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NBA - Ex-Lakers-Executive und Capitanes-GM Nick Lagios im Interview: "Es spricht nichts gegen eine Expansion nach Mexiko"

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Er entdeckte Alex Caruso, chauffierte Moritz Wagner durch L.A. und war Lakers-Executive während der Meisterschaft 2020. Heute betreut Nick Lagios eines der spannendsten Projekte der NBA und ist General Manager der Mexico City Capitanes, der ersten G-League-Franchise in Lateinamerika. Dabei wäre er fast professioneller Gärtner geworden ...

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SPOX sprach mit Lagios über seine Anfänge, wie er mit dem G-League-Team der Lakers auf den späteren Publikumsliebling Alex Caruso aufmerksam wurde und was die Ankunft von LeBron James in L.A. für Auswirkungen hatte.

Insgesamt arbeitete Lagios sieben Jahre für die Lakers, fünf davon für die South Bay Lakers in verschiedenen Funktionen als Video Coordinator, Scout sowie als Verantwortlicher für die Spielerentwicklung. Diese Aufgabe übernahm Lagios später auch für knapp zwei Jahre bei den Los Angeles Lakers und war damit auch Teil der Championship-Mannschaft von 2020. Seit Mitte 2021 kümmert sich der 32-Jährige nun um die Geschicke der neuen G-League-Franchise in Mexico City.

Mr. Lagios, in der ersten Saison musste Ihr Team seine Spiele noch in Texas austragen. Nun spielen die Capitanes ganz regulär in Mexico City. Wie lautet das Fazit nach den ersten Wochen?

Nick Lagios: Ich bin auf jeden Fall erleichtert. Wir stehen im Moment bei 9-6 und eines unserer Ziele war es, unter die besten Acht beim Showcase Cup in Las Vegas zu kommen. Das ist sehr wichtig für uns, denn wir wollen wettbewerbsfähig sein. Wir haben keine NBA-Verträge wie jedes andere Team. Wir haben keine Two-Way-Contracts oder eine Kooperation mit einem NBA-Team, aber wir haben einige gute, erfahrene Spieler, die in der NBA gespielt haben und ihre Sache auch bei uns gut machen. Als General Manager willst du immer gewinnen.

Die Arena in Mexico City ist die Heimat der Capitanes, sie fasst bis zu 22.300 Zuschauer.
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Wie wird das Team in der Stadt angenommen?

Lagios: Die Aufmerksamkeit, die wir erhalten, wird Tag für Tag größer. In dieser Stadt leben 25 Millionen Menschen und mit der Zeit werden es immer mehr mitbekommen. Unsere Spiele laufen auf ESPN, das hilft enorm. Derzeit haben wir rund 3.000 Zuschauer im Schnitt, aber ich denke, dass wir das in dieser Saison und in den kommenden Jahren steigern können. Wir haben trotzdem noch viel zu lernen. Es ist das erste Mal, dass ein G-League-Team von hier operiert, sodass wir noch an der Infrastruktur arbeiten. Das betrifft Busse, den Transport, die Logistik oder die Zusammenarbeit mit Krankenhäusern. Das hat nicht direkt mit Basketball zu tun, es sind aber alles Sachen, die ein Basketball-Team benötigt. Dennoch läuft es bisher ganz gut.

Sie sind nun seit Mai 2021 als GM tätig, welche Situation haben Sie damals vorgefunden? Inwieweit müssen Sie noch "Entwicklungshilfe" liefern?

Lagios: Damals grassierte die Corona-Pandemie. Wir wussten nicht genau, wie unsere erste Saison aussehen sollte. Zum Glück durften wir dann zumindest - wie das G-League-Ignite-Team - die erste Hälfte der Saison spielen. Das war ein guter Probelauf und drei unserer Spieler wurden sogar von NBA-Teams unter Vertrag genommen. In dieser Hinsicht war es ein Erfolg. Gleichzeitig hatten wir keine Heimspiele und trugen unsere Partien in Texas aus. Aber um noch einmal auf die Frage zurückzukommen: Die meisten GMs, egal ob in der NBA oder in der G-League, können sich mehr auf Basketball konzentrieren, als ich es derzeit noch mache. Ich bin dafür verantwortlich, dass alles nach Plan läuft. Ich kenne zum Beispiel den Großteil der Verantwortlichen der anderen Teams und sorge dafür, dass bei ihnen alles passt und sie auf und neben dem Feld keine Unannehmlichkeiten erfahren müssen.

Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?

Lagios: Es gibt Dinge, die man als selbstverständlich ansieht, die es in Mexiko aber nicht sind. Ein Beispiel: Auf den meisten Courts sind keine Linien gezogen, die von der NBA gefordert sind. Wir müssen dann oft die Linien selbst ziehen. Auch die Netze sind anders. Man sieht es manchmal bei unseren Spielen. Der Ball verfängt sich im Netz und fällt nicht runter. Sowas sieht man in den USA nur, wenn man exakt den richtigen Winkel trifft. Das werden wir zeitnah ändern. Es sind viele kleine Dinge, die sich summieren. Es wird aber besser. Unsere Ärzte verstehen zum Beispiel besser, was die Spieler brauchen. Das Schlimmste haben wir vorerst überstanden und nun dürfte vieles leichter werden - hoffentlich.

Jahlil Okafor (l.) lief in der NBA zuletzt für die Atlanta Hawks auf.
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Nick Lagios: "Du musst die Rolle des Verkäufers gut spielen"

Sportlich gesehen sieht das Team recht beeindruckend aus. Ich zähle sechs Spieler mit NBA-Erfahrung, darunter der frühere Nr.3-Pick Jahlil Okafor oder Shabazz Napier. Wie konnten Sie diese Spieler von dem doch recht jungen Projekt überzeugen?

Lagios: Wir haben eine etwas andere Vertragsstruktur als die anderen Teams. Du musst die Rolle des Verkäufers gut spielen. Wir können hier keine NBA-Verträge anbieten, aber das ist für uns ein Vorteil. Bei uns passiert es nicht, dass das NBA-Team sein 19-jähriges Talent in die G-League schickt und die erfahrenen Hasen im Team deswegen in den Hintergrund rücken. Ich konnte Okafor, Napier oder Mason Jones unser Projekt mit dem Versprechen schmackhaft machen, dass wir ein Team mit ihnen als Eckpfeiler aufbauen wollen. Daraus entsteht eine Kettenreaktion. Unterschreibt der Erste, spricht sich das über Freunde etc. schnell herum und das macht es auch für andere Free Agents interessant. Mexico City ist zudem eine tolle Stadt. Das Klima ist wunderbar, es wird hier nicht kalt und wir haben immer über 20 Grad. Das darf man nicht unterschätzen.

Alle Ex-NBA-Spieler bei den Mexico City Capitanes

SpielerAlterPositionFrühere TeamsNBA-Spiele
Bruno Caboclo27ForwardTOR, SAC, MEM, HOU105
Gary Clark28ForwardHOU, ORL, DEN, PHI, NOP170
Mason Jones24GuardHOU, PHI, LAL36
Alfonzo McKinnie30ForwardTOR, GSW, CLE, LAL, CHI182
Shabazz Napier31Point GuardMIA, ORL, POR, BKN, MIN, WAS345
Jahlil Okafor27CenterPHI, BKN, NOP, DET247

Gleichzeitig haben Sie nur einen mexikanischen Spieler im Kader. Wird sich das mit der Zeit ändern?

Lagios: Wir wollen nicht nur den mexikanischen Basketball, sondern den in ganz Lateinamerika entwickeln. Diese Spieler wären früher nicht in die G-League gegangen, haben sich jetzt aber für uns entschieden. Vielleicht schaffen sie irgendwann den Sprung in die NBA, das würde der Popularität des Sports sehr helfen. Wir haben zudem eine eigene Akademie mit 300, 400 Kindern, dazu gibt es auch noch die NBA-Akademie in Mexiko, mit der wir eng zusammenarbeiten. Der Traum wäre es, wenn einer unserer Akademie-Spieler in die NBA-Akademie geht und dann bei den Capitanes landet. Daran arbeiten wir. Klar wollen unsere Fans mehr mexikanische Spieler, aber das braucht Zeit.

Mexico City liegt auf einer Höhe von über 2.200 Meter. Zum Vergleich, in Denver ist das auch ein großer Faktor, da sprechen wir aber von einer Höhe von "nur" 1.600 Metern. Wie macht sich das bemerkbar?

