"Ich glaube, er hat Real Madrid zu 100 Prozent im Visier": Jürgen Klopps Optionen nach der Zeit beim FC Liverpool

Von Mark Doyle und Patrik Eisenacher
Jürgen Klopp
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Als einer der besten Trainer der Welt dürfte es Jürgen Klopp nach seinem Abschied vom FC Liverpool nicht an Optionen fehlen. So könnte die Zukunft des gebürtigen Stuttgarters aussehen.

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Nach dem Sieg in der vierten Runde des FA Cup gegen Norwich City am Sonntag (5:2) forderte Jürgen Klopp die Zuschauer in Anfield auf, zu vergessen, dass er im Sommer 2024 als Trainer des FC Liverpool aufhören wird.

Dass die Fans diesen Fakt außen vor lassen, ist jedoch unmöglich. Die Fans werden ihrem geliebten Trainer bis in den Mai bei jedem Spiel ein Ständchen singen - die Ticketpreise für sein Abschiedsspiel explodierten bereits. Auch Virgil van Dijk trauerte seinem Coach öffentlich schon hinterher. Die Spekulationen um ein endgültiges Karriereende werden derweil nicht abreißen, weil Klopp sich auch diese Tür offen ließ.

Wie geht es weiter mit einem der größten Trainer, den der Fußball je gesehen hat? SPOX geht einige Optionen durch.

Thomas Tuchel. FC Bayern München, FC Augsburg, Bundesliga, heute live
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6. Bayern München

Bei Bayern München läuft derzeit wenig rund. In der Bundesliga hat der FCB zwar einen großartigen Punkteschnitt, doch die Art und Weise des Zustandekommens wenig Rekordmeister-like - und Bayer Leverkusen war bisher eben noch ein kleines Stück besser.

Der Druck auf Thomas Tuchel wächst und der ehemalige Chelsea-Coach schwärmte dieser Tage vom Arbeiten in England und nannte den Wunsch, irgendwann in Spanien zu arbeiten.

Eine große Überraschung wäre es mittlerweile nicht mehr, sollte die Ehe zwischen den Roten und Tuchel in diesem Jahr noch in die Brüche gehen. Und dann würde sicher auch Jürgen Klopp mit den Bayern in Verbindung gebracht. Das Pikante: Von 2008 bis 2015 trainierte er bekanntlich den großen aus Dortmund.

Selbst die Münchener Spieler schließen das aber nicht aus. Manuel Neuer hat bereits offenbart, dass Klopp "ein potenzieller Kandidat ist, der auch später für Bayern München arbeiten könnte", der Verein selbst habe zudem wohl nichts dagegen. "Ob er das will, ist natürlich seine Sache. Oder ob er sagt, er will erstmal Pause machen. Vielleicht auch nicht mehr das Tagesgeschäft - eventuell einmal Nationaltrainer sein, kann ich mir auch vorstellen für ihn."

Wie Klopp schon 2022 sagte: "Ich hätte ein paar Mal zu Bayern gehen können, ich hätte mehr Titel in meinem Leben gewinnen können, ziemlich sicher würde ich sagen - mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zumindest. Ich habe es nicht getan, und das ist völlig in Ordnung. Die Welt ist nicht voll von Gewinnern, die Welt ist voll von Ausprobierern. Ich versuche es, und manchmal gewinne ich zusammen mit einigen anderen Menschen. Damit bin ich glücklich. Was wäre das für ein Leben, wenn wir alle nur dann glücklich wären, wenn wir wirklich gewinnen, am Ende, wenn dein Rennen zu Ende ist?"

Dieses Gerücht passt also einfach nicht zusammen, vor allem wenn man Klopps enorm enge Verbindung zu Borussia Dortmund bedenkt - und die Tatsache, dass er die Bayern einmal mit einem Bond-Bösewicht verglichen hat!

Daniele de Rossi
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5. AS Rom

Könnte Klopp wirklich der langfristige Nachfolger José Mourinhos werden? Die römische Zeitung Il Messaggero scheint das jedenfalls zu glauben. Sie behauptet, dass die Giallorossi hoffen, den scheidenden Liverpooler Trainer davon zu überzeugen, diesen Sommer ins Stadio Olimpico zu kommen.

Das Interesse der Roma ist sicherlich plausibel, da es sich um einen angeschlagenen Verein mit einer großen und leidenschaftlichen Fangemeinde handelt - die so verzweifelt nach Erfolg suchte, dass sie bereit war, Mourinhos einzigartige Art von Anti-Fußball fast drei Jahre lang zu ertragen.

Doch die Roma verfügt nicht über die nötigen Mittel, um Klopp einen saftigen Vertrag anzubieten - und ihm die gewünschten Spieler zu holen. Auch auf die Europa League dürfte der 56-Jährige keine Lust haben.

Außerdem hat Interimstrainer Daniele De Rossi einen erfolgreichen Start hingelegt. Die Klublegende könnte den Job dauerhaft übernehmen, wenn er in der Serie A unter den ersten vier kommt - etwas, das Mourinho nie geschafft hat.

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4. Real Madrid

Nicht lange nachdem Klopp am Freitagmorgen die Bombe platzen ließ, sagte der ehemalige Liverpooler Flügelspieler Jermaine Pennant zu Lord Ping: "Ich glaube, er hat Real Madrid zu 100 Prozent im Visier... Sie haben [Kylian] Mbappé dort, sie haben [Jude] Bellingham, also könnte es Real Madrid werden."

