All-In für den Henkelpott: Diese Ausnahmetalente ließ PSG einfach ziehen

Von Patrik Eisenacher/SPOX
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Seit 2011 pumpt die katarische Investorengruppe QSI Abermillionen in den Kader von Paris Saint-Germain. Das große Ziel ist der erstmalige Gewinn der Champions League, in der die Franzosen nun dem FC Bayern München gegenüberstehen.

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2020 war PSG so dicht am Henkelpott wie nie zuvor. Auch damals hieß der Gegner FC Bayern und mit Kingsley Coman sorgte ausgerechnet ein Spieler aus der eigenen Jugend des französischen Serienmeisters dafür, dass es nichts wurde mit dem ersehnten Triumph.

Dass das kein Zufall war, zeigen die Abgänge von unzähligen weiteren Talenten und Rohdiamanten, die oftmals fern von Paris zu absoluten Klassespielern wurden.

Kingsley Coman
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Kingsley Coman

Der Außenstürmer fühlte sich nach dem Sprung vom Nachwuchs zu den Profis nicht genug gewürdigt. "Ich habe bei PSG nichts gelernt, ich wurde nicht berücksichtigt", sagt der Franzose rückblickend.

Coman verschlug es erst zu Juventus, wo er jedoch hauptsächlich als zweite Spitze eingesetzt wurde - eine Position, die ihm nicht behagte. Drängte auf einen Wechsel zum FC Bayern, der ihm eine zweijährige Bewährungsprobe gab und ihn auslieh.

Bei den Bayern hat sich Coman nach vielen schweren Verletzungen zu einem herausragenden Flügelspieler entwickelt. Beim Champions-League-Finale 2020 traf er per Kopf zum entscheidenden 1:0 gegen seinen Ex-Klub PSG.

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Christopher Nkunku

Der Offensivspieler, der mittlerweile zur Weltklasse gehört, spielte fünf Jahre lang in den U-Mannschaften von PSG, ehe er langsam an die Profis herangeführt wurde. Unter dem ehemaligen Trainer Thomas Tuchel wurde er besonders in Liga und Pokal häufig eingesetzt.

Der flexibel einsetzbare Mittelfeldspieler verließ PSG dennoch im Sommer 2019 für rund 15 Millionen Euro und ging zu RB Leipzig. Dort hatte er 2021/22 seinen absoluten Durchbruch mit 35 Toren und 20 Assists in 53 Pflichtspielen. Mit RB wurde Nkunku DFB-Pokalsieger. Dazu kam die Auszeichnung als Deutschlands Fußballer des Jahres. In 2022/23 steht er nach 23 Spielen bei 17 Toren und vier Vorlagen.

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Moussa Dembélé

Floh bereits mit 16 Jahren aus der PSG-Akademie zum FC Fulham. Der Grund: "Ich fand, dass sie bei PSG den Talenten aus der Akademie nicht genug vertrauten." Bei den Cottagers gab er sein Profidebüt, zog nach zwei Jahren zu Celtic weiter.

Dort machte Dembele 51 Tore in 94 Spielen und kehrte nach insgesamt sechs Jahren auf der Insel nach Frankreich zurück. Bei Olympique Lyon wurde er Leistungsträger. In der Rückrunde an Atletico verliehen, die Spanier zogen die Kaufoption jedoch nicht.

Zurück in Lyon zeigte er starke Leistungen zu Saisonbeginn und traf 4-mal in den ersten sechs Ligaspielen. Musste dann mit einer Fissur des Wadenbeins wochenlang pausieren. In Lyon wird er unter Trainer Laurent Blanc aktuell wenig eingesetzt, ein Wechsel im Sommer 2023 bahnt sich an.

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Dan-Axel Zagadou

Galt nach starken Leistungen in der zweiten Mannschaft und den Junioren bei PSG als eines der größten Abwehrtalente Frankreichs. Als sein Vertrag bei PSG auslief, entschied er sich aber "ganz bewusst" für einen Wechsel zum BVB.