Lagios: Für uns war es nur zu Beginn ein Problem. Aber es dauert schon zwei, drei Wochen, bevor man sich daran gewöhnt. Ich hatte da zunächst auch Bedenken, weil ich es aus meiner Zeit in Colorado kenne. Dort hat das Heimteam seinen Gegner immer überrannt und auch die mexikanische Fußball-Nationalmannschaft hat im Aztekenstadion seit über zehn Jahren nicht mehr verloren. Wir haben aber gleich unser zweites Heimspiel verloren. Es ist also nicht unmöglich, ohne große Vorbereitung hier zu spielen. Trotzdem ist es für uns ein großer Vorteil.

Commissioner Adam Silver treibt die Internationalisierung der NBA weiter voran.
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Nick Lagios: Expansion? "Spricht nichts dagegen, dass wir das schaffen können"

Wie ist bisher das Feedback seitens der NBA bzw. der G-League? Es gab vor dem Start diverse Medienberichte, dass es vor allem Sicherheitsbedenken geben würde.

Lagios: Bisher gab es hier keine Probleme. Es ist eine Reise ins Ungewisse, da kommen natürlich Fragen auf. Unsere Spieler leben in einer sicheren Nachbarschaft und wir arbeiten eng mit dem Sicherheitsdienst der NBA zusammen.

Der Vertrag mit der G-League läuft für fünf Jahre. Zunächst einmal: Zählt da das erste Jahr in Texas mit hinein und sind gewisse Ziele verknüpft, die man erreichen muss, damit das Team bestehen bleibt?

Lagios: Gute Frage, ich weiß es selber nicht. Auch den Vertrag mit der NBA kenne ich nicht, das liegt außerhalb meines Aufgabenbereichs. Was ich aber weiß, ist, dass die Besitzergruppe über kurz oder lang hier eine NBA-Franchise haben möchte. Wir haben eine tolle Halle, sind ein riesiger TV-Markt und haben eine gute Fanbase. Wenn die kommenden Jahre gut laufen, dann spricht nichts dagegen, dass wir das schaffen können.

Kommen wir zu Ihrer Person. Mit 32 Jahren dürften Sie der jüngste GM in der NBA oder G-League sein. Wie sind Sie zu dem Job gekommen?

Lagios: Ich habe fünf Jahre lang in der G-League für die South Bay Lakers gearbeitet, für diese Liga ist das eine halbe Ewigkeit. Es ist ein kompliziertes System mit vielen Feldern und kleinen Regeln, die man erst einmal verstehen muss. Ich habe bei den Lakers eng mit GM Nick Mazzella zusammenarbeiten und viel lernen können. Einen besseren Mentor hätte ich nicht haben können und entsprechend gut war ich vorbereitet, als ich von der offenen Stelle erfuhr. Es vereint alles, was ich mir vorgenommen hatte. Ich wollte im Basketball arbeiten, am besten international, und das nicht am anderen Ende der Welt, damit ich auch meine Eltern besuchen kann.

Beim Studieren Ihres Lebenslaufs stolperte ich über den Umstand, dass Sie im Jahr 2004 eine Firma namens "Lagios Lawn Care" gründeten. Nach meiner Rechnung waren Sie da 14 Jahre alt. Geht sowas tatsächlich in den USA?

Lagios: Das ist wahr. Ich hatte ganz vergessen, dass ich das noch in meinem LinkedIn-Profil drin habe. Ich bin in Maine aufgewachsen und da regnet es sehr oft. Viele unserer Nachbarn waren im Winter oder Sommer in Florida, also habe ich dann für sie Schnee geschippt oder eben den Rasen gemäht. Ich habe das wirklich gerne gemacht und von dem Geld konnte ich mir nach zwei Jahren mein eigenes kleines Segelboot kaufen und ein bisschen über die Seen und den Ozean schippern. Rasen mähen ist auch noch immer eine Leidenschaft von mir, ich kümmere mich gerne selbst um meinen Garten.

Nick Lagios ist seit Mai 2021 GM der Capitanes.
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Rasen mähen und Segeln haben mit Basketball aber eher weniger zu tun ...

Lagios: Ich war Fan der Boston Celtics und in meiner Jugend waren sie verdammt schlecht, bis sie 2007 für Ray Allen und Kevin Garnett tradeten. Von da an habe ich gesehen, wie toll dieser Sport sein kann. Die Finals zwischen den Celtics und Lakers 2008 haben mich davon überzeugt, dass ich in diesem Business arbeiten wollte. Nach dem College bin ich zu meinem Onkel und meiner Tante in die Bay Area gezogen und habe mich dort mit diversen Software-Firmen unterhalten, aber ich hatte schnell das Gefühl, dass ich das nicht machen will. Ich habe dann bei Basketball Camps gearbeitet und war Praktikant in Stanford. Dort habe ich Ex-Laker Mark Madsen kennengelernt, der dann Assistant Coach bei den Lakers wurde. Er hat schließlich auch den Kontakt nach L.A. hergestellt.