Nun ja, Mbappé ist noch nicht fix und Ancelotti verlängerte kürzlich bis 2026. Aber es ist ja nicht so, dass Klopps Aktien während seines Sabbat-Jahres sinken würden. Sein Lebenslauf spricht für sich.

Aber auch hier ist ein Engagement schwer vorstellbar. Es handelt sich um einen noch erfolgreicheren Klub als Bayern, und, abgesehen vom Prestige, ergibt es im Moment auch keinen Sinn.

Xavi
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3. FC Barcelona

Einen Tag, nachdem Klopp verkündet hatte, dass ihm in Liverpool "die Energie ausgeht", verriet Xavi, dass der Job beim FC Barcelona "schrecklich" an seiner Moral und seiner mentalen Gesundheit zehre - und dass auch er seinen Posten am Ende der Saison räumen werde. Die Enthüllung löste nicht nur eine Welle der Sympathie für die Mittelfeldikone aus, sondern auch Spekulationen, dass Klopp im Sommer 2024 nach Katalonien kommen könnte.

Barça wieder zu altem Ruhm zu verhelfen, wäre für Klopp sicherlich eine attraktivere Aufgabe, als Real zu einem weiteren Champions-League-Titel zu führen. Außerdem wurde berichtet, dass der 56-Jährige die Traumbesetzung von Präsident Joan Laporta sei.

Allerdings gibt es hier ein paar große Hindernisse: Geld und Timing. Könnte Barça genug Geld auftreiben, um Klopp zu einem angemessenen Gehalt zu verpflichten und den Kader nach seinen Vorstellungen zu verstärken? Vielleicht. Laporta könnte wieder an seinen Hebeln ziehen.

Aber die Hauptsache ist, dass Klopps sofortiger Wechsel in eine der schwierigsten Positionen im Weltfußball nicht mit seinem Wunsch nach einer ruhigen Pause übereinstimmt. Auch wenn Klopp eines Tages Barça trainieren könnte, ist es unwahrscheinlich, dass er bereits in diesem Sommer dazu kommt.

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2. Rente

Pep Guardiola ist eine der vielen führenden Persönlichkeiten des Fußballs, die absolut keinen Zweifel daran haben, dass Klopp früher oder später wieder Trainer sein wird: "Es mag nur meine Meinung sein und er wird es vielleicht nicht zugeben, aber er wird zurückkehren. Vielleicht dauert es zehn Jahre, bis er seine Energie wieder aufgeladen hat. Aber er wird wieder da sein, ich weiß es."

Trotzdem besteht die unschöne Möglichkeit eines Klopp-Aufhörens. "Wenn Sie mich fragen: 'Werden Sie jemals wieder als Manager arbeiten?', würde ich jetzt nein sagen", gestand er am vergangenen Freitag gegenüber den Vereinsmedien des FC Liverpool. "Aber ich weiß natürlich nicht, wie sich das anfühlen wird, weil ich die Situation nie hatte."

Klopp führte aus: "Was ich definitiv weiß: Ich werde nie, nie einen anderen Verein in England als Liverpool managen, zu 100 Prozent. Das ist nicht möglich. Meine Liebe zu diesem Verein, mein Respekt vor den Menschen ist zu groß. Das könnte ich nicht. Ich könnte nicht eine Sekunde darüber nachdenken. Es gibt keine Chance. Dies ist ein Teil meines Lebens, wir sind Teil der Familie, wir fühlen uns hier zu Hause. Da gibt es keine Chance, das zu tun. Aber der ganze Rest, werde ich jemals wieder arbeiten? Natürlich, ich kenne mich, ich kann nicht nur rumsitzen. Ich werde vielleicht etwas anderes finden, was ich tun kann. Aber ich werde keinen Verein oder ein Land leiten, zumindest nicht für ein Jahr, das geht nicht, das kann ich nicht und das will ich auch nicht."

Julian Nagelsmann
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1. Deutscher Bundestrainer

Die Rolle, die Klopp am wahrscheinlichsten als Nächstes übernehmen wird - und das mit einigem Abstand - ist das Bundestraineramt beim DFB. Zur Erinnerung: Der derzeitige deutsche Nationaltrainer Julian Nagelsmann hat nur noch einen Vertrag bis zum Ende der EURO 2024. Und unabhängig vom Ausgang des Turniers wird erwartet, dass der 36-Jährige unmittelbar danach wieder als Vereinstrainer tätig wird.

Würde Klopp wirklich nur einen Sommer und kein ganzes Jahr Pause machen wollen, bevor er sich wieder an die Arbeit macht? Vielleicht nicht. Es klingt wirklich so, als wolle er eine längere Pause vom Fußball. Das Geschäft als Nationaltrainer ist jedoch deutlich weniger stressig als das bei einem Verein.

Außerdem hat der Vizepräsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Ronny Zimmermann, bereits zugegeben, dass er gerne mit dem "Kloppo" des Landes zusammenarbeiten würde: "Ich glaube nicht, dass wir darüber reden müssen, dass Jürgen Klopp ein brillanter Trainer ist", sagte er am Samstag. "Wir müssen auch nicht darüber reden, dass er auch ein Kandidat für das Amt des Nationaltrainers sein könnte. Aber die Zeit für solche Wünsche war Weihnachten. Nach der Europameisterschaft werden wir über den Bundestrainer sprechen und nicht über das, was wir uns wünschen könnten. Aber ich könnte gut mit Jürgen Klopp leben, wie viele andere auch, denke ich..."

Kurzum: Der Job steht Klopp zur Verfügung - falls er ihn will. Die Frage ist nur, ob er schon im Sommer 2024 zubeißen möchte oder wie geplant erst später.