Dortmund sei es immer gelungen, "junge Spieler ins Profiteam zu integrieren und sie auf höchstem Niveau weiterzuentwickeln", sagte er damals und sollte Recht behalten. Beim BVB war er trotz jungen Alters zunächst oft Stammspieler.

Allerdings war Zagadou immer auch für Patzer gut, was ihm in entscheidenden Partien häufig einen Platz auf der Bank einbrachte. Hinzu kam dann auch Verletzungspech.

Auch in der vergangenen Saison verpasste er etliche Pflichtspiele wegen diverser Verletzungen. Aufgrund einer schweren Knieverletzung fiel er bis in den Herbst 2021 aus. Im Sommer 2023 ging es statt zu einem großen Verein ablösefrei zu Ligakonkurrent Stuttgart.

Mike Maignan, AC Milan
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Mike Maignan

Ja, auch der französische Keeper stand einst für die PSG-Jugend im Tor! Von 2009 bis 2015 gelang dem heute 27-Jährigen jedoch nie der Durchbruch in die erste Mannschaft. 2021 gewann er dann mit dem Lille OSC die französische Meisterschaft, 2022 mit dem AC Mailand die italienische.

Lange war die Torwart-Position das große PSG-Problem - hätten sie Maignan doch bloß gehalten. In diesem Jahr wird er zudem Frankreichs Nummer 1, nachdem Rekord-Nationalspieler Hugo Lloris zurückgetreten ist.

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Moussa Diaby

Wie Zagadou einer aus den starken PSG-Jahrgängen 1999 und 2000. Startete in der Saison 2018/19 nach einer unglücklichen Leihe zu Crotone durch, bekam über 1130 Einsatzminuten von Tuchel in der Ligue 1.

Dennoch entschied sich der Flügelspieler für einen Abschied von PSG und wechselte zu Bayer Leverkusen. Dort sollte er den zum BVB abgewanderten Julian Brandt beerben. Bei PSG war er in 25 Spielen an acht Toren beteiligt, eine Quote, die er in seiner ersten BL-Saison schon verbesserte (33 Spiele, 14 Scorerpunkte). 2020/21 kam er wettbewerbsübergreifend gar auf 10 Tore und 15 Vorlagen, 2021/22 in 42 Spielen sogar auf 17 Tore und 14 Assists. Auf seinen Durchbruch bei der Nationalelf wartet der gebürtige Pariser jedoch noch.

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Boubakary Soumaré

Wurde vor seinem 17. Geburtstag in die U19 von PSG hochgezogen, gewann die Meisterschaft und stand im Finale der Youth League. Reserve-Trainer Francois Rodrigues sagte über ihn, dass er alles für den Erfolg mitbringe.

Dennoch entschied sich der defensive Mittelfeldspieler für einen Wechsel zu OSC Lille. Dort kam der 14-fache U21-Nationalspieler in vier Jahren auf 112 Pflichtspiele, ehe er sich im Sommer für 20 Millionen Euro Leicester City anschloss.

Bei den Foxes ohne große Anlaufschwierigkeiten. Seit September absoluter Stammspieler in Leicester.

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Timothy Weah

Der Sohn des ehemaligen Weltfußballers George Weah wurde in New York geboren und wechselte 2014 in die Jugendabteilung von PSG - dort schoss er viele Tore und kämpfte sich bis zu den Profis.

Zu mehr als sechs Pflichtspielen reichte es aber nicht und so wechselte er zunächst per Leihe zu Celtic Glasgow und daraufhin für zehn Millionen Euro zu Lille. Beim Meister Frankreichs von 2021 ist er mal Ergänzungs- und mal Stammspieler und wird zum Teil als Rechtsaußen und als Linksverteidiger eingesetzt! Bei der WM 2022 war er zudem Stammspieler für die USA und traf gegen Wales.

