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WM Kompakt am 7. Dezember: "Schande!" Vater von Granit Xhaka droht Feministin

Von Tim Ursinus
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Die Weltmeisterschaft in Katar pausiert nach den Achtelfinals für kurze Zeit, aber keine Angst: WM Kompakt macht keine Rast! Die Xhakas sorgen wieder für Wirbel, Raheem Sterling lässt seine Rückkehr offen und die ersten Stadien verabschieden sich bereits. Außerdem: Das wohl unglücklichste Händchen aller Zeiten.

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WM 2022 in Katar - Kontrollverlust des Tages: Xhaka-Vater

Granit Xhaka hatte sich während des Skandspiels zwischen seinen Schweizern und Serbien mit Blick auf die gegnerische Bank in den Schritt gefasst. Die Feministin Avdiu bezeichnete die Tat hinterher in einem Facebook-Post als "Akt der Schande" und legte am Dienstag im kosovarischen Fernsehen nach: "Die Geste von Granit Xhaka symbolisiert einen sexuellen Übergriff. Was sagt das über unsere Gesellschaft aus, wenn wir eine solche Geste abfeiern?"

Zu viel für Vater Ragip Xhaka, der nur wenig später live zugeschaltet wurde und nach Angaben des Schweizer Portals Watson völlig die Kontrolle über seine Wortwahl verlor: "Wenn sie Granit Xhaka einen Straßenjungen (Avdius Bezeichnung in dem Facebook-Post; Anm. d. Red.) nennt, dann ist das eine große Schande! Die Frau, die in dieser Sendung sitzt und weder eine Ahnung von Sport, Emotionen noch dem Albanertum hat."

Damit nicht genug: "Diese Menschen beleidigen seine Mutter, seine Ehefrau und seine Kinder, machen etliche Gesten, skandieren 'Tötet die Albaner!', 'Kosovo ist Serbien!' und sie nennt Granit einen Straßenjungen, ohne dabei die Bedeutung dieses Wortes zu kennen. Sie stellt euch hier vor ein Gericht und kritisiert die Geste, von der sie nicht mal die Bedeutung versteht und spricht hier von sexuellen Dingen, die nicht existent sind. Man stelle sich das vor."

Besonders das Wort "Straßenjunge", dass sinngemäß auch für ein nicht fürsorgliches Elternhaus steht, ließ Ragip Xhaka toben: "Die Familie Xhaka hat sich nie ergeben und ergibt sich nicht. Granits Geste war weder politisch noch sexistisch." Sein Filius habe die Geste "nicht gemacht, um jemanden zu beleidigen". Zudem würde sich sein Sohn für Frauen im Kosovo einsetzen.

Auch zu einer Drohung ließ sich Ragip Xhaka bewegen. "Ich warne sie noch einmal: Sie soll aufpassen, was sie über die Familie Xhaka schreibt", sagte er und antwortete auf die Nachfrage von Avdiu, was denn sonst passieren würde: "Ich erzähle dir nachher, was passiert. Du wirst dich in jeder Hinsicht verantworten müssen. Aber wenn es so weit ist, wird es schon zu spät sein, das garantiere ich dir mit meinem Leben. Denn du kennst die Familie Xhaka nicht."

Trotz des mehr als fragwürdigen Auftritts war laut der Schweizer Zeitung Blick weder die Familie noch das Management von Granit Xhaka zu einer Stellungsnahme bereit. Aus dem Umfeld des Nati-Kapitäns ist angeblich zu hören, dass stattdessen rechtliche Schritte gegen Avdiu, die seitdem Morddrohungen und üble Beschimpfungen in den sozialen Medien erfährt, geprüft werden sollen.

Ragip Xhaka wurde einst vom serbischen Regime verhaftet und während seiner jahrelangen Inhaftierung gefoltert und misshandelt, weil er sich für die Rechte der albanischen Bevölkerung im Kosovo eingesetzt hatte. Nach seiner Freilassung floh er mit seiner Frau in die Schweiz, wo seine beiden Söhne Taulant und Granit schließlich geboren wurden.

