Doping-Gegner Treutlein: Bis heute gelogen

SID
Gerhard Treutlin spricht von Verlogenheit und Vertuschungsmaßnahmen
© getty

Der Heidelberger Sportpädagoge Gerhard Treutlein wirft Politikern und Funktionären nach den Enthüllungen zum Doping in Westdeutschland in den 70er und 80er Jahren Verlogenheit vor. "Es wird bis heute gelogen", sagte der Anti-Doping-Kämpfer den Stuttgarter Nachrichten.

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Dabei bezieht sich Treutlein auf die Reaktionen auf die Doktorarbeit des Pharmakologen Simon Krivec. In der Studie, die im März veröffentlicht worden war, haben 31 ehemalige Leichtathleten zugegeben, Anabolika eingesetzt zu haben.

Die Reaktionen aus Politik und von führenden Sportfunktionären bezeichnete Treutlein als "verlogen und vorhersehbar". Zusammen mit anderen Anti-Doping-Fachleuten will er im Lauf der Woche in einem Magazin vorlegen, "was bereits alles bekannt ist". Damit wolle man der Politik die Möglichkeit nehmen, so zu tun, als habe man von all dem nichts wissen können. Am Mittwoch ist Krivec, der Autor der Studie, im Sportausschuss des Bundestages zu Gast.

Namentlich kritisiert Treutlein den ehemaligen Reck-Weltmeister Eberhard Gienger. Den sportpolitischen Sprecher der CDU/CSU bezeichnete er als "größten Unterstützer von Armin Klümper". Dem Freiburger Sportmediziner wird von Experten eine entscheidende Rolle beim Doping in Westdeutschland zugeschrieben.

Doping-Kontrollen fielen wegen Geldmangel aus

Gienger wies die Vorwürfe zurück. Er sei in Freiburg nach Verletzungen behandelt worden. Recherchen hätten jedoch ergeben, "dass manche Sportler wohl auch Dopingmittel erhalten haben". Er habe sich "maßgeblich für die Aufarbeitung der Dopingvergangenheit in West- und Ostdeutschland eingesetzt", betonte Gienger.

Kritik am deutschen Kontrollsystem äußerte der ehemalige Doping-Kontrolleur Robert Wagner. Es sei unterfinanziert, das habe Ende 2015 schwerwiegende Folgen gehabt. "Teilweise haben wir ab November bis zum Jahresende keine Kontrollen mehr gemacht, weil das Geld dafür gefehlt hat", sagte Wagner den Stuttgarter Nachrichten. Lars Mortsiefer, Vorstandsmitglied der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA), widersprach den Vorwürfen. "Seit 20015 haben wir ein engmaschiges Kontrollsystem in allen Sportarten, das international sehr weit vorne liegt", sagte er dem SID.

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