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Jonathan Ikoné

Genau wie Weah verließ auch er PSG zunächst per Leihe, ehe er ebenfalls fest nach Lille wechselte und dort auf seinen Ex-Kollegen traf. Im Vorjahr trumpfte er auf, steckt jetzt aber in einer Formkrise - seit Januar 2022 kickt er in Florenz.

Mattéo Guendouzi, Olympique Marseille, Neymar, PSG
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Mattéo Guendouzi

Mit dem zentralen Mittelfeldspieler befindet sich ein Ex-PSG-Schützling sogar im Trikot des absoluten Erzrivalen von Olympique Marseille! Damit befindet sich Guendouzi in einem seltenen wie riskanten Kreis. Nach OMs Pokal-Sieg im Februar 2023 gegen PSG postete der 23-Jährige ein Bild von sich im Parc des Princes mit einem Marseille-Trikot, das er einst als Einlaufkind trug - während er für PSGs Nachwuchs kickte.

Nach seiner neunjährigen Zeit in der französischen Hauptstadt von 2005 bis 2014 verbrachte er vier Jahre beim damaligen Zweitligisten Lorient - bis Unai Emery bei Arsenal auf seine Fähigkeiten aufmerksam wurde. Die Leihe zur Hertha war ein strategischer Fehlgriff. Genau passend kam 2021 dann die Leihe von Arsenal nach Marseille, die ihn nach einer tollen Saison für elf Millionen Euro fest verpflichteten.

Bei OM gelang Guendouzi auch der Sprung in die französische Nationalmannschaft und in den Kader zur WM 2022 in Katar.

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Tanguy Kouassi Nianzou

Nach Coman das nächste PSG-Talent, das sich der FCB schnappte. Der erst 19-jährige Defensivspieler gilt als eines der größten Talente des Landes und hat beim Rekordmeister bis 2024 unterschrieben.

Bei PSG kam er in der abgebrochenen Saison 2019/20 auf elf Pflichtspiele und gab sogar sein CL-Debüt. Über seine Entscheidung, PSG zu verlassen und langfristig beim FCB zu unterschreiben, waren die PSG-Bosse erbost.

Nianzou kommt bereits auf über 40 Einsätze in den Junioren-Teams der Equipe Tricolore. Nachdem er in 2021 aufgrund von mehreren Muskelverletzungen nahezu komplett ausfiel, war er nur die Nummer 4 bei Bayern - und wechselte 2022 zum FC Sevilla, wo er oft zum Einsatz kommt.

Arnaud Kalimuendo
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Arnaud Kalimuendo

Von 2012 bis 2020 wurde der Stürmer bei PSG ausgebildet, ehe es nach einer Leihe nach Lens fest zu Stade Rennes ging - für 20 Millionen Euro!

Mit erst vier Toren und drei Vorlagen nach 15 Spielen läuft es dort jedoch noch nicht rund für den 21-Jährigen.

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Tanguy Coulibaly

Der Offensivallrounder machte für PSG sieben Spiele in der Youth League (ein Tor, zwei Vorlagen). Entschloss sich im Sommer 2019 aber zu einem Wechsel zum VfB Stuttgart und kam dort am 20. Oktober zu seinem Debüt.

Coulibaly reifte ohne lange Eingewöhnungszeit beim VfB zum Stammspieler. Verbesserungswürdig ist noch seine Chancenverwertung. In der vergangenen Saison trotz 34 Einsätzen lediglich mit zwei Treffern.

Stanley Nsoki
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Stanley Nsoki

Als Nsoki 2021 von Nizza zu Brügge wechselte, stellte sich bereits die Frage, ob seine Karriere gescheitert war. Doch 2022 sah die TSG Hoffenheim so viel Potenzial in ihm, dass sie ihn für zwölf Millionen Euro kaufte.

In Paris wurde Nsoki von 2012 bis 2018 ausgebildet.