Cristiano Ronaldo
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WM 2022 in Katar - Schmollen des Tages: CR7-Schwester

Wenn es bei Cristiano Ronaldo sportlich nicht läuft, ist man es mittlerweile gewöhnt, dass sich Mitglieder der Familie des Portugiesen öffentlich äußern und zum Rundumschlag gegen die bösen Kritiker und Medien ausholen. Warum sollte es dieses Mal auch anders sein?

"Ich bin froh, dass Portugal gewonnen hat... (ich habe Portugal schon so oft gewinnen sehen). Und nicht einmal das entkräftet diesen Teil der portugiesischen Bevölkerung", spielte CR7-Schwester Katia Aveiro auf die Umfrage der Sportzeitung A Bola an, bei der 70 Prozent der Befragten angaben, Ronaldo nicht mehr in Portugals Startelf sehen zu wollen.

"Und das ist es, was nicht richtig ist, denn sie fluchen weiter, sie beharren weiter auf Beleidigung und Undankbarkeit. Zu traurig ist das, was ich nicht hier in Katar, sondern in meinem Land, in seinem Land, lese und höre. In der Tat traurig", führte Aveiro weiter aus.

Die (ungerechtfertigte) Kritik an ihrem Bruder würde so weit gehen, dass sie sich den Superstar zurück bei der Familie wünsche. "Ich wollte so sehr, dass er nach Hause kommt, dass er die Nationalmannschaft verlässt und sich an unsere Seite setzt. Um ihn zu umarmen und ihm zu sagen, dass alles in Ordnung ist. Um ihn daran zu erinnern, was er erobert hat und aus welchem Haus er kommt. Ich wollte so sehr, dass er nicht mehr dorthin geht, wir haben genug gelitten (sie werden nie wissen, wie sehr). Du bist groß und die Kleinen wissen nicht, wie groß du bist..."

Wie rührend.

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WM 2022 in Katar - Aus des Tages: Daniel Siebert

Die hitzige Vorrundenpartie zwischen Uruguay und Ghana (2:0) war der zweite und zugleich letzte Einsatz des deutschen WM-Schiedsrichters Daniel Siebert. Das bestätigte der 38-Jährige der Bild-Zeitung. "Ich habe mein sportliches Ziel mit zwei Spielen bei dieser WM erreicht", sagte Siebert.

Siebert hatte in Katar die Partie Australien gegen Tunesien (1:0) sowie das Gruppenfinale von Uruguay gegen Ghana (2:0) geleitet. Uruguay hatte trotz des Sieges das Achtelfinale verpasst. Der Mannschaft von Kapitän Luis Suárez fehlte ein Tor. Dafür hatten die Uruguayer Siebert verantwortlich gemacht, weil er ihnen einen Strafstoß verwehrt hatte.

Laut Bild-Zeitung soll die Kontroverse darum aber keinen Einfluss auf die Entscheidung gegen Siebert gehabt haben, er hätte schlicht aufgrund seines noch recht jungen Alters in der Rangordnung weiter hinten gestanden. Dafür spreche auch das positive Feedback der Schiedsrichter-Kollegen, das den Berliner "optimistisch in die Zukunft blicken" lasse.

Nach der Abreise von Siebert und seinem Team ist der letzte verbliebene DFB-Referee bei der Weltmeisterschaft Bastian Dankert (Schwerin). Der 42-Jährige ist als VAR im Einsatz.

Lionel Messi
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WM 2022 in Katar - "Persona non grata" des Tages: Lionel Messi

Die transsexuelle mexikanische Abgeordnete Maria Clemente Garcia hat den offiziellen Antrag gestellt, Argentiniens Superstar Lionel Messi zur "Persona non grata" zu erklären und die Einreise nach Mexiko zu verweigern. Hintergrund ist das Verhalten des 35-Jährigen nach dem Vorrundenspiel gegen El Tri (2:0), als er anscheinend in der Kabine ein getauschtes mexikanisches Trikot als Fußabtreter missbraucht haben soll.

Messi wird fehlender Respekt gegenüber dem mexikanischen Staat vorgeworfen. Garcia machte am Dienstag eine offizielle Eingabe an das mexikanische Außenministerium.

