrucksvoll.

"Ich habe bereits zuvor hier in Miami trainiert", erklärte der Brite. "Ich kenne die einzelnen Gyms, die Leute und ich weiß vor allem, welche Sparringspartner mir zur Verfügung stehen." Besonders bei der Regeneration nach harten Einheiten sieht Haye große Vorteile. "Ich trainiere in Angelo Dundees Gym, stehe mit einigen hochkarätigen Schwergewichten im Ring und dann entspanne ich mich am Strand. Nach harten Sessions ist mein Regenerationsprozess deutlich besser", so der 36-Jährige.

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Gegen seinen Landsmann steigt Haye folglich als Favorit in den Ring, gilt als kompletterer Boxer, der wesentlich mehr Power und Schnelligkeit besitzt als sein Gegenüber. Auch im Hinblick auf die Erfahrung kann Bellew nicht mithalten.

Wie im Film?

Dass der eigentliche Cruisergewichtler, der im Rocky Spin-Off Creed eine Rolle als Box-Champion verkörpert und dafür seine Karriere im Alter von 31 Jahre ruhen gelassen hatte, für das Duell zudem deutlich an Gewicht zulegen musste, um für einen Schlagabtausch mit Haye eine Klasse über seinem normalen Kampfgewicht gewappnet zu sein, sorgt vor dem Kampfabend für weitere Fragezeichen.

"Sollte Bellew wirklich glauben, dass er mich schlagen kann, dann hat er Wahnvorstellungen", erklärte Haye gegenüber Sky Sports. "Er denkt wohl immer noch, dass er am Set von Creed ist und dass es für ihn ein Happy End in bester Rocky-Manier geben wird. Ich werde ihn zurück in die Realität holen."

Haye, selbst ein ehemaliger Cruisergewichtler, ließ den Blick zudem bereits schweifen. "Ich hätte gerne die Chance, einen großen Kampf gegen den kommenden Weltmeister, den Mann, den die Leute als Nummer eins bezeichnen, zu bestreiten", schilderte er. "Viele werden den Sieger zwischen Wladimir Klitschko und Anthony Joshua als neue Nummer eins sehen. Und gegen diesen will ich kämpfen."

Klitschko? Joshua? Haye will Titel

Sollte sich Klitschko im Duell der Generationen durchsetzen, könnte Haye zudem eine alte Rechnung begleichen. "Ich wollte schon immer die Nummer eins im Schwergewicht sein. Ich hatte meine Chance gegen Wladimir und habe versagt", räumte der Brite rückblickend auf das Duell ein.

Im Juli 2011 musste sich ein sehr auf Sicherheit bedacht boxender Haye in der Hamburger Imtech-Arena klar nach Punkten geschlagen geben und war im Anschluss um keine Ausrede verlegen gewesen.

Einen kleinen Vorgeschmack, wie hitzig das Duell in O2 Arena werden dürfte, lieferten derweil die Pressekonferenzen beider Boxer im Vorfeld des Kampfes. Nach einem verbalen Austausch, standen sich Haye und Bellew im November bei der Ankündigung des Duells Kopf an Kopf gegenüber.

Es folgten noch ein paar Nettigkeiten, ehe Haye mit einer Linken das Kinn seines Gegenübers testete, jedoch nicht voll traf. Dass es nicht zu weiteren Handgreiflichkeiten kam, war beiden Lagern sowie der Security zu verdanken.

Letzte Worte vor dem großen Tag

Auch beim nächsten Pressetermin ging es zur Sache. Diesmal bezog Haye in Liverpool sogar die anwesenden Fans und Journalisten mit einem kurzen "Fucking retards" mit ein. Einen Mittelfinger in Richtung der Sitzreihen vor dem Podest gab es inklusive.

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"Hier geht es nicht darum, dass er seine Karriere riskiert", sagte Haye in Liverpool über seinen Kontrahenten. "Er riskiert sein Leben. Das mag vielleicht etwas hart klingen, aber es ist die Wahrheit."

Er selbst werde nur seinen Job tun, versicherte Haye, der zu Beginn der Kampfwoche beim ehemaligen Arzt des FC Bayern München, Hans Wilhelm Müller-Wohlfahrt, in der bayerischen Landeshauptstadt gesichtet worden war. Zweifel an der Fitness seien aber unangebracht, lautete es aus seinem Lager.

"Meine Absicht ist es, ihn so hart und so lange zu treffen, wie ich es kann", erklärte Haye. In London muss der Brite seinen Worten, die für viele Boxfans aufgrund der Vergangenheit keine Überraschung sein dürften, Taten folgen lassen. Im Falle eines Scheiterns könnte es sonst für immer an den Strand gehen.

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