BVB
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Abdoulaye Kamara

Und der BVB legte mit einem weiteren Spieler aus der PSG-Schmiede nach. Der defensive Mittelfeldspieler ist erst 16 Jahre alt und kam im Sommer ablösefrei, wie Coulibaly nahm er schon am Profitraining bei den Parisern teil.

"Wir hoffen, dass er sich bei uns im Erwachsenen-Bereich entsprechend weiterentwickelt und den nächsten Schritt macht", erklärte Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl. Kamara unterschrieb langfristig. Er stand bei PSG auch bereits im Profikader, blieb aber ohne Einsatz.

Beim BVB soll er zunächst langsam an die Profis gewöhnt werden. Spielt daher bei der U23 in der 3. Liga sowie in der U19 und kommt insgesamt auf bislang 25 Pflichtspiele in dieser Saison, in denen ihm drei Treffer gelangen.

Xavi Simons
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Xavi Simons

Der Niederländer ist wohl einer der größten Nachwuchs-Namen im Fußball. Vom FC Barcelona kam er 2019 mit 15 Jahren nach Paris.

Für die erste Mannschaft durfte Simons später ran, allerdings nur selten. Sportdirektor Luis Campos befand den heute 19-Jährigen für nicht gut genug und transferierte ihn ablösefrei zur PSV Eindhoven.

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Mamadou Doucouré

Verließ PSG im Sommer 2016 ablösefrei und ging nach Deutschland zu Borussia Mönchengladbach. Dem hochveranlagten Innenverteidiger blieb dort jedoch ein fast schon unglaubliches Verletzungspech treu.

Der mittlerweile 23-Jährige zog sich einen Muskelbündelriss nach dem anderen zu und machte für Gladbach in 4 Jahren kein einziges Spiel für die Profis. Erst am 31. Mai 2020 kam er zu seinem Debüt. Muss nach einem Achillessehnenriss abermals pausieren.

Yacine Adli
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Yacine Adli

Von 2013 bis 2018 wurde der Franco-Algerier bei PSG ausgebildet, bis ihn 2019 überraschend Bordeaux holte.

2022 verpflichtete ihn dann der italienische Meister AC Mailand für 8,5 Millionen Euro - dort spielt er höchsten sporadisch.

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Odsonne Edouard

Mit 17 Toren in 14 Spielen ist Edouard auch heute noch Frankreichs bester U21-Schütze! Auch bei PSG galt er anfangs als eines der größten Sturm-Talente der Welt. Doch bei den Profis lief es plötzlich nicht mehr so rund.

PSG verlieh in zu Toulouse und den Celtics, bis es ihn 2021 zu Crystal Palace zog, für 16 Millionen Euro. Dort ist er kein Stammspieler und trifft eher selten.

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Jean-Kevin Augustin

Sein Stern ging spätestens bei der U19-EM in Deutschland 2016 auf, als das vielversprechende Sturm-Juwel Frankreich mit sechs Toren zum Titel schoss. Auf den Rausch des Turniers folgte bei PSG jedoch Ernüchterung.

Augustin, der mit zwölf Jahren in die Pariser Akademie gewechselt war und auch den Sprung zu den Profis schaffte, spielte wenig bis gar nicht. Nach der Winterpause 2017 wurde er wieder in die Reserve geschickt und machte kein Spiel mehr für PSG.

Im Sommer 2017 folgte sein Wechsel zu RB Leipzig für 16 Mio. Euro. Dort pendelte er zwischen Bank und Startelf, machte in 67 Spielen 20 Tore. Auf eine Leihe zu Monaco folgte eine zu Leicester. Beim FC Nantes mittlerweile völlig außen vor.

Adil Aouchiche
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Honorable Mentions

Soumaila Coulibaly (BVB), Edouard Michut (Sunderland), Kays Ruiz-Atil (AJ Auxerre), Adil Aouchiche (FC Lorient), Fodé Ballo-Touré (AC Milan).

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