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WM 2022 in Katar - Bangen des Tages: Raheem Sterling

Die englische Nationalmannschaft muss womöglich für das restliche Turnier auf Raheem Sterling verzichten. Nach dem Einbruch in seiner Wohnung war er kurz vor dem Achtelfinalspiel gegen den Senegal (3:0) abgereist, um seiner Familie beizustehen.

Gegenüber der Sun ließ er eine Rückkehr nach Katar nun offen: "Ich werde nicht zur WM zurückkehren, solange meine Familie nicht sicher ist." Die Täter hatten dem Vernehmen nach keine Gewalt gegenüber den Anwesenden angewendet.

Am Samstag trifft England auf Weltmeister Frankreich. Sterling hatte in den ersten beiden Gruppenspielen des Weltmeisters von 1966 gegen Iran (6:2) und die USA (0:0) jeweils begonnen. In den anderen beiden Partien stand Phil Foden in der Startelf.

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WM 2022 in Katar - Abschied des Tages: Stadien

Das Gastgeberland scheiterte historisch in der Gruppenphase, nun verabschieden sich auch die ersten Stadien von der Weltmeisterschaft. Teilweise haben auch schon die Abbauarbeiten begonnen, drei der acht Spielstätten werden nach dem Achtelfinale nicht mehr gebraucht.

Bereits am Dienstag wurden von zahlreichen Bauarbeitern rund um das Stadion 974 sämtliche Planen und Gitter zur U-Bahn-Linie abgebaut. Wenige Stunden zuvor hatte sich dort noch Brasilien gegen Südkorea ins Viertelfinale gezaubert.

Zwei Arbeiter bestätigten, dass der Rückbau des eigentlichen Stadions erst nach dem WM-Finale beginnen soll. Aufgrund der Telefonvorwahl Katars 00974 wurde die Arena aus 974 Schiffscontainern gebaut. Das Stadion dient als Beispiel, da es weniger Baumaterial benötigte und auch an anderer Stelle wieder aufgebaut werden kann.

Gianni Infantino bezeichnete es bereits als "Teil des Vermächtnisses dieser Weltmeisterschaft, der Nachhaltigkeit der Weltmeisterschaft, des Nachdenkens über die Umwelt".

Das Problem: Das Interesse an dem "Teil" dürfte nicht gerade groß sein. Aber wer weiß schon, was bei der Europameisterschaft in Deutschland alles auf uns zukommt. Das Olympiastadion ist eh nicht wirklich beliebt - und der DFB hat bekanntlich einen guten Draht zur FIFA.

Die ebenfalls nicht mehr gebrauchten Stadien (al-Janoub und Ahmad bin Ali) bleiben übrigens an Ort und Stelle. Allerdings werden sie erheblich verkleinert.

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WM 2022 in Katar - Unglücklichstes Händchen des Tages: Luis Enrique

Spanien schied am Dienstag nach Elfmeterschießen gegen Underdog Marokko aus. Kurios: Die Furia Roja traf beim 0:3 nicht einmal vom Punkt.

Dabei hatte Trainer Luis Enrique, jener, der auch "1000 Elfmeter" von seinen Spielern als Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft gefordert hatte, kurz zuvor noch den so häufig obligatorischen Wechsel vorgenommen und in Pablo Sarabia (118.) einen vermeintlich sicheren Schützen gebracht. Dieser schnappte sich auch voller Selbstbewusstsein zuerst den Ball - und vergab.

Der Pfostentreffer entpuppte sich als der Anfang vom Ende, der Druck für die nachfolgenden Schützen stieg gewaltig. Auch Carlos Soler und Sergio Busquets vergaben mehr oder weniger kläglich. Ein kleiner Trost: Marokkos Coach Walid Regragui vergriff sich ebenfalls. Mit Badr Benoun schickte er in der 120. Minute den einzigen Fehlschützen seines Teams ein.

WM 2022 in Katar: Die Viertelfinals im Überblick

Datum

Begegnung

9. Dezember, 16 Uhr

Kroatien vs. Brasilien

9. Dezember, 20 Uhr

Niederlande - Argentinien

10. Dezember, 16 Uhr

Marokko vs. Portugal

10. Dezember, 20 Uhr

England vs. Frankreich
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