Und dort waren sie vor allem im Scouting aktiv ...

Lagios: In den fünf Jahren hatte ich circa zehn verschiedene Titel, ich habe also in verschiedenen Rollen gearbeitet. Wir hatten zu dieser Zeit bei den Lakers eine große Fluktuation mit zwei, drei GMs und ebenso vielen Coaches, da ging es für mich nur ums Überleben. Am Ende haben wir aber eine Championship gewonnen, es überwiegen also die positiven Aspekte.

Sie sagten, dass fünf Jahre in der G-League eher ungewöhnlich sind. Wie stand es da um Ihre Work-Life-Balance? Dort geht es schließlich deutlich weniger luxuriös zu als in der NBA.

Lagios: Es gab durchaus Phasen, da war es nicht gesund, wie ich gelebt habe. Ich war unter anderem Video Coordinator und das ist mit vielen Reisen sowie unzähligen Stunden von Videostudium mitten in der Nacht verbunden. Mit meiner Rolle hier in Mexiko ist es deutlich besser geworden. Natürlich gibt es auch hier Momente, wo ich das Gefühl habe, dass ich kein wirkliches Leben habe, dennoch bin ich sehr zufrieden damit, wo ich jetzt stehe.

Alex Caruso spielte lange Zeit in der G-League, bevor ihm der Durchbruch bei den Lakers gelang.
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Nick Lagios: "Es ist kein Zufall, dass es Caruso geschafft hat"

Wenn die Lakers in den vergangenen Jahren etwas konstant gut gemacht haben, dann das Identifizieren von Talenten, die weniger bekannt waren. Alex Caruso ist womöglich das prominenteste Beispiel. Sie waren damals in der Scouting-Abteilung, als man ihn aus Oklahomas G-League-Team holte. Was haben andere Teams übersehen?

Lagios: Wir kannten Alex aus der G-League, vor allem aus den direkten Duellen mit uns. Wir hatten mit Josh Maggette einen richtig guten Point Guard und Alex hat ihn komplett aus dem Spiel genommen. Später ist er uns noch einmal in den Playoffs gegen Santa Cruz aufgefallen, als er einen der besten Blocks ausgepackt hat, die ich je gesehen habe. Gerade von einem Guard erwartet man das nicht. Wir haben ihn für seine Defense geholt und erst über die Jahre hat er seinen Dreier verbessert und wurde ein Off-Ball-Playmaker.

Sein Weg war also so nicht vorhersehbar?

Lagios: Manche Spieler haben das Talent, andere arbeiten hart daran. Manchmal war ich gegen 1 Uhr nachts in der Halle, weil sie auf dem Weg zum Flughafen lag, und Alex war dort und trainierte seinen Wurf. Es ist kein Zufall, dass er es geschafft hat. Wir wussten damals zwar nicht, dass er so zünden würde, aber es freut mich, dass er eine so tolle Karriere hingelegt hat.

Wonach sucht man als G-League-Scout? Ist dabei immer im Hinterkopf, dass ein Spieler womöglich auch mal beim großen Team spielen kann?

Lagios: Es ist ein Mix. Keine Franchise will, dass der Kader nur aus Talenten besteht. Es braucht auch Spieler, von denen man weiß, dass sie gut sind, um ein totales Desaster zu vermeiden. Es ist ein Balanceakt aus Spielern mit großem Potenzial und solchen, die schon bewiesen haben, dass sie das nötige Niveau besitzen. Wenn der Spieler beides hat, dann spielt er ohnehin in der NBA. Man muss abschätzen können, warum ein Spieler auf dem College nicht wirklich zum Zug kam und trotzdem in der G-League und vielleicht später in der NBA funktionieren könnte. David Nwaba ist dafür ein gutes Beispiel. Auf dem College war er ein Rollenspieler, aber weil wir mit Josh Maggette einen guten Point Guard hatten, konnte er glänzen und wurde ein NBA-Spieler. Unser erster Schritt dafür war immer die Summer League, um diese Spieler in unserer Umgebung zu testen.

