Basketball - WM-Experte Per Günther im Interview: “Aus allen Ecken wird von Deutschland geschwärmt”

Von Robert Arndt
Dennis Schröder, DBB-Team
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Am Freitag startet die Basketball-WM 2023 in Japan, Indonesien und auf den Philippinen. Per Günther wird für Magenta Sport die Spiele als Experte begleiten. Im Interview mit SPOX spricht der frühere Nationalspieler über die Chancen der deutschen Mannschaft, den unangenehmen Weg in die K.o.-Runde sowie den großen Kreis von Medaillenanwärtern bei diesem Turnier.

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Herr Günther, Sie begleiten die WM vor Ort mit MagentaSport als Experte. Bevor wir zum Sportlichen kommen: Wie sind denn die ersten Eindrücke von Okinawa, wo Deutschland seine Gruppenspiele austragen wird?

Per Günther: Mir wurde es als das Hawaii Japans beschrieben und ich dachte, dass das an der Schönheit der Insel liegt. Aber es sind wohl eher die amerikanischen Einflüsse. Mit dem traditionellen Japan hat das nichts zu tun. Wir wohnen hier im amerikanischen Dorf und entsprechend gibt es eine Fastfood-Kette nach der anderen. Dazu haben die USA hier eine riesige Militärbasis und gefühlt fliegt alle paar Minuten ein Jet durch die Gegend. Alles in allem erinnert mich das eher an Las Vegas.

Dann sollten sich die deutschen NBA-Spieler durchaus wohlfühlen. Wie bewerten Sie die Vorbereitung der Deutschen? Vor dem Supercup-Finale meinten Sie noch, dass eine Niederlage gar nicht so schlecht wäre, nun sind es insgesamt zwei geworden.

Günther: Zunächst mal fand ich das Programm mit starken Gegnern sehr gut. Auffällig war, wie fit alle Spieler sind, was für den Bundestrainer ohnehin Voraussetzung war. Da muss man den Spielern ein Kompliment aussprechen, auch weil die Vorbereitung vergleichsweise kurz war. Gleichzeitig waren die Gegner so gut, dass gewisse Schwachpunkte im Team noch aufgezeigt werden konnten. Ich hoffe, dass dies geholfen hat und das Team bereit ist. Es ist ja auch so: Aus allen Ecken schwärmen die Leute von der deutschen Mannschaft. Sowas habe ich persönlich noch nie erlebt.

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Basketball-WM 2023: Günther sieht Eingespieltheit als Vorteil

Grob heruntergebrochen ist es die gleiche Mannschaft wie im Vorjahr plus Moritz Wagner und Isaac Bonga. Was haben Sie für neue Elemente im Vergleich zur EuroBasket gesehen?

Günther: Defensiv gibt es einige Änderungen, offensiv sieht es dagegen sehr ähnlich aus. Die Presse, welche man gegen die USA gespielt hat, ist neu, dazu wurde deutlich mehr geswitcht. Ich war im Vorjahr schon überrascht, dass Herbert eher eine klassische Pick'n'Roll-Defense spielen ließ. Das lag natürlich auch an WoBo [Jonas Wohlfarth-Bottermann, Anm. d. Red] als klassischem Fünfer. Nun wurde teilweise alles geswitcht. Das kann eine Lehre von der EuroBasket sein, kann aber auch am Personal oder an Gruppengegnern liegen. Von denen hat keiner einen dominanten großen Spieler, gleiches gilt für die Slowenen mit Mike Tobey oder Ziga Dimec, die eher Pick'n'Pop-Spieler sind.

Diese Eingespieltheit könnte durchaus ein Faktor sein. Von allen Großen ist eigentlich ansonsten nur bei den Franzosen Konstanz zu sehen - plus Spanien ist eben Spanien.

Günther: Das ist ein Vorteil, vieles hängt aber letztlich an Dennis [Schröder]. Hoffen wir, dass er noch vier, fünf Jahre auf diesem Niveau spielen kann. Es ist einfach schön zu sehen, dass diese Gruppe so weitermacht und eigentlich sollte es eher besser als schlechter werden.