Moritz Wagner machte in seiner Rookie-Saison auch 6 Spiele für die South Bay Lakers.
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Nick Lagios: "Mit Wagner und Bonga hatten wir keine Probleme"

Wie ist das dann mit Spielern, die von den großen Teams in die G-League beordert werden? Aus deutscher Sicht gab es Moritz Wagner und Isaac Bonga, die einige Zeit bei South Bay verbrachten. Wie gehen junge Spieler damit um, wenn Sie nach "unten" delegiert werden?

Lagios: Das ist nicht immer leicht und es gibt Spieler, die damit nicht umgehen können. Man muss verstehen: Die Spieler kommen oft ohne Vorwarnung zum G-League-Team, haben nicht mit der Mannschaft trainiert und werden dann in ein Spiel geschmissen. Wenn vor der Saison klar ist, dass ein Spieler vor allem in der G-League spielen soll, ist es einfacher. Bei Moe und Isaac hatten wir keine Probleme. Isaac war fast das ganze Jahr bei uns, er hatte es leichter. Mit Moe hatte ich auch einen guten Draht, weil ich ihn in den ersten beiden Wochen quer durch L.A. chauffiert habe. Ich war mit ihm bei Ärzten, habe ihm bei der Wohnungssuche geholfen. Er ist ein guter Junge, mit dem man gut arbeiten konnte.

Es war gleichzeitig auch das erste Jahr von LeBron James bei den Lakers. Was hat sich mit seiner Ankunft in der Franchise geändert?

Lagios: Die Lakers erhalten immer Aufmerksamkeit, weil sie die Lakers sind. Da braucht es nicht einmal LeBron James. Als wir 2017 Lonzo Ball drafteten, war hier Lonzo-Mania und ein riesiger Medienzirkus. Wir hatten ein Training für die Summer League und da waren 100 Medienvertreter vor Ort, später waren 18.000 Fans zum Spiel in der Halle. Das hatte ich noch nie erlebt. Als wir dann ein Jahr später LeBron bekamen, dachten wir, dass wir damit schon umgehen können. Viel verändert hat sich deswegen nicht. Er ging sofort als Vorbild voran und zeigte, was harte Arbeit ist. So machen das die Besten, sei es Tom Brady oder eben LeBron, der um 4 Uhr morgens ein Workout absolviert oder um Mitternacht noch an seinem Wurf feilt. Das sorgt für Eindruck und erhöht dein Level auf einem Niveau, wo Sieg oder Niederlage durch Kleinigkeiten entschieden werden. LeBron macht einfach jeden so viel besser und das macht dich zu einem echten Contender.

LeBron James spielt seit 2018 für die Los Angeles Lakers.
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Es ist gleichzeitig bekannt, dass LeBron sehr fordernd sein kann. Spürt man selbst auch den Druck?

Lagios: Ich habe nicht mit ihm gespielt, also kann ich das nicht einschätzen, aber man darf auch nicht vergessen, dass LeBron es vielen überhaupt erst ermöglicht, große Verträge zu unterschreiben. Wenn du mit LeBron gut funktionierst, dann wirst du auch eine gute Karriere haben. Er kann fordernd sein, aber nur weil er gewinnen will. Darum geht es doch im Basketball.

Warum haben Sie die Lakers überhaupt verlassen? Hatte das auch etwas mit den Turbulenzen in den vergangenen Jahren zu tun oder war das Angebot der Capitanes zu gut?

Lagios: Man muss hier unterscheiden. Bei den South Bay Lakers gibt es jede Menge Stabilität und viele Leute arbeiten dort schon viele Jahre. Bei meinem Vorstellungsgespräch in Mexiko habe ich die Lakers mit Apple verglichen und die Capitanes mit Facebook 2008, das ist also ein aufstrebendes, junges Unternehmen mit enormem Potenzial. Solch eine Gelegenheit bekommst du im Leben nicht so häufig. Hier geht es schließlich nicht nur um Basketball, sondern auch um die Möglichkeit, zwischen Mexiko und den USA eine Brücke zu bauen. Ich bin hier GM, kann Entscheidungen treffen. Da ist ein Traum wahr geworden.

Und Sie sind erst 32 Jahre alt. Welche Träume bleiben da noch?

Lagios: Ich will als GM in der NBA arbeiten, aber mich würde auch ein Engagement als Manager eines EuroLeague-Teams oder eines anderen europäischen Top-Klubs reizen. Internationaler Basketball bleibt meine Leidenschaft und deswegen würde mich das freuen. Wenn es aber mit der NBA in Mexiko klappt und ich noch immer da bin, nehme ich das gerne mit.

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