Basketball-WM 2023: Der deutsche Kader im Überblick

SpielerAlterTeamPosition
Isaac Bonga23FC Bayern MünchenGUARD
Justus Hollatz22Anadolu Efes (Türkei)GUARD
David Krämer26Fundacion CB Gran Canaria (Spanien)GUARD
Maodo Lô30Olimpia Milano (Italien)GUARD
Andreas Obst27FC Bayern MünchenGUARD
Dennis Schröder29Toronto Raptors (Kanada)GUARD
Niels Giffey32FC Bayern MünchenFORWARD
Franz Wagner21Orlando Magic (USA)FORWARD
Daniel Theis31Indiana Pacers (USA)CENTER
Johannes Thiemann29Alba BerlinCENTER
Johannes Voigtmann30Olimpia Milano (Italien)CENTER
Moritz Wagner26Orlando Magic (USA)CENTER
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Viele sprechen auch gerne vom tiefsten Team aller Zeiten. Das ist sicherlich nicht falsch, aber wie passt es dann zusammen, dass die Starter in der Vorbereitung schon so viele Minuten gespielt haben. Wo liegt jetzt die Wahrheit? Gerade wenn Schröder auf die Bank ging, hat es meist ordentlich gerumpelt.

Günther: Ich war auch überrascht, wie viel zum Beispiel Dennis gespielt hat, was aber auch daran lag, dass Justus Hollatz in der Vorbereitung so viel Pech mit Verletzungen hatte. Dann hätte es vielleicht etwas anders ausgesehen. Mit Daniel Theis oder Joe Voigtmann war es klar, auch wenn Joe zum Ende der Saison mehr gespielt hat. Daniel hat das ganze Jahr fast nicht gespielt, der hat diese Minuten gebraucht. Dennoch war es schon überraschend, wie viel Dennis und vor allem mit welcher Intensität er gespielt hat. Das Team wollte in den Spielen den Ton angeben und wurde gecoacht, um jedes Spiel zu gewinnen und die Euphorie ein wenig mitzunehmen. Ich halte das für richtig, auch weil die Schlagzahl im Vergleich zu anderen FIBA-Turnieren nicht so hoch ist und es zum Beispiel keine Back-to-Backs gibt.

Ein Maodo Lô hat vergleichsweise wenig gespielt, hinter ihm liegt eine schwierige Saison mit Verletzungen und schwankenden Leistungen. Können gerade die Backup-Guard-Positionen zum Problem werden?

Günther: Dennis ist natürlich kaum zu ersetzen. Der hat letzte Saison 30 Minuten pro Spiel für die L.A. Lakers gespielt. Das ist kein deutsches Problem, das haben andere auch. Es gibt immer ein, zwei Spieler, die nicht zu ersetzen sind. Das finde ich nicht schlimm, aber für Maodo ist das nicht leicht. Er hat vor dem Turnier laut darüber nachgedacht, ob er überhaupt dabei sein wird, nun sehe ich ihn nach den Spielen mit dicken Eisbeuteln an den Knien. Es ist dann schwer zu bewerten, ob es jetzt sinnvoller ist, dass er mehr spielt oder dass man eben vorsichtig mit ihm umgeht.

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Basketball-WM 2023: Günther über das neue Element Moritz Wagner

Lô war bei der letzten EuroBasket überragend, ich glaube, dass seine Minuten ein Schlüssel für Deutschland sein werden, ob positiv oder negativ. Wer sind für Sie - Dennis Schröder und Franz Wagner mal ausgenommen - Akteure, welche die X-Faktoren für das Turnier werden könnten?

Günther: Ich glaube, dass Bonga und Moe Wagner wichtig werden können. Wenn sie hier und da einen Dreier treffen, ist dem Team enorm geholfen. Im Team können zwar alle werfen, aber dieses richtige Spacing war nicht immer da, stattdessen wurde das Feld sehr eng, wie zum Beispiel gegen Kanada. Gegen die zwei, drei besten Mannschaften des Turniers brauchst du das aber. Auf den großen Positionen haben wir Werfer, die über eine Saison 30 bis 35 Prozent treffen, aber dafür gibt es keine Garantie. Gegen Teams wie Australien, die so viele gute Verteidiger auf dem Flügel haben, ist es dann wichtig, dass die Dinger dann auch fallen.

Kommen wir noch einmal zu Moe Wagner: Mir scheint, dass er sich nach einem etwas holprigen Start etwas akklimatisiert hat.

Günther: Er bringt dem Team etwas Neues. Man hat früh gesehen, dass die Verteidigungen bei seinen Drives sehr schnell kollabieren. Im Pick'n'Roll nimmt er den Ball schnell auf und ist dann mit zwei Schritten am Korb. Das setzt den Gegner immer unter Druck. Gleichzeitig ist das FIBA-Feld etwas kleiner und auch Moe muss sich daran gewöhnen. Hier und da muss er schneller abstoppen oder war zu sehr auf den Pfiff aus. Er wird da hoffentlich Lösungen finden, aber mit seiner Energie und seiner Ausstrahlung gibt er dem Team etwas.

Würden Sie eigentlich gerne häufiger die Wagner-Brüder zusammen auf dem Feld sehen?

Günther: Da ist etwas dran. Der Plan muss es sein, dass die Minuten so gestaffelt werden, dass Dennis oder Franz immer auf dem Feld stehen. Das ist für mich der entscheidende Punkt.

Basketball-WM 2023: Die Gruppe E mit Deutschland

DatumUhrzeitTeam 1Team 2
Fr. 25. August 202310 UhrFinnlandAustralien
Fr. 25. August 202314.10 UhrDeutschlandJapan
So. 27. August 202310.30 UhrAustralienDeutschland
So. 27. August 202314.10 UhrJapanFinnland
Di. 29. August 20239.30 UhrDeutschlandFinnland
Di. 29. August 202313.10 UhrAustralienJapan
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Schauen wir doch einmal auf die deutsche Gruppe. Über Japan brauchen wir nicht sprechen, die muss man einfach schlagen. Was halten Sie von den Australiern, die zwar mit Patty Mills oder Joe Ingles noch alte Bekannte im Team haben, ansonsten aber runderneuert daherkommen?

Günther: Sagen wir es mal so: Wenn man sich den Kader auf dem Papier anschaut, könnte man meinen, dass sie überbewertet sind. Sie müssen viel nach Stärken wechseln. Zum Beispiel hast du mit Mills und Ingles viel Scoring, mit jeweils 35 Jahren sind sie aber angreifbar. Oder sie spielen mit Xavier Cooks, Dante Exum oder Matisse Thybulle, dann ist das defensiv stark, aber vorne gibt es Probleme. Sie haben kürzlich die Franzosen geschlagen, aber ein Ergebnis wie 78:74 ist kein Zufall. Bei den Australiern schwingt trotzdem immer dieses Unerklärbare mit. Sie haben gute Chemistry, sind tough. Sie haben jede Menge Athleten, können das Feld klein machen und so etwas ist bei einem Turnier viel wert. Die Australier werden Lineups haben, die unglaublich eklig sein werden.

Es gibt da definitiv Parallelen zum kanadischen Team in dieser Hinsicht. Gute Flügelverteidiger, vor allem gegen Schröder, aber unter dem Korb fehlen nicht zuletzt durch den Ausfall von Jock Landale Optionen, was gegen den deutschen Frontcourt schwierig werden könnte.

Günther: Genau, da gibt es auf jeden Fall Löcher. Die Kanadier haben keine Schützen wie Ingles oder Mills, dafür aber einen Shai Gilgeous-Alexander, der den Laden schmeißt. Ich glaube aber im Hinblick auf die Australier, dass die deutsche Defense so gut ist, dass man es sich nicht erlauben kann, zwei unterdurchschnittliche Werfer auf dem Feld zu haben und die Australier werden wohl oder übel viele solcher Lineups spielen müssen.

Mit Japan und Finnland erwartet Deutschland dann das Gegenteil. Beide spielen wild, werfen viel von draußen. Können womöglich die Finnen zum Stolperstein werden, die mit Lauri Markkanen einen Superstar haben, der immer abliefert? Soll man den Jazz-Star einfach machen lassen oder sich voll auf ihn konzentrieren?

Günther: Das ist die alte Debatte. Markkanen scort auf so vielen verschiedenen Wegen, dass es fast unmöglich ist, ihm alles wegzunehmen. Der kann 30 Punkte machen, ohne dass die komplette Offense über ihn läuft. Das ist sehr unangenehm. Hier ein Cut, dann wird woanders mal ein Switch verpennt oder er läuft einfach selbst den Fastbreak. Es ist nicht so, dass sie ihn ständig füttern oder immer die gleichen Plays für ihn laufen und die anderen nur zuschauen. Das macht Coach Lassi Tuovi richtig gut und ich glaube auch, dass Tuovi ihm dabei geholfen hat, dass Markkanen in der NBA in der vergangenen Saison so durchstarten konnte. Dass er auch selbst das Pick'n'Roll läuft, macht ihn so schwer zu verteidigen. Vermutlich wird Deutschland da viel switchen, gleiches gilt für die Gegenseite, weil Finnland gerade Schröder eigentlich nicht verteidigen kann.

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Basketball-WM 2023: Günther sieht DBB als Favorit gegen Doncic und Slowenien

Dann werden sie ihr Heil in der Offense suchen ...

Günther: Finnland wird vermutlich sehr viel klein spielen und da bin ich gespannt, wie Gordie reagiert. Bei der EuroBasket hat er dann oft große Lineups spielen lassen, mal sehen, ob er das wieder macht. Aus taktischer Sicht wird das für mich das interessanteste Spiel. Ich habe eine hohe Meinung von den Coaches der Finnen und vermutlich wird es ein Shootout, wo dann jede Menge Varianz dabei ist und du zwei von zehn Spielen verlieren kannst. Angenommen Deutschland verliert gegen Australien, dann ist der Druck in diesem dritten Spiel riesig und es wird ein Nervenspiel.

Gleichzeitig müssen die Australier aber zum Auftakt selbst erstmal die Finnen schlagen ...

Günther: Das würde mich auch nicht überraschen. Wenn du auf den Ball aufpasst, deine Dreier triffst und die Australier sich nicht nur auf ihre Athletik verlassen können, dann ist da was möglich. Auf diese Partie freue ich mich.

Überhaupt ist die Konstellation auf der deutschen Seite des Brackets sehr interessant. In der Zwischenrunde wartet dann aller Voraussicht nach Slowenien, das gegen Georgien, Venezuela und Kap Verde spielen wird. Welche beiden Teams würden Sie denn ins Viertelfinale tippen?

Günther: Aus dem Trio Deutschland, Slowenien und Australien sehe ich den DBB als bestes Team. In einer Playoff-Serie wäre Deutschland der Favorit, aber so ist der Modus nicht. Mein Power Ranking wäre Deutschland, Australien und dann Slowenien. Bei den Slowenen schmerzen die Ausfälle von Edo Muric und Vlatko Cancar schon sehr. Mit Luka Doncic haben sie zwar den besten Spieler des Turniers, aber sie haben trotzdem jede Menge Löcher in ihrem Team.

Vermutlich brauchen die Slowenen Shootouts, um wirklich mitmischen zu können ...

Günther: Genau, sie müssen sich auf Spieler wie Gregor Hrovat, Klemen Prepelic oder Zoran Dragic, der wieder ein Jahr älter ist, verlassen. Auf der Vier ist eine große Lücke, da sind sie recht schwach besetzt. Aber dennoch: Aus besagtem Trio kann jeder den anderen schlagen, auch wenn Deutschland aus meiner Sicht einen kleinen Vorteil hat.

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Wer sind denn für Sie die großen Favoriten in diesem Jahr?

Günther: Über allem stehen die USA und dahinter gibt es ein Feld von fünf, sechs Mannschaften, die sich Hoffnungen machen dürfen, wobei ich Frankreich ein Stück über dem Rest sehe. Die haben mit wirklich durchschnittlichem Basketball im Vorjahr Silber gewonnen. Der Kader ist auch nicht schlechter und mit Nando de Colo oder Nicolas Batum haben sie wieder mehr Leadership. Hier ruhen meine Hoffnungen, dass es wieder mehr nach einer Mannschaft oder Gemeinschaft aussieht. Es war wirklich nicht schön, wie die Körpersprache im Vorjahr war. Die Probleme auf der Eins sollten nicht mehr so groß sein, die 20 bis 25 Minuten von de Colo werden da helfen. Und auf FIBA-Level ist die schiere Präsenz von Rudy Gobert natürlich immer ein Faktor. Trotzdem bleiben die USA für mich die Nummer eins, auch wenn ich nicht an einen Spaziergang glaube. Dann kommt Frankreich und dann eine Gruppe aus Deutschland, Spanien, Australien und Kanada.

Basketball-WM 2023: Das große SPOX-Power-Ranking

Vielleicht noch ein Wort zu den USA. Die großen Stars fehlen, aber wenn man die Vorbereitung so sieht, ist das ein sinnvolles und tiefes Team. Wie kann man sie dennoch schlagen?

Günther: Turnover sind gegen dieses Team ein No-Go. Du brauchst gute Ballhandler, weil wenn du Punkte im Fastbreak abgibst, hast du keine Chance. Du musst das Spiel langsam machen, ähnlich wie es Frankreich bei der letzten WM gemacht hat. Du musst das erste Play einigermaßen verteidigen können und dann immer ein bisschen hoffen. Zum Beispiel das Spiel gegen Deutschland: Wenn Tyrese Haliburton nicht zwei Dreier am Stück im dritten Viertel trifft, sondern nur einen, dann gewinnt Deutschland dieses Spiel. Davon bin ich überzeugt. Du brauchst Ballkontrolle, du musst die Bretter beherrschen, wie es Deutschland in Abu Dhabi gemacht hat. Und dann brauchst du am Ende offensiv Optionen, die funktionieren, wenn die USA in den "sechsten Gang" schalten, alles switchen und die Intensität zunimmt. Das ist dann auch eine Sache des Game Plans. Wir haben es mit Dennis gesehen, der mehrmals Jaren Jackson Jr. geschlagen hat, am Ende aber nicht mehr so zum Zug kam. Gegen jeden anderen Gegenspieler wären das dann zwei Punkte gewesen. Da hilft dann ein weiterer Block, ein anderer Switch. Es gibt da durchaus Wege.

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Knapp war es für die USA auch gegen Spanien in der Vorbereitung ...

Günther: Die Spanier haben es zum Beispiel ganz anders gemacht. Die haben wirklich alles ausprobiert. Spanische Pick'n'Rolls, schnell den Ball bewegt, aber gleichzeitig die Uhr heruntergespielt. Einfach darauf spekulieren, dass diese Mannschaft neu zusammengestellt ist und irgendwann die Kommunikation in der Defense nicht mehr passt. Das sind auch Ansätze und das zeigt, dass Team USA schlagbar ist. Aber wie schon erwähnt, die Grundvoraussetzung ist Sicherheit in der eigenen Offensive, damit du keine Eins-gegen-Null-Situationen abgibst.

Basketball-WM 2023: Team USA im Kadercheck

Sie meinten, dass man das Spiel gegen die USA langsamer machen sollte. Deutschland hat aber im Testspiel genau das Gegenteil gemacht.

Günther: Ja, das kann eine Weile gut gehen. Ich fand das geil und das macht Spaß, aber du kannst dich dann sehr schnell rausschießen. Fallen mal zwei, drei Würfe nicht, gibt es lange Rebounds und die USA haben in Windeseile auf der Gegenseite gescort. Erhöhtes Risiko kann dein Game Plan sein und so kann man hier und da mal gewinnen. Das ist legitim und es war auch super, wenn Andi Obst aus acht Metern Dreier gegen den Mann ballert, aber die Hälfte solcher Spiele sind sehr schnell vorbei.

Abschließend: Wird es was mit der erhofften Medaille?

Günther: Ich glaube, dass es die Mannschaft in die K.o.-Runde schafft und da wird es dann vermutlich gegen Spanien, Frankreich oder Kanada gehen. Das wird heftig und selbst davor ist es schwierig. Vor dem Finnland-Spiel zittere ich jetzt schon ein wenig. Ich befürchtete, dass das für alle deutschen Fans richtig stressig wird. Die Geschichte zeigt, dass es sehr schwer ist, bei zwei Turnieren in Folgen etwas zu holen - die absoluten Top-Teams wie Frankreich, USA oder Spanien mal ausgenommen. Wie viele Turniere hat Dirk Nowitzki gespielt? Am Ende waren es zwei Medaillen. Wenn du zu den besten sechs Mannschaften gehörst, dann gibt das statistisch vielleicht jedes zweite Turnier Edelmetall. Das hat der DBB im Vorjahr überraschend geschafft. Ich denke, dass es ein erfolgreiches Turnier wird, bei dem diese Mannschaft tollen Basketball spielen wird, aber eine Sicherheit gibt es nicht. Das macht auch dieses Turnier aus. Klar, es haben einige Top-Stars abgesagt, aber dafür liegen die Teams so eng beieinander, dass bis zu sieben Teams das ganze Ding gewinnen können. Letztlich sehe ich das so: In drei bis vier Jahren kann man zurückblicken und schauen, wie viele Medaillen in dem Zeitraum gewonnen wurden und wie die Turniere verlaufen sind. Dann kann immer noch darüber geurteilt werden, ob das erfolgreich war